Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Die ewig währende Sehnsucht nach dem Frieden
Jens Goldhardt gestaltet beeindruckendes Konzert mit Musik von Johann Sebastian Bach und Frank Martin
Überschattet von den tagesaktuellen Ereignissen in Syrien, konnte Pfarrer Jochen Franz von der Gothaer Margarethenkirche in seiner Begrüßung auf die Brisanz des Friedensthemas hinweisen. So sollte die jetzt aufgeführte Musik im Rahmen der Thüringer Bachwochen mit Mitteln der Kunst nachdenklich machen im Hinblick auf den Wunsch nach Frieden.
Am Beginn stand die etwas spröde wirkende Kantate „Der Friede sei mit dir“BWV 158 von Johann Sebastian Bach (16851750). Michael Kranebitters schöne Bariton-Stimme durchlief die Rezitative und Arien eher instrumental geführt. Souverän begleitet wurde er dabei von Konzertmeister Alexej Barchevitch (Violine) und Amandine Riou (Oboe) sowie von Michael Hochreither (Violoncello), Ulrike Zott (Kontrabass) und Kirchenmusikdirektor Jens Goldhardt (Orgel).
Im zweiten Satz sang MarieSophie Pollak einen zarten Choral über dem Solo-Bass, während der abschließende Choralsatz von den Stimmen des Bachchores Gotha und des Vocalkreises Gotha (Einstudierung Andreas Pawella) bestechend klangschön dargeboten wurde.
Bachs Passacaglia c-Moll für Orgel (BWV 582) war anschließend in der spätromantisch anmutenden, instrumentierten Fassung des russischen Komponisten Alexander Goedicke
(1877-1957) zu hören. Die transparente Interpretation unter Goldhardts klar strukturierter Leitung war vor allem gekennzeichnet durch die sich ständig wiederholenden Figuren in den tiefen Bassinstrumenten des stark besetzten Orchesters. Darin ließe sich Gottes Beständigkeit und Treue als tragender Grund des Friedens hineindenken, wie es Christoph Reichstein im Text des lesenswerten Programmheftes formulierte.
Bis in die letzten Einzelheiten überzeugend gelang anschließend die Wiedergabe des Oratoriums „In terra pax“(„Friede auf Erden“) von Frank Martin
(1890-1974). Die Leistung Jens Goldhardts kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, dieses äußerst anspruchsvolle Werk mit seinem Bachchor und dem Vocalkreis Gotha, dazu noch 14 Sängern des evangelischen Kinderchores „Lebensgeister“, aufzuführen.
Entstanden im Jahr 1944 angesichts des voraussehbaren
Kriegsendes, weisen die vier Teile den Weg vom Schrecken des Krieges über die Ankündigung der Befreiung, die Notwendigkeit von Vergebung und Liebe bis hin zur neuen Erde.
Gewaltig in seinen instrumentalen Ausmaßen, grandios in den voluminösen Chorpartien und bewegend in den dramatischen Ausbrüchen der Gesangssolisten,
kam die Sehnsucht nach Frieden in einer höchst packenden Aufführung herüber. Vor allem in den einstimmigen Stellen des Chores zeigte sich eine tief ergreifende Wirkung. Die Solisten Marie-Sophie Pollak (Sopran), Dorothea Zimmermann (Alt), André Khamasmie (Tenor), Michael Kranebitter (Bariton) und Hinrich Horn
(Bass) überzeugten durch ihre ausdrucksvollen Gesänge. Die Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach faszinierte mit einem überragenden Klangvolumen. Wie um die Stimmen der Welt zu vereinen, endete das Werk in einem überwältigenden, einstimmigen Finale, dem lang anhaltender, stehender Beifall folgte.