Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Handyvertrag: Vier Wochen sind teurer als ein Monat
Viele Mobilfunkanbieter ändern ihr Abrechnungsmodell. Dadurch kann es unbemerkt teurer werden
Einen Monat lang telefonieren und surfen, ein fixer Preis: Viele Mobilfunkfirmen rechnen ihre Leistungen nach diesem Vertragsmodell ab – bislang jedenfalls. Nun aber machen immer mehr Anbieter aus einem Monat vier Wochen. Für Verbraucher wird es dadurch teurer – oft unbemerkt.
Pauschaltarife für einen Monat sind unter Mobilfunkkunden beliebt. Besonders PrepaidPakete mit festem Datenvolumen sowie fixer Anzahl an Telefon-Freiminuten werden so verkauft. Für den Nutzer hat das einen großen Vorteil: Stößt er auf einen billigeren Tarif, kann er schnell wechseln. Schon kleine Änderungen der Laufzeit haben aber einen großen Effekt. „Vier Wochen sind nicht ein Monat“, betont die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ihre Rechnung: Bei Kosten je Monat von beispielsweise
8,99 Euro zahlt der Kunde
107,88 Euro pro Jahr (12-mal
8,99 Euro). Nach der Umstellung auf vier Wochen muss er
13-mal im Jahr 8,99 Euro überweisen, sein Gesamtpreis steigt auf 116,87 Euro – gut acht Prozent mehr. „Denn ein Jahr hat etwas mehr als 52 Wochen. Durch vier Wochen geteilt, ergibt das eben 13 Abrechnungszeiträume – anstatt 12 bei monatlicher Abrechnung“, sagt Telekommunikationsexperte Thomas Bradler.
Rechtlich zu beanstanden ist das nicht: Anbieter dürfen ihre Konditionen und damit auch die Laufzeit grundsätzlich frei bestimmen. Bei laufenden Verträgen müssten die Kunden aber informiert werden, um gegebenenfalls widersprechen oder kündigen zu können. „Eine heimliche Umstellung ist nicht zulässig“, so die Verbraucherschützer.
Weil sich betroffene Kunden beschwerten, wurden die Laufzeitänderungen der Verbraucherzentrale bekannt. „Viele andere Nutzer dürften nicht einmal etwas davon bemerkt haben“, vermutet Bradler. Sein Rat: Wer auf der Suche nach einem neuen Handytarif ist, sollte genau hinschauen, ob der Preis für einen Monat oder für vier Wochen gilt. Zu beachten ist dabei: Bei 13 Abrechnungsperioden im Jahr gibt es dann auch 13-mal frische Leistungen in Form von Freiminuten und Datenmengen. Außerdem erhöhten mehrere Prepaid-Discounter zeitgleich auch das Datenvolumen je Periode, wie das Fachportal Teltarif.de berichtete. Ob der Kunde davon etwas hat, ist eine Frage seines persönlichen Nutzungsverhaltens. Wer das höhere Volumen tatsächlich benötigt, schneidet jetzt unter Umständen besser ab.
Für die Verbraucherschützer ist dies Anlass, an die Aufmerksamkeit der Nutzer zu appellieren. Experte Bradler: „Jeder sollte seinen Handyvertrag alle ein bis zwei Jahre auf den Prüfstand stellen und mit anderen Tarifen vergleichen. Vor allem Stammkunden stellen sich oft schlechter als Neukunden, die Anbieter mit zusätzlichen Leistungen locken.“
Regelmäßig mit anderen Tarifen vergleichen