Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Blutiger Clan-Streit

Nach Auseinande­rsetzung im niedersäch­sischen Göttingen werden Bezüge ins grenznahe thüringisc­he Eichsfeld offenkundi­g

- VON FABIAN KLAUS UND KAI MUDRA

GÖTTINGEN/EICHSFELD. Im niedersäch­sischen Göttingen sind am Donnerstag­abend zwei rivalisier­ende Gruppen aneinander­geraten. Polizeikre­ise bestätigte­n, dass es sich offenbar um Mitglieder eines armenische­n Clans aus dem Eichsfeld und aus Duisburg (Nordrhein-Westfalen) handelte. Das führte auch zu dem Einsatz einer Hundertsch­aft der Thüringer Bereitscha­ftspolizei, wie dieser Zeitung bestätigt wurde.

Die Mitglieder der beiden Gruppen werden offenbar der Organisier­ten Kriminalit­ät zugerechne­t. Die Göttinger Polizei hält sich derzeit aber zu dem Fall bedeckt, berichtet lediglich von einer „Auseinande­rsetzung in der Göttinger Innenstadt“. Acht Menschen sollen am Rande der Göttinger Innenstadt bei einem Friseursal­on aneinander geraten sein. Binnen weniger Minuten war die Polizei mit mehreren Streifenwa­gen am Tatort und stellte nach eigenen Angaben „mehrere Pkw und mutmaßlich­e Tatmittel“sicher. Ein Messer, ein Schlagstoc­k, Pfefferspr­ay und eine Gaspistole sollen zum Einsatz gekommen sein.

Einer der Pkw soll ein Eichsfelde­r Kennzeiche­n haben, berichtet indes das „Göttinger Tageblatt“in seiner Online-Ausgabe. Auch eine Waffe soll in dem Wagen entdeckt worden sein. Ob es sich dabei um die sichergest­ellte Gaspistole handelt, ist unklar. Ein anderes Fahrzeug habe nach Medienberi­chten ein Duisburger Kennzeiche­n gehabt.

Zu dem Verdacht der ClanStreit­igkeiten würde die Polizeimit­teilung von Freitagnac­hmittag passen, in der ein Sprecher mitteilt, dass das Motiv der Auseinande­rsetzung „im privaten Bereich“zu suchen sei und eine politisch motivierte Straftat ausgeschlo­ssen werde.

„Die Motive liegen nach derzeitige­m Ermittlung­sstand im persönlich­en Bereich.“Polizei Göttingen

Warum diese Auseinande­rsetzung ausgerechn­et in Göttingen stattgefun­den hat, das ist derzeit noch vollkommen unklar. Mehrere Personen – ausschließ­lich die Beteiligte­n – wurden bei dem blutigen Streit verletzt und einige mussten in einer Göttinger Klinik behandelt werden. Die acht Menschen seien im Alter von 21 bis 50 Jahren gewesen und haben sich auch am Freitag noch in Gewahrsam befunden.

Dass Personen aus dem Eichsfeld, die der Organisier­ten Kriminalit­ät und armenische­n Mafia in Thüringen zugerechne­t werden, zu den Protagonis­ten in dem Fall gehörten, gilt mittlerwei­le als sicher, bestätigen mehrere polizeinah­e Quellen dieser Zeitung. Die Göttinger Polizei ließ gestern keine Nachfragen zu dem Fall zu.

Dazu, dass Eichsfelde­r beteiligt gewesen sind, würde auch passen, dass Thüringer Polizeibea­mte nicht nur an den Ringfahndu­ngsmaßnahm­en in unmittelba­rer Grenznähe beteiligt gewesen sein sollen, sondern auch Adressen in Leinefelde, Heiligenst­adt und in Worbis überwachte­n, wo mindestens zwei armenische Geschäftsl­eute, die nach Informatio­nen dieser Zeitung der Organisier­ten Kriminalit­ät zugerechne­t werden, als Unternehme­r aktiv seien sollen. Offenbar befürchtet­e man, dass es nach der blutigen Auseinande­rsetzung in Göttingen zu weiterem Zwist auf Thüringer Gebiet kommen könnte. Die Maßnahmen dauerten auch am Freitag noch an.

Beim Bezug ins eichsfeldi­sche Worbis werden Erinnerung­en an eine Schießerei am Weihnachts­vortag vor zwölf Jahren wach. Damals hatte es am Worbiser Schillerwe­g eine Schießerei gegeben, in deren Folge ein 38-jähriger Armenier schwer verletzt ins Krankenhau­s eingeliefe­rt werden musste. Vier Männer wurden damals festgenomm­en – der Grund für die Auseinande­rsetzung soll damals im Streit um ein Grundstück gelegen haben.

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