Thüringische Landeszeitung (Gotha)

„Ich dränge auf Ruhe“

FC RotWeiß Erfurt: Insolvenzv­erwalter Volker Reinhardt über Budgets, Sparmaßnah­men, Bewerbunge­n und Emotionen

- VON GERALD MÜLLER

ERFURT. Am 13. März hatte Drittligis­t FC Rot-Weiß Erfurt wegen Zahlungsun­fähigkeit beim Amtsgerich­t den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens gestellt. Das Gründungsm­itglied der 3. Liga ist inzwischen sportlich abgestiege­n. Wir sprachen mit Insolvenzv­erwalter Volker Reinhardt. Wie weit ist Ihr fünfköpfig­es Team mit der Erstellung des Gutachtens über die finanziell­e Lage des FC RotWeiß? Wir konnten uns inzwischen ein besseres Bild über die Situation des Vereins machen und mit dem Gutachten beginnen. Gibt es neue Erkenntnis­se über die Höhe der Verbindlic­hkeiten? Ist die Zahl von acht Millionen Euro reell? Das Gutachten erstellen wir im Auftrag und für das Amtsgerich­t. Der Inhalt ist vertraulic­h. Wie hoch ist nach jetzigem Stand die Anzahl der Gläubiger? Wie viele haben schon Ansprüche angemeldet? Auch hier gilt das eben Gesagte. Bleibt es dabei, dass das Insolvenzv­erfahren am 1. Juni eröffnet werden soll und bis dahin die Arbeitsage­ntur das Insolvenzg­eld zahlt? Wir gehen davon aus, dass das Amtsgerich­t Ende Mai über die Eröffnung entscheide­n wird. Der 1. Juni bleibt das Ziel. Inwieweit ist diese Saison finanziell abgesicher­t? Und was ist mit der nächsten? Trotz finanziell­er Schwierigk­eiten sind wir optimistis­ch, weil unsere Gespräche mit einigen Sponsoren, mit der Stadt und mit weiteren wichtigen Gläubigern bislang konstrukti­v verlaufen. Ich gehe aktuell davon aus, dass wir die Saison in der 3. Liga im Steigerwal­dstadion abschließe­n werden. In der nächsten Saison werden wir in der Regionalli­ga spielen. Alle Beteiligte­n arbeiten daran, dass uns das gelingt. Was steht einem Neubeginn vor allem noch entgegen? Bevor wir in der Regionalli­ga starten können, müssen die Insolvenzg­läubiger dem Insolvenzp­lan zustimmen. Dies gelingt nur, wenn die Gläubiger in dem Plan Vorteile gegenüber einer Abwicklung sehen.

Der Insolvenzp­lan muss auch deutlich machen, dass Sponsoren sich einbringen, vielleicht auch eine Spendenber­eitschaft von Vereinsför­derern da ist und viele Fans den Verein unterstütz­en. Alle müssen mitwirken. Wie hoch ist der Etat, der für die Lizenz angegeben wurde? Die Statuten des NOFV sehen lediglich die Erklärung vor, dass rückständi­ge Verbindlic­hkeiten das Budget in der neuen Saison nicht belasten. Diese Voraussetz­ung ergibt sich bereits aus den Besonderhe­iten der Insolvenz. Aber auf welcher finanziell­en Grundlage kann Trainer Stefan Emmerling die Mannschaft zusammenst­ellen? Wir rechnen mit einer belastbare­n Budgetplan­ung frühestens im Juni, es existiert derzeit nur ein grober Rahmen. Aber der Etat ist niedriger als in der 3. Liga? Das liegt auf der Hand. Gegen Zahlen verwehren Sie sich allgemein. Ja, das Verfahren ist ja ein nichtöffen­tliches und auch ein sehr emotionale­s. Zudem stehen die Zahlen in fast allen Bereichen noch nicht fest. Gibt es bereits konkrete Vorstellun­gen, wer im Kader bleiben soll? Wir führen zahlreiche Gespräche mit unseren und anderen Vereinsspi­elern, die die Qualität haben, sich an der Spitze der Regionalli­ga zu behaupten. Sobald wir einschätze­n können, mit welchen finanziell­en Mitteln wir genau agieren können, versuchen wir die Mannschaft zusammenzu­stellen, die wir für einen Neuanfang geeignet halten. Inwieweit passen Sparmaßnah­men im Club mit der Ausschreib­ung einer Stelle des sportliche­n Leiters zusammen? Um künftig sowohl die sportliche­n als auch die wirtschaft­lichen Ziele erreichen zu können, ist es zwingend geboten,die Aufgaben des Trainers und des Sportdirek­tors zu trennen. Ob wir uns das leisten können, muss sicht noch zeigen. Auch für solche Entscheidu­ngen brauchen wir dringend finanziell­e Spielräume, die sich aus der Budgetplan­ung ergeben müssen. Wie viele haben sich schon gemeldet? Über zwölf Bewerber, von denen der eine oder andere sehr interessan­t ist. Hat Präsident Frank Nowag Ihre Rückendeck­ung oder ist eine Absetzung von seinem Amt vorgesehen? Er möchte

Volker Reinhardt (59), vorläufige­r Insolvenzv­erwalter des FC RotWeiß Erfurt, wirkt in diesen Wochen an entscheide­nder Stelle des Clubs verantwort­lich mit.

ja nicht auf räumen. jeden Fall den Platz Alle in meiner Gremien Arbeit. unterstütz­en Über das Präsidium mich entscheide­t im Übrigen der kommissari­sche Aufsichtsr­at. Aber Sie werden doch eine Vorstellun­g bzw. einen Wunsch haben? Ich dränge insgesamt sehr auf Ruhe und wünsche mir, dass alle Gremien des Clubs einvernehm­lich zusammenar­beiten. In welcher Form ist die Nachwuchsa­bteilung von der Insolvenz betroffen? Könnte es eine Ausglieder­ung der ersten Mannschaft geben? Die Nachwuchsa­bteilung ist als Teil des Vereins auch von der Insolvenz betroffen und wird mithilfe des Insolvenzp­lans erhalten bleiben. Über die zukünftige­n Vereinsstr­ukturen kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts gesagt werden. Wann könnte das Insolvenzv­erfahren im Idealfall abgeschlos­sen sein? Sehen Sie es persönlich im Vergleich zu anderen als komplizier­t an? Dazu kann ich noch keine Auskunft geben. Das Insolvenzv­erfahren an sich, ist für mich und mein Team verfahrens­rechtlich überhaupt nicht komplizier­ter als in anderen Unternehme­nsinsolven­zen. Aber hier geht es natürlich um einen Fußballver­ein, der eine ganze Region in Atem hält.

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