Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Kinder jagen Räuber in die Flucht
Konzert der ThüringenPhilharmonie GothaEisenach mit den „Bremer Stadtmusikanten“
Ein unbeschreiblicher Lärm, verursacht durch vielhundertfaches Geschrei aus Kinderkehlen, erfüllte am Montagvormittag den voll besetzten Saal des Gothaer Kulturhauses. Was war geschehen? Moderator Patrick Rohbeck hatte beim jüngsten Kinderkonzert der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach aufgefordert mitzuhelfen, die Räuber aus dem Haus am Waldrand zu verjagen und so Platz für die vier Bremer Stadtmusikanten zu schaffen.
Dass sich danach die Bremer Stadtmusikanten, also Esel, Hund, Katze und Hahn, bei einem herzhaften „Zwiefachen“über die geglückte Eroberung des Hauses freuten, versteht sich von alleine. Und auch als am Ende Rohbeck ansetzte, zu erklären: „Und wenn sie nicht gestorben sind, ...“kam aus dem Zuschauerraum die vielstimmige Antwort „...dann leben sie noch heute!“.
Der in Sachsen geborene, heute in Potsdam beim Deutschen Filmorchester Babelsberg beschäftigte Komponist Gisbert Näther hatte zu dem Märchen der Gebrüder Grimm „Die Bremer Stadtmusikanten“eine einfallsreiche, farbige Musik geschrieben. In ihr erhielten die vier Tiere einzelne Instrumente zugeordnet, so dass Esel (Waldhorn), Hund (Posaune), Katze (Bassklarinette) und Hahn (Trompete) aus der Orchestermusik immer wieder herauszuhören waren.
Begonnen hatte alles mit dem Stück „Der wilde Bär“aus der Suite Nr. 2 von Edward Elgar, das die Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach unter der Leitung von Juri Lebedev schwungvoll in Szene setzte. Dann begann die von Patrick Rohbeck in seiner unnachahmlichen Art dargestellte Erzählung des Märchens, in der auch seine eindrucksvolle Baritonstimme immer wieder Klagelieder der einzelnen Tiere vernehmen ließ, begleitet von seinen drastischen Grimassen und Gesten. Und die Zuhörer aus Vorund Grundschulen brauchte er nicht lange zu animieren, bei dem wiederkehrenden Vers „Komm mit uns nach Bremen!“kräftig mit einzustimmen.
Am Sonntagnachmittag davor gab es dieses Werk im Rahmen eines Familienkonzertes. Es war klar, dass es hier nicht so lautstark zugehen konnte, waren doch die kleinen Besucher, die mit Eltern und Großeltern ins Konzert kamen, wesentlich jünger. Doch auch hier gewann Rohbeck die Aufmerksamkeit nicht nur der „Großen“, sondern der Nachwuchs war sichtlich ebenso gebannt.
Die Besucher bekamen dazu noch in einem ersten Konzertteil eine Reihe eingängiger Stücke aus einem „musikalischen Zoo“zu hören, wie Rohbeck es bezeichnete. So ganz nebenbei erklärte er, wie Komponisten Tiere rhythmisch oder durch Lautmalerei in ihre Musik einbauen. Auf die Ouvertüre zur „Diebischen Elster“von Gioacchino Rossini folgte der „Hummelflug von Nicolai Rimski-Korsakow und der „Tanz der kleinen Schwäne“aus dem Ballett „Schwanensee“von Peter Tschaikowski. Ins Reich des Films entführten die Musiker der Philharmonie mit Henry Mancinis „Der rosarote Panther“sowie Hans Zimmers und Elton Johns Musik zu „Der König der Löwen“. Den furiosen Abschluss bildete das Finale aus dem „Karneval der Tiere“im Arrangement von Juri Lebedev.
Großen Beifall gab es bei beiden Veranstaltungen.
Diebische Elster und Hummelflug