Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Mediziner wollen Patienten auch aus der Ferne behandeln
Deutscher Ärztetag in Erfurt soll über Freigabe entscheiden – Persönlicher Kontakt bleibt der Normalfall
Ärzte in Deutschland sollen künftig mehr Patienten über digitale Technik aus der Ferne behandeln können – generell zur Regel werden sollen Online-Sprechstunden aber nicht.
„Neue Methoden mit Kamera und Videoübertragung können vieles deutlich erleichtern – ohne Anreise und Wartezeiten“, sagte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery. Daher sollten jetzt Möglichkeiten für eine schnelle Kommunikation auf Grundlage einer individuellen Beziehung von Arzt und Patient eröffnet werden. Der persönliche Kontakt bleibe aber der „Goldstandard“ärztlichen Handelns.
Eine stärkere Freigabe von Fernbehandlungen ist ein Thema des Deutschen Ärztetags, der am Dienstag in Erfurt beginnt. Bisher sind im bundesweiten Berufsrecht „ausschließliche“Behandlungen von Patienten über Kommunikationsmedien untersagt.
Laut einer Vorlage des Vorstands der Bundesärztekammer soll dies nach dpa-Informationen künftig „im Einzelfall“erlaubt sein – wenn es ärztlich vertretbar und die Sorgfalt gewahrt ist. Entscheiden soll darüber der Ärztetag.
Als Beispiel für Fernbehandlungen nannte Ärztepräsident Montgomery Hauterkrankungen. So könnten Patienten Bildaufnahmen schicken oder per Kamera zeigen, so dass ein Arzt sagen könne: „Da musst du morgen in die Klinik.“Oder: „Das können wir uns auch in zwei Monaten bei einer normalen Untersuchung angucken.“
Mehr Online-Behandlungen befürwortet auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Die Ärztekammern in Schleswig-Holstein und in Baden-Württemberg haben sich dafür bereits geöffnet. (dpa)