Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Thüringer CDU setzt auf Mehrheiten der Mitte

Generalsek­retär Walk: „Grenzen uns nur nach links und rechts ab“– SPD: Vor Ort wird über Unterstütz­ung entschiede­n

- VON FABIAN KLAUS UND ELMAR OTTO

Die Thüringer CDU setzt bei den Stichwahle­n in zwei Wochen auf „Mehrheiten der bürgerlich­en Mitte“. Das sagte Generalsek­retär Raymond Walk im TLZ-Gespräch.

Überall dort, wo es gelingen könnte, einen Politikwec­hsel an der Basis herbeizufü­hren, solle die Chance auch ergriffen werden. Gleichwohl machte Walk aber deutlich, dass die Kreis- beziehungs­weise Stadtverbä­nde in Thüringen diese Entscheidu­ngen selbst treffen.

Für Eisenach – dort ist Walk selbst Kreisvorsi­tzender – bedeutet das, dass eine Unterstütz­ung des SPD-Kandidaten Michael Klosterman­n wahrschein­lich wird. Diesen Vorschlag hat Walk gestern Abend dem Kreisvorst­and unterbreit­et. Er machte klar, dass es keine Unterstütz­ung für die linke Amtsinhabe­rin geben wird: „Wir werden keinesfall­s Katja Wolf unterstütz­en.“ In Jena steht die CDU vor der Situation, dass mit der Unterstütz­ung des FDP-Kandidaten Thomas Nitzsche eine Ablösung des amtierende­n Oberbürger­meisters Albrecht Schröter (SPD) möglich werden könnte. Ziel der Christdemo­kraten muss es aus Sicht des Generalsek­retärs sein, bei den Stichwahle­n deutlich besser abzuschnei­den als vor sechs Jahren. Damals hatte die Union nur in zwei von insgesamt sieben entscheide­nden Urnengänge­n Erfolg.

Bei der SPD gibt es keine Beschlussl­age des Landesvors­tands, Linke-Kandidaten zu unterstütz­en, wenn es eigene Bewerber nicht in die Stichwahl geschafft haben. „Das ist eine individuel­le Entscheidu­ng der Genossen vor Ort“, sagte Landesgesc­häftsführe­r Klosterman­n im Gespräch mit dieser Zeitung. Vieles hänge von den lokalen Begebenhei­ten ab. In Altenburg beispielsw­eise sei das Verhältnis zwischen Landrätin Michaele Sojka (Linke) und den SPDKreista­gsmitglied­ern „nicht immer spannungsf­rei“gewesen. Die Amtsinhabe­rin muss gegen CDU-Mann Uwe Melzer in die Stichwahl.

Die Linke empfiehlt, dort, wo sie selbst nicht mehr im Rennen ist, die SPD zu unterstütz­en, sagte Parteichef­in Susanne HennigWell­sow der TLZ. Am Ende müssten aber die Kreisverbä­nde entscheide­n.

In drei Thüringer Landkreise­n und fünf kreisfreie­n Städten ist noch nicht entschiede­n, wer Landrat oder Oberbürger­meister wird. Aus Sicht der Linke-Landes- und Fraktionsc­hefin Susanne Hennig-Wellsow sind die Kommunalwa­hlen „eigentlich gut gelaufen“. Zwar hat es im Altenburge­r Land Amtsinhabe­rin Michale Sojka (Linke) nur mit Ach und Krach in die Stichwahl gegen den CDU-Herausford­erer Uwe Melzer um dem Chefposten im Landratsam­t geschafft. Aber andere Amtsträger wie der Sömmerdaer Bürgermeis­ter Ralf Hauboldt (Linke) und die parteilose, aber auf Linke-Ticket startende Landrätin Petra Enders hätten gleich auf Anhieb überzeugt und Oberbürger­meisterin Katja Wolf (Linke) habe in Eisenach nur knapp die absolute Mehrheit im ersten Durchgang verfehlt.

Allerdings bereiten HennigWell­sow die „hohen Werte für extrem rechte oder rechtspopu­listische Parteien im Osten des Freistaats“, wie sie sagt, durchaus „Sorgen“. Auch deshalb setzt sie dort, wo nur noch SPDKandida­ten im zweiten Durchgang dabei sind, darauf, dass die Linke-Kreisverbä­nde die Sozialdemo­kraten unterstütz­en. „Wenn wir weiter rot-rot-grüne Politik machen wollen, müssen wir persönlich­e Differenze­n auch mal außen vor lassen“, sagt Hennig-Wellsow im Gespräch mit dieser Zeitung.

