Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Blinddarm-OP bei Kindern oft vermeidbar
ChirurgenGesellschaft: Oft reicht Behandlung mit Antibiotika
Im Fall einer akuten Blinddarmentzündungen bei Kindern greifen Chirurgen nicht mehr automatisch zum Skalpell. Sofortige Operationen seien in vielen Fällen nicht nötig, Kinder könnten zunächst mit Antibiotika behandelt werden, erklärte die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Die Medikamente sollen helfen, schwere Komplikationen zu vermeiden, eine OP sicherer zu machen oder eventuell sogar zu verhindern, betont DGCH-Präsident Jörg Fuchs. Eingriffe wegen Blinddarmentzündungen, sogenannte Appendektomien, gehören zu den häufigsten OPs überhaupt. Etwa jeder zehnte Deutsche habe aus diesem Grund eine Narbe.
Noch bis vor wenigen Jahren drängten Ärzte schon beim Verdacht auf Blinddarmentzündung auf eine schnelle Operation – aus Angst vor einem Blinddarmdurchbruch. Dieser kann lebensgefährlich sein. Oft gab es auch unnötige OPs, in denen sich der Blinddarm als gar nicht entzündet herausstellte.
Vor allem eine schwedische Studie vor zwei Jahren brachte nun ein Umdenken in Gang: Sie habe gezeigt, dass es offensichtlich möglich ist, Blinddarmentzündungen bei Kindern nur mit Antibiotika – die seit langem ohnehin begleitend zur OP gegeben werden – sicher zu behandeln, so Bernd Tillig von der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie. Folgestudien würden von Fachleuten diskutiert.
Bei erfolgreicher Behandlung bleiben Kindern die Narkose und die OP erspart. Die Misserfolgsrate sei mit bis zu 40 Prozent allerdings relativ hoch, so Tillig. In dem Fall müssten Kinder doch noch operiert werden. Und selbst wenn junge Patienten geheilt entlassen werden, könnten neuerliche Entzündungen folgen, was dann in der Regel doch zur OP führe. (dpa)