Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Blutiger Clan-Streit
Nach Auseinandersetzung im niedersächsischen Göttingen werden Bezüge ins grenznahe thüringische Eichsfeld offenkundig
GÖTTINGEN/EICHSFELD. Im niedersächsischen Göttingen sind am Donnerstagabend zwei rivalisierende Gruppen aneinandergeraten. Polizeikreise bestätigten, dass es sich offenbar um Mitglieder eines armenischen Clans aus dem Eichsfeld und aus Duisburg (Nordrhein-Westfalen) handelte. Das führte auch zu dem Einsatz einer Hundertschaft der Thüringer Bereitschaftspolizei, wie dieser Zeitung bestätigt wurde.
Die Mitglieder der beiden Gruppen werden offenbar der Organisierten Kriminalität zugerechnet. Die Göttinger Polizei hält sich derzeit aber zu dem Fall bedeckt, berichtet lediglich von einer „Auseinandersetzung in der Göttinger Innenstadt“. Acht Menschen sollen am Rande der Göttinger Innenstadt bei einem Friseursalon aneinander geraten sein. Binnen weniger Minuten war die Polizei mit mehreren Streifenwagen am Tatort und stellte nach eigenen Angaben „mehrere Pkw und mutmaßliche Tatmittel“sicher. Ein Messer, ein Schlagstock, Pfefferspray und eine Gaspistole sollen zum Einsatz gekommen sein.
Einer der Pkw soll ein Eichsfelder Kennzeichen haben, berichtet indes das „Göttinger Tageblatt“in seiner Online-Ausgabe. Auch eine Waffe soll in dem Wagen entdeckt worden sein. Ob es sich dabei um die sichergestellte Gaspistole handelt, ist unklar. Ein anderes Fahrzeug habe nach Medienberichten ein Duisburger Kennzeichen gehabt.
Zu dem Verdacht der ClanStreitigkeiten würde die Polizeimitteilung von Freitagnachmittag passen, in der ein Sprecher mitteilt, dass das Motiv der Auseinandersetzung „im privaten Bereich“zu suchen sei und eine politisch motivierte Straftat ausgeschlossen werde.
„Die Motive liegen nach derzeitigem Ermittlungsstand im persönlichen Bereich.“Polizei Göttingen
Warum diese Auseinandersetzung ausgerechnet in Göttingen stattgefunden hat, das ist derzeit noch vollkommen unklar. Mehrere Personen – ausschließlich die Beteiligten – wurden bei dem blutigen Streit verletzt und einige mussten in einer Göttinger Klinik behandelt werden. Die acht Menschen seien im Alter von 21 bis 50 Jahren gewesen und haben sich auch am Freitag noch in Gewahrsam befunden.
Dass Personen aus dem Eichsfeld, die der Organisierten Kriminalität und armenischen Mafia in Thüringen zugerechnet werden, zu den Protagonisten in dem Fall gehörten, gilt mittlerweile als sicher, bestätigen mehrere polizeinahe Quellen dieser Zeitung. Die Göttinger Polizei ließ gestern keine Nachfragen zu dem Fall zu.
Dazu, dass Eichsfelder beteiligt gewesen sind, würde auch passen, dass Thüringer Polizeibeamte nicht nur an den Ringfahndungsmaßnahmen in unmittelbarer Grenznähe beteiligt gewesen sein sollen, sondern auch Adressen in Leinefelde, Heiligenstadt und in Worbis überwachten, wo mindestens zwei armenische Geschäftsleute, die nach Informationen dieser Zeitung der Organisierten Kriminalität zugerechnet werden, als Unternehmer aktiv seien sollen. Offenbar befürchtete man, dass es nach der blutigen Auseinandersetzung in Göttingen zu weiterem Zwist auf Thüringer Gebiet kommen könnte. Die Maßnahmen dauerten auch am Freitag noch an.
Beim Bezug ins eichsfeldische Worbis werden Erinnerungen an eine Schießerei am Weihnachtsvortag vor zwölf Jahren wach. Damals hatte es am Worbiser Schillerweg eine Schießerei gegeben, in deren Folge ein 38-jähriger Armenier schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Vier Männer wurden damals festgenommen – der Grund für die Auseinandersetzung soll damals im Streit um ein Grundstück gelegen haben.