Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Rettung für das Rhönschaf
Thüringer Bestände der alten Haustierrasse erholen sich dank gezielter Förderung
Rhönschaf, Merinolangwollschaf, Leineschaf: Sie alle gelten als gefährdete Nutztierrassen in Deutschland. Beim schwarzköpfigen Rhönschaf allerdings, das in den
1980er-Jahren kurz vor dem Aussterben stand, haben sich die Bestände Fachleuten zufolge wieder erholt. Allein in Thüringen liegt der Bestand wegen gezielter Förderung inzwischen wieder bei etwa 2300 Mutterschafen, wie Christoph-Johannes Ingelmann vom Verband Thüringer Schafzüchter sagte.
28 Züchter kümmern sich in Thüringen um den Erhalt der alten Schafrasse.
Sie gilt als genügsam beim Futter, wetterrobust und widerstandsfähig gegen Krankheiten – und kommt deshalb gut mit dem Klima der auf Thüringen, Hessen und Bayern verteilten Rhön zurecht. Neben zwei größeren Betrieben mit rund 150 Mutterschafen handelt es sich laut Verband überwiegend um Nebenerwerbsbetriebe und Hobbyzüchter.
Dass sich die Bestände wieder stabilisiert haben, führt Ingelmann vor allem auf Förderprogramme wie das Kulap-Programm aus EU-Töpfen zurück. Damit werden Maßnahmen zur Landschaftspflege und zur Erhaltung vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen gefördert. „Ohne diese Mittel wäre es schwer für die Züchter“, sage der Geschäftsstellenleiter beim Thüringer Schafzuchtverband.
Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) führt die genügsamen „Pfennigsucher“auf den Wiesen der Rhön in der Vorwarn-Kategorie, der niedrigsten von vier Gefährdungsstufen.
Anders ist das bei den nur noch in Thüringen gezüchteten Merino-Langwollschafen und den Leineschafen aus dem Thüringer Eichsfeld und im angrenzenden Niedersachsen, die ihren Namen vom Fluss Leine haben. Beide Rassen hat die GEH als „stark gefährdet“eingestuft. „Da sieht es ganz traurig aus“, so Ingelmann. So seien etwa vier der sechs Leineschafhalter in Thüringen reine Hobbybetriebe, die nicht züchteten.
Die Haltung von Langwollmerinos, einer vor allem auf Wollgewinnung zielenden Kreuzung verschiedener Rassen aus den 1960er-Jahren, lohne sich kaum noch, sagte Henrik Wagner, Schafexperte bei der GEH. „Da kostet die Schur mehr, als die Wolle einbringt.“In Thüringen gibt es dem Schafzuchtverband zufolge noch sechs Züchter dieser Rasse mit insgesamt 5200 Mutterschafen.
Die GEH hat auf der Roten Liste für gefährdete Haustierrassen derzeit 18 in Deutschland heimische Schafrassen aufgeführt. Mit einer Zuchtschau und einer Aktion startet der Thüringer Schafzuchtverband am kommenden Samstag, 21. April, im südwestthüringischen Dermbach offiziell in die Saison. Dabei stehen unter anderem die Rhönschafe im Blickpunkt. Es gibt wieder etwa Muttertiere. Insgesamt Züchter kümmern sich um den Erhalt der Schafrasse. Foto: Nicolas Armer, dpa