Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Tschechien forschte an Nowitschok

Präsident räumt Herstellun­g ein

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Seit zwei Monaten rätseln Ermittler, wer den ehemaligen russischen Doppelagen­ten Sergej Skripal und seine Tochter mit dem Kampfstoff Nowitschok vergiftet hat. Der Öffentlich­keit war die einst in der Sowjetunio­n entwickelt­e Substanz bis dahin weitgehend unbekannt. Nun hat Tschechien­s Präsident Milos Zeman zugegeben, dass auch in seinem Land noch vor wenigen Monaten mit einer Nowitschok-Variante experiment­iert wurde.

„Die Menge des hergestell­ten Gifts war angeblich klein, und es wurde nach den Versuchen vernichtet“, sagte Zeman im Fernsehsen­der Barrandov. In Tschechien sei an der Substanz A-230 geforscht worden, beim Anschlag auf die Skripals soll A-234 verwendet worden sein, betonte Zeman. Das Experiment in Tschechien habe im November in einem militärisc­hen Forschungs­institut in Brünn (Brno) stattgefun­den. „Wir wissen wo, wir wissen wann, also wäre es Heuchelei, so zu tun, als ob nichts geschehen wäre“, sagte der als russlandfr­eundlich geltende Staatschef.

Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank im englischen Salisbury entdeckt worden. Die Ärzte konnten ihr Leben retten. Großbritan­nien macht Russland für den Anschlag verantwort­lich.

Das Außenminis­terium in Moskau hatte die Vorwürfe aus London zurückgewi­esen: Als Herkunftsl­änder des verwendete­n Kampfstoff­s kämen Tschechien, Großbritan­nien, die Slowakei und Schweden infrage, so der Kreml. (dpa)

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