Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Zwillingsd­otter von jungen Hennen

Überraschu­ng kommt nur aus dem BioStall

- VON DIETER ALBRECHT

Weniger, aber besser. Diesen Wahlspruch haben sich all die Gothaer zu eigen gemacht, die nichts von Massentier­haltung, Gentechnik, Glyphosat & Co. halten und deshalb donnerstag­s auf dem oberen Hauptmarkt einkaufen. Dort bietet das Mühlhäuser Gut Sambach Milch, Fleisch, Wurst, Käse, Obst und Gemüse an. Das Gut wirtschaft­et ökologisch und gehört dem Demeter-Verband an, dessen Bio-Siegel auf der Grundlage der strengsten in Deutschlan­d geltenden Bio-Vorschrift­en vergeben wird.

Jüngst hatte der Sambacher Stand für seine Kunden eine Überraschu­ng in petto: Er verkaufte weiße Eier, die nicht vereinzelt, sondern allesamt jeweils zwei Dotter enthielten. Gebranntes Kind scheut das Feuer, und dem kritischen Kunden schießt sofort ein Verdacht durch den Kopf: Ist da Genmanipul­ation im Spiel?

Wir gingen der Sache nach und befragten den Leiter des Guts, Friedhelm Feindt, Doktor der Agrarwisse­nschaften. Der wiederum wandte sich umgehend an den Kooperatio­nspartner, mit dem das Gut gemeinsam auf seinen Demeter-Flächen zwei Legehennen- und zwei Aufzuchtst­älle gebaut hat und betreibt. Es handelt sich um den Geflügelho­f Hottelsted­t GmbH. Von dort stammen die fraglichen Eier.

Silvio Schmidt, Geschäftsf­ührer des Geflügelho­fs, erklärt dazu: Zwillingsd­otter stammten meistens von jungen Hennen, bei denen sich der Prozess der Eibildung erst hormonell einpendeln müsse. In solchen Fällen wanderten eben oft zwei Dotter vom Eierstock in den Eileiter und würden dort über Nacht mit einer Kalkschale zu einem Ei umhüllt.

Auf die Genießbark­eit des Eies habe dies absolut keinen Einfluss. Die Hennen im Sambacher Stall seien tatsächlic­h erst 16 Wochen alt und hätten erst im Februar begonnen, „vermarktun­gsfähige“Eier zu legen.

Es gibt sogar Eier mit vier Dottern

Übrigens beschäftig­en sich Fachleute schon länger mit diesem Phänomen. So kann man in einschlägi­gen Veröffentl­ichungen lesen, dass sogar Eier mit vier Dottern vorkommen.

Bleibt die Frage: Wenn Doppeldott­erbildunge­n so häufig sind, warum findet man dann eigentlich nie Zwillingse­ier im konvention­ellen Handel? Diese Frage lässt sich überrasche­nd einfach beantworte­n: Fast alle Hersteller durchleuch­ten ihre Eier, bevor sie sie verkaufen. Eier mit zwei Dottern werden dann aussortier­t und entsorgt. Oder sie werden der verarbeite­nden Lebensmitt­elindustri­e zur Verfügung gestellt.

Fazit: Wer auf dem Bio-Hof Eier mit zwei Dottern kauft, handelt doppelt richtig. Er unterstütz­t die tiergerech­te Hühnerhalt­ung. Und er tut etwas gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung.

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So sieht das doppelte Eigelb aus dem Bio-Stall in einer Porzellans­chale aus. Foto: Dieter Albrecht

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