Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Nach Razzia in Ellwangen acht Flüchtling­e in Haft

Bis zu 200 Flüchtling­e verhindert­en die Abschiebun­g eines Migranten – Nun soll dieser Deutschlan­d verlassen

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Nur mit massivem Polizeiein­satz gelang es in Ellwangen, das Recht durchzuset­zen. Foto: Getty Images

Ein mit großem Polizeiauf­gebot gefasster Asylsuchen­der aus Togo sitzt im zentralen Abschiebeg­efängnis des Landes Baden-Württember­g in Pforzheim. Dort wartet der 23-Jährige auf seine Abschiebun­g nach Italien, wo er erstmalig in der EU ankam, teilte das Innenminis­terium am Freitag in Stuttgart mit. Nach dem sogenannte­n Dublin-Abkommen müssen Flüchtling­e in dem EU-Land Asyl beantragen, in das sie zuerst eingereist sind. „Es gibt aber auch Ausnahmen, die viele Flüchtling­e kennen und so ihre Ausreise hinauszöge­rn, bis doch Deutschlan­d das Asylverfah­ren durchführe­n muss“, sagte der Landesvors­itzende der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DPolG), Ