Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Glocken mit Nazi-Bezug in sechs Kirchen
Entfernen der Symbole für Gemeinden gratis
In Sachsen-Anhalt und Thüringen sind nach Angaben der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sechs sogenannte Nazi-Glocken zu finden. Bis Ende März habe man etwa 90 Prozent der Glocken in den rund 4000 Kirchen der Region dahingehend erfasst, teilte die EKM auf Anfrage der Mitteldeutschen Kirchenzeitung „Glaube+Heimat“mit. Mit Rücksicht auf die Kirchengemeinden und der Vorbeugung eines „rechten Glockentourismus“würden die Standorte der betroffenen Glocken nicht bekanntgegeben, hieß es.
Drei der Glocken stammten aus der Apoldaer Glockengießerei „Franz Schilling und Söhne“und seien von 1935 und 1937 hergestellt worden. Eine trage die Inschrift „Gegossen im zweiten Jahre der nationalen Erhebung unter dem Fuehrer und Kanzler Adolf Hitler“. Daneben finde sich ein gebundener Kranz mit Hakenkreuz.
Die mitteldeutsche Landeskirche habe den betroffenen Kirchengemeinden angeboten, die Inschriften und Symbole mit Bezug zur Nazi-Zeit auf Kosten der Landeskirche durch Abschleifen entfernen zu lassen. Zerstört werden sollen die Glocken nicht. „Die Entscheidung liegt aber bei dem jeweiligen Gemeindekirchenrat, da die Kirchengemeinde Eigentümerin der Kirche ist“, so eine Sprecherin.
Nach EKM-Angaben seien in einer Gemeinde die Nazi-Symbole bereits entfernt worden: Auf einer Bronzeglocke von 1934, die ursprünglich Brustbilder von Adolf Hitler und Martin Luther auf der Flanke trug, sei das Hitler-Bildnis unkenntlich gemacht worden. Die anderen Glocken sollen bis zur Zerstörung der Symbole nicht öffentlich zugänglich sein, empfehle die Kirchenleitung in Erfurt.
Anders als im Bereich der EKM soll es in Mitteldeutschland aber keine weiteren NaziGlocken geben. Das hätten die Landeskirche Anhalts sowie die drei katholischen Bistümer Erfurt, Magdeburg und DresdenMeißen versichert. Nach Medienberichten sollen in etwa zwei Dutzend Kirchen noch Glocken mit Bezug zum Nationalsozialismus hängen. (epd)