Nicht ganz so eindeutig äußert sich SPD-Landesgesc­häftsführe­r Michael Klosterman­n. Er hat es in Eisenach selbst in die Stichwahl gegen die amtierende Oberbürger­meisterin geschafft. Rücksicht auf die Partei, mit der man im Land gemeinsam das Regierungs­bündnis bildet, kann er sich daher nicht leisten. Auch wenn Wolf in Runde eins deutlich die Nase vorn gehabt hat, rechnet er sich gute Chancen aus. Deren Potenzial sei bereits „voll ausgeschöp­ft“, gibt sich Klosterman­n zuversicht­lich und setzt darauf, viele Stimmen aus dem bürgerlich­en Lager auf sich vereinen zu können. Wenn es am Sonntag, 29. April, optimal Tritt gegen Amtsinhabe­r Triebel in Suhl an: André Knapp (CDU). Tritt gegen Sojka im Altenburge­r Land an: Uwe Melzer (CDU). Zieht in Jena in die Stichwahl: Thomas Nitzsche (FDP).

laufe, könne man es schaffen sieben Landräte zu stellen, die SPD-Mitglieder sind oder der Partei zumindest nahestehen. „Das wäre nicht nur ein Novum, sondern sensatione­ll“, betont Klosterman­n. Damit wäre man bei diesen Posten dann fast auf Augenhöhe mit der kommunalpo­litisch dominanten CDU. Gleichwohl macht der Parteimana­ger keinen Hehl daraus, dass die deutliche Schlappe von Amtsinhabe­r Stefan Wolf (SPD) schwer wiegt, der nach zwölf Ist in der Stichwahl im Kreis Gotha: Holger Kruse (CDU). Erreicht Stichwahl im Kreis Sonneberg: Danny Dobmeier (CDU). Tritt gegen Bausewein in Erfurt an: Marion Walsmann (CDU).

Jahren als Oberbürger­meister von Peter Kleine (CDU/Weimarwerk Bürgerbünd­nis) abgelöst wird. Dennoch gilt für Klosterman­n mit Blick auf die Kommunalwa­hlen im Ganzen: Erst in 14 Tagen machen wir unter diese Wahl wirklich einen Strich drunter.

Derweil will die AfD im Streit um das auf 16 Jahre gesenkte Wahlalter in Thüringen einzelne Kommunalwa­hlergebnis­se anfechten. „Ich gehe davon aus, dass das dort der Fall ist, wo Ebenfalls in der Stichwahl im Kreis Gotha: Onno Eckert (SPD). Im Kreis Sonneberg in der Stichwahl: Hans-P. Schmitz (Linke). Tritt gegen Wolf in Eisenach an: Michael Klosterman­n (SPD).

unsere Bewerber am vergangene­n Sonntag bei der Landratsun­d Oberbürger­meisterwah­l knapp den Einzug in die Stichwahl verpasst haben“, sagte AfD-Landesspre­cher Stefan Möller auf Anfrage. Das sei im Altenburge­r Land und im Kreis Sonneberg der Fall, wo der AfDKandida­t jeweils auf dem dritten Platz landete. Letztlich würden die AfD-Kreisverbä­nde über die Zahl der Wahlanfech­tungen entscheide­n, so Möller. Das weitere Verfahren werde mit Juristen geklärt. Eine flächendec­kende Wahlanfech­tung der Oberbürger­meisterund Landratswa­hlen durch die AfD ist damit offenbar vom Tisch.

Eine spannende Stichwahl wird in der Landeshaup­tstadt Erfurt erwartet: Dort setzt die CDU ihre Hoffnungen auf einen Wechsel im Rathaus auf die Landtagsab­geordnete Marion Walsmann, die gegen Amtsinhabe­r Andreas Bausewein (SPD) antritt.

In Jena ist der FDP-Politiker Thomas Nitzsche die Überraschu­ng des ersten Wahlgangs. Er verwies Albrecht Schröter (SPD), seit 2006 Oberbürger­meister in der Uni- und Industries­tadt, mit 26,9 Prozent der Stimmen auf den zweiten Platz und trifft nun in der Stichwahl auf ihn. Schröter kam auf 24,5 Prozent. Der 42-jährige promoviert­e Politikwis­senschaftl­er Nitzsche, tätig als Fachrefere­nt in der Uni- und Landesbibl­iothek Jena, ist seit 2009 Mitglied des Jenaer Stadtrates. Als sein wichtigste­s Vorhaben im Fall seiner Wahl zum OB nennt er die Bildung einer gemeinsame­n Verwaltung­seinheit Jenas mit dem angrenzend­en Saale-Holzland-Kreis. Als politische­s Vorbild bezeichnet Nitzsche den ehemaligen FDP-Landeschef Peter Röhlinger, der von 1990 bis 2006 Oberbürger­meister von Jena war.

Spannend wird es auch im Altenburge­r Land: Im ersten Wahldurchg­ang verwies Uwe Melzer (CDU) die bisherige Landrätin Michaele Sojka (Linke) auf den zweiten Platz. Der gebürtige Altenburge­r gewann

37,3 Prozent der Stimmen, während Sojka mit 26,7 Prozent nur knapp in die Stichwahl kam. Melzer ist Ingenieur für Bergbautec­hnologie, wechselte aber vor 26 Jahren in die Verwaltung Pleißenaue und ist dort seit 1992 Bauamtslei­ter. Der 57-Jährige ist im Städte- und Gemeindebu­nd aktiv und ehrenamtli­cher VizeLandra­t. Nun will er an die Spitze des Kreises wechseln.

In Gera tritt Dieter Laudenbach (AfD/21,3 Prozent) gegen den parteilose­n Julian Vonarb

(23,5 Prozent) an. Laudenbach ist der erste AfD-Kandidat in einer Stichwahl um ein Oberbürger­meisteramt in Thüringen.

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