Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Allianz steigt aus der Kohle aus
Versicherungskonzern beendet wegen Klimarisiken bis 2040 das Geschäft mit Policen für Kraftwerke und Bergbauprojekte
Die Allianz, eines der größten Versicherungsunternehmen weltweit, verabschiedet sich von der Kohle. Ab sofort wolle man keine neuen Kraftwerke und Bergbauminen mehr versichern, erklärte der Konzern. Bis 2040 sollen sämtliche Versicherungen für Kohlefirmen und Kapitalbeteiligungen an auslaufen. Die Kritiker-Organisation Urgewald bewertet das „als positiven Schritt“.
Die Entscheidung der Allianz reiht sich in ähnliche Beschlüsse anderer Versicherungen, Investoren und Banken ein. Braunund Steinkohle werden zunehmend als Risiko für das Klima, aber auch die eigene Geschäftsentwicklung betrachtet.
Die Allianz habe ein Interesse daran, die Transformation der Energiewirtschaft zu begleiten und den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren, erklärte Vorstandschef Oliver Bäte. Die Schäden durch Naturkatastrophen, die der Klimawandel verursacht, können für Versicherungen zu hohen Kosten führen. Pro Jahr verzichte die Allianz auf Prämien im „mittleren zweistelligen Millionen-Bereich“.
Die konkreten Auswirkungen sind unklar. Ob die Allianz etwa noch die geplante Erweiterung des Braunkohle-Kraftwerks von RWE in Niederaußem bei Köln versichern würde, kommentierte eine Sprecherin nicht. Ein RWE-Sprecher twitterte indes: „Die angekündigten Maßnahmen betreffen RWE nicht. Das hat uns die Allianz bestätigt.“
Der vermeintliche Widerspruch ist vielleicht keiner. Womöglich kann das Kraftwerk Versicherungen nicht mehr erhalten, aber RWE als Unternehmen. „Das zeigt, wo im neuen Allianz-Konzept die Lücken liegen“, sagte Urgewald-Sprecher Moritz Schröder. Trotzdem glauben die Kritiker, dass der Konzern seine Ankündigung ernst meine. Schröder: „Wir haben es schwarz auf weiß.“ Das RWE-Kraftwerk in Niederaußem. Wird die Allianz eine Erweiterung noch versichern? Foto: dpa pa