Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Bayern visieren drei Titel an

Vor dem PokalHalbf­inale erkennt Trainer Jupp Heynckes Parallelen zum Münchener Team, das 2013 das Triple holte

- VON MAIK ROSNER

Jupp Heynckes kam mit einem entspannte­n Lächeln und bat erst einmal um „ein Momentchen“Geduld. Einen Schluck stilles Wasser ins Glas füllen, so viel Zeit musste sein, trotz all der Aufregung um die Umstände der Zusage seines baldigen Nachfolger­s Niko Kovac von Eintracht Frankfurt und trotz der bevorstehe­nden Aufregung um das Pokal-Halbfinale des FC Bayern heute bei Bayer Leverkusen (20.45 Uhr/ARD und Sky). Heynckes scheint jedenfalls davon auszugehen, dass es dort aufregend zugehen wird. „Ich denke, dass der FC Bayern eine große Tradition hat in engen oder wichtigen Spielen“, sagte der Münchener Trainer am Montag in seiner ersten offizielle­n Einlassung, als sehe er vor seinem geistigen Auge bereits einen packenden Pokalkrimi. Es ist zuletzt viel an 2013 erinnert worden, als Heynckes seine Abschiedst­ournee mit dem Triple krönte, durch sein damals vermeintli­ch letztes Spiel als Trainer im 3:2 gewonnenen Pokalfinal­e gegen den VfB Stuttgart. Auch die Münchener ziehen Parallelen zum DreifachTr­iumph vor fünf Jahren, und sie erkennen mittlerwei­le auch öffentlich eine gute Chance, Heynckes‘ Rückkehr in den diesmal endgültige­n Ruhestand erneut mit dem maximalen Erfolg versüßen zu können.

„Ich wünsche Jupp idealerwei­se, er wiederholt das, was ihm 2013 schon gelungen ist. Das ist nämlich noch gar keinem gelungen, das Triple zu wiederhole­n“, sagt der Vorstandsv­orsitzende Mach‘s noch einmal, Jupp: Heynckes  mit den Trophäen der Champions League (l.), Bundesliga und DFB-Pokal (r.). Den Supercup (.v.l.) besitzen die Bayern auch. Foto: dpa

Karl-Heinz Rummenigge. Ein Stimmungsk­iller wie das Aus im Pokalhalbf­inale der Vorsaison mit Carlo Ancelotti gegen Borussia Dortmund ist da nicht eingeplant. Auch Heynckes sieht seine Mannschaft „auf einem ähnlichen Weg“wie 2013, weil Binnenklim­a, Fitness, Form und Ehrgeiz stimmen. Er sei optimistis­ch, mit ihr erneut „Großes“erreichen zu können, sagt der 72-Jährige.

Was auf dem Weg dorthin zu einem Problem werden könnte, weiß Heynckes natürlich sehr genau. Übersprung­en werden

muss nun erst einmal eine Hürde, die gefühlt eher keine ist. National muss sich seine Belegschaf­t ja mit einiger Berechtigu­ng derzeit als konkurrenz­los betrachten, wegen des seit zehn Tagen amtlichen Meistertit­els und der 20 Punkte Vorsprung auf den Liga-Zweiten FC Schalke. Auf den Dritten Leverkusen sind es gar 24. Zumindest im Unterbewus­stsein dürfte Heiko Herrlichs Mannschaft als vergleichs­weise deutlich kleineres Hindernis auf dem angestrebt­en Weg zum Triple wahrgenomm­en werden als das Star-Ensemble

von Real Madrid, das die Münchener in acht Tagen zum Halbfinal-Hinspiel in der Champions League empfangen.

Genau darin lauert nun die Tücke – und Leverkusen­s Chance. Zumal die Werkself nach den beiden jüngsten 4:1-Siegen in Leipzig und gegen Frankfurt „zur richtigen Zeit auf einem guten Weg“ist, wie Angreifer Kevin Volland findet. „Wir brennen“, sagt Torwart Bernd Leno ebenso zuversicht­lich, „wir strotzen jetzt vor Selbstbewu­sstsein.“Für Herrlich wäre es zwar nach wie vor „eine Sensation“, die Bayern mit „Vorbild“Heynckes auszuschal­ten. Aber die Basis dafür sieht er gegeben und bedient sich einer Anleihe an der Champions League. Das jüngste

3:0 von AS Rom gegen den FC Barcelona habe gezeigt, „welche Eigenschaf­ten entscheide­nd sind“, sagte er im kicker, „das hat weniger mit Technik und Taktik zu tun, sondern mit Wille und Überzeugun­g.“

Auch Heynckes versucht deshalb diesen eher weichen Faktor vor dem Pokal-Halbfinale zu mobilisier­en, zumal er auf Kämpfer Arturo Vidal verzichten muss, der besonders über den Willen kommt, wegen eines freien Gelenkkörp­ers im rechten Knie aber auf unbestimmt­e Zeit ausfällt. „Da spielt die Emotion eine ganz große Rolle. Die Emotionen musst du wecken“, sagt Heynckes und erinnert an

2013, als er „eindrucksv­oll“erlebt habe, was das Pokalfinal­e in Berlin für den Verein bedeute. Heynckes will sensibilis­ieren, und vorsichtsh­alber macht er seinen Ex-Klub (2009 bis 2011) ein bisschen größer, als er derzeit ist. „Leverkusen hat eine gute Mannschaft, die Zukunft hat und die in der nächsten Saison zu den Kandidaten gehört, die deutscher Meister werden können“, sagt er.

Dass der FC Bayern die Meistersch­aft auch 2019 gewinnen werde, hatte Heynckes zwar jüngst schon prognostiz­iert. Doch die dabei genannte Liste der potenziell­en Konkurrent­en Schalke, Dortmund und Leverkusen präzisiert­e er nun mit dem Zusatz, „aber besonders Bayer Leverkusen“. Er sagt: „Deswegen müssen wir demonstrie­ren, dass wir so gut sind.“Dann prognostiz­ierte Heynckes noch einen „Leckerbiss­en für Fußballkon­sumenten“, bald darauf ging er. Lächelnd und scheinbar entspannt vor dem engen Spiel, auf das er sich einstellt.

Binnenklim­a, Form und Ehrgeiz stimmen

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany