Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Quittung erhalten
Nur über die AfD zu jammern, ist zu wenig
Spätestens mit der Nachricht, dass in Gera ein AfDKandidat in die Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeister ziehen wird, geistert wieder die große Angst durch das politische Thüringen. Allenthalben wird gewarnt vor den Rechtspopulisten.
Woher kommt diese Angst? In Gera haben die etablierten Parteien offenbar mit der von ihnen unterstützten Kandidatin Viola Hahn nicht die richtigen Themen gehabt. In anderen Regionen, in denen die AfD angetreten ist, verpasste sie die Stichwahlen teilweise nur denkbar knapp, erreichte aber ohne erkennbare kommunale Basis in Thüringen gute Ergebnisse.
CDU und SPD bezeichnen sich selbst in Thüringen immer wieder als Parteien der Basis, die hier stark verwurzelt seien. Die Union hat das mit ihrem Ergebnis unterstrichen.
Die SPD hingegen musste vor allem in kreisfreien Städten Federn lassen.
Dass CDUGeneralsekretär Raymond Walk den Wunsch äußert, die Stadt und Kreisverbände mögen in den Stichwahlen überall dort, wo es möglich ist, um Mehrheiten der bürgerlichen Mitte werben, zeugt davon, dass nicht ausschließlich Angst vor der Stichwahl regiert, sondern auch Weitsicht.
Sich mit den Wahlkämpfen der AfDKandidaten auseinanderzusetzen und zu schauen, mit welchen Themen teilweise aus dem Stand zweistellige Ergebnisse erzielt wurden, könnte den Platzhirschen zeigen, was sie entweder verpasst oder genau richtig gemacht haben. Sich nur hinzustellen und von „Show“und „Populismus“zu jammern, wie es Geras ExOB Viola Hahn tat, ist zu wenig, um Wähler zurückzuholen. Die Quittung hat sie jetzt erhalten.