Thüringische Landeszeitung (Gotha)
„Wir wollen das Amazon für Wandschutz werden“
TLZSerie: Nancy Nielsen bewirbt sich um den EmilyRoeblingPreis (4)
„Was, Sie machen Brandschutz, werde ich oft gefragt. Dann muss ich klarstellen: Wandschutz, das ist mein Thema. Wie kann man Wände hygienisch sauber halten? Und wie kratzfest? So etwas ist nicht nur in Krankenhäusern, Arztpraxen oder Kitas wichtig, sondern zunehmend auch im häuslichen Bereich“, erklärt Nancy Nielsen.
Die 38-jährige Diplom-Betriebswirtin aus Bad Lobenstein arbeitete viele Jahre im Lager und im Büro des elterlichen Betriebs mit, bis sie 2012 ihr eigenes Unternehmen gründete: „Wandschutz Nielsen ist ein junges Unternehmen, aber mit 25 Jahren Erfahrung.“
Gemeinsam mit acht MitarbeiterInnen produziert und montiert sie spezielle Kunststoffe zum Schutz von Wänden. Dass sie damit als Einzelunternehmerin in einer männerdominierten Branche keinen leichten Weg nimmt, das lernte sie schon in ihrer Kindheit: „Als ich 12 Jahre alt war – zur Wendezeit – , standen meine Eltern nach der Schließung des staatlichen Betriebes vor dem Nichts und gründeten mit knapp 50 neu. Ich habe alle Hochs und Tiefs miterlebt.“
Für den Vollzeitjob „Unternehmerin“hat sie sich ganz bewusst entschieden – und wirbt öffentlich um Verständnis für all die Aufgaben, die damit zusammenhängen. In einem Artikel für das Onlinemagazin „edition
f“schrieb sie 2017: „Alles, was ich mir wünsche, ist, dass wir den Unternehmer und den Selbstständigen nicht immer nur als reichen Fettsack sehen, der auf Kosten seiner Mitarbeiter lebt und sich ein schönes Leben macht. Das trifft auf die wenigsten zu. Ich wünsche mir, dass unsere Arbeit, unsere Gesundheit und unsere Lebensqualität genauso wertgeschätzt werden wie die von Arbeitnehmern. Nur gemeinsam können wir eine Arbeitswelt schaffen, die für alle lebenswert ist.“
Ihre größten Herausforderungen aktuell: „Etwas, das alle Unternehmen betrifft: Die Suche nach geeigneten Fachkräften! Außerdem als Unternehmerin und Alleinerziehende eines 10-Jährigen die Balance zwischen Familie und Beruf.“Zudem möchte sie im Handwerk über die Chancen und Risiken der Digitalisierung aufklären und für mehr Verständnis werben: „Der Bedarf ist riesig.“
Ihr Unternehmensprofil hat sie mittlerweile genau auf ihre besonderen Fähigkeiten und Erfahrungen abgestimmt: „Wir bauen eine Brücke vom klassischen handwerklichen Unternehmen zu einem digitalen Teamplayer. Das Internet bietet die Möglichkeit, auch für Restmaterial gezielt Kunden anzusprechen, zu beraten und sich viel intensiver auszutauschen. Zum Unternehmen gehört auch ein Online-Shop.“
Mit einem Schmunzeln beschreibt sie ihre Vision für die Zukunft: „Wir wollen ein Spezialversender werden, eine Art ‚Amazon für Wandschutz‘ bis 2021. Wenn jemand irgendein Anliegen rund um Wandschutz hat, dann soll er bei uns fündig werden.“