Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Batterie oder Brennstoffzelle?
Beim Fachforum diskutieren Experten darüber, welcher Technologie im Auto die Zukunft gehört
Sind Elektroautos wirklich klimafreundlich? Welcher Technologie im Auto gehört die Zukunft – der Batterie oder der Brennstoffzelle?
Beim Thema „Mobilität der Zukunft ohne klimaschädliche Emissionen“sind aktuell noch viele Fragen offen. Das räumten die Experten bei einem Fachforum des Netzwerkes Erneuerbare Energien in Thüringen gestern ein. „Wir haben mehr Fragen als Antworten“, sagte Cornelius Ilgmann vom Thüringer Wirtschaftsministerium.
So seien die Ladesäulen für Elektroautos noch immer teuer und ohne eine Förderung nicht zu realisieren. „Wo laden die vielen Thüringer ihre Autos, deren Fahrzeuge an den Straßenrändern der Städte parken?“, stellte Ilgmann als Frage in den Raum. Müsse man für deren Aufladung Netze ausbauen?
So lange der technologische Wettlauf um die Antriebe der Zukunft nicht entschieden sei, werde es weiterhin auch Autos mit Verbrennungsmotoren geben, räumte Ilgmann ein.
Ohne einen Umbau des Verkehrs werde es aber nicht möglich sein, die vorgesehenen Ziele des Klimaschutzabkommens von Paris zu erreichen, fügte er an.
Deutschland habe sich schon vor zehn Jahren große Ziele gesetzt, sagte Steffen Schlegel von der Technischen Universität Ilmenau. Man habe Leitmarkt und Leitanbieter für Elektromobilität werden wollen, inzwischen seien andere Länder wie Norwegen oder die Niederlande in dieser Frage viel weiter.
Die Paris-Ziele seien nur erreichbar, wenn der Verkehr bis 2050 treibhausgasneutral laufe, sagte Urs Maier von Agora Verkehrswendegesellschaft. Andere Bereiche wie der Handel, die Industrie, das Gewerbe oder der private Verbraucher hätten in den zurückliegenden Jahren ihren Anteil an der Senkung des Schadstoffausstoßes geleistet, sagte Maier. Nur im Verkehr sei nahezu nichts geschehen.
„Es geht nicht um eine Einschränkung der Mobilität sondern um darum, diese intelligenter zu bewerkstelligen“, sagte Maier. Ein Schlüssel dafür sei der elektrische Antrieb. Was für Züge und Straßenbahnen selbstverständlich sei, müsse auch für Pkw, Busse und Lastwagen genutzt werden, forderte Maier.
Mehr als 500 Unternehmen in den neuen Bundesländern hingen als Zulieferer an der Automobilindustrie, bestätigte Jens Katzek vom Automotive Cluster Ostdeutschland. Angesichts der neuen Antriebe, die deutlich weniger Teile benötigten, sei die Zulieferbranche sehr nervös.
„Notwendig sind eine neue Produktpalette, die Qualifizierung von Mitarbeitern und Innovationen“, sagte Katzek. Er forderte die Unternehmen zudem zu einer stärkeren Zusammenarbeit auf. Auch Übernahmen oder Zukäufe könnten ein probates Mittel sein, die eigene Firmenzukunft zu sichern.
Bis 2030 werde es in Deutschland mehr Autos auf den Straßen gebe, auch der Anteil der E-Autos werde steigen. Allerdings bremse die Frage nach Batterieoder Brennstoffzellenantrieb die Investitionsbereitschaft.