Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Zwillingsdotter von jungen Hennen
Überraschung kommt nur aus dem BioStall
Weniger, aber besser. Diesen Wahlspruch haben sich all die Gothaer zu eigen gemacht, die nichts von Massentierhaltung, Gentechnik, Glyphosat & Co. halten und deshalb donnerstags auf dem oberen Hauptmarkt einkaufen. Dort bietet das Mühlhäuser Gut Sambach Milch, Fleisch, Wurst, Käse, Obst und Gemüse an. Das Gut wirtschaftet ökologisch und gehört dem Demeter-Verband an, dessen Bio-Siegel auf der Grundlage der strengsten in Deutschland geltenden Bio-Vorschriften vergeben wird.
Jüngst hatte der Sambacher Stand für seine Kunden eine Überraschung in petto: Er verkaufte weiße Eier, die nicht vereinzelt, sondern allesamt jeweils zwei Dotter enthielten. Gebranntes Kind scheut das Feuer, und dem kritischen Kunden schießt sofort ein Verdacht durch den Kopf: Ist da Genmanipulation im Spiel?
Wir gingen der Sache nach und befragten den Leiter des Guts, Friedhelm Feindt, Doktor der Agrarwissenschaften. Der wiederum wandte sich umgehend an den Kooperationspartner, mit dem das Gut gemeinsam auf seinen Demeter-Flächen zwei Legehennen- und zwei Aufzuchtställe gebaut hat und betreibt. Es handelt sich um den Geflügelhof Hottelstedt GmbH. Von dort stammen die fraglichen Eier.
Silvio Schmidt, Geschäftsführer des Geflügelhofs, erklärt dazu: Zwillingsdotter stammten meistens von jungen Hennen, bei denen sich der Prozess der Eibildung erst hormonell einpendeln müsse. In solchen Fällen wanderten eben oft zwei Dotter vom Eierstock in den Eileiter und würden dort über Nacht mit einer Kalkschale zu einem Ei umhüllt.
Auf die Genießbarkeit des Eies habe dies absolut keinen Einfluss. Die Hennen im Sambacher Stall seien tatsächlich erst 16 Wochen alt und hätten erst im Februar begonnen, „vermarktungsfähige“Eier zu legen.
Es gibt sogar Eier mit vier Dottern
Übrigens beschäftigen sich Fachleute schon länger mit diesem Phänomen. So kann man in einschlägigen Veröffentlichungen lesen, dass sogar Eier mit vier Dottern vorkommen.
Bleibt die Frage: Wenn Doppeldotterbildungen so häufig sind, warum findet man dann eigentlich nie Zwillingseier im konventionellen Handel? Diese Frage lässt sich überraschend einfach beantworten: Fast alle Hersteller durchleuchten ihre Eier, bevor sie sie verkaufen. Eier mit zwei Dottern werden dann aussortiert und entsorgt. Oder sie werden der verarbeitenden Lebensmittelindustrie zur Verfügung gestellt.
Fazit: Wer auf dem Bio-Hof Eier mit zwei Dottern kauft, handelt doppelt richtig. Er unterstützt die tiergerechte Hühnerhaltung. Und er tut etwas gegen Lebensmittelverschwendung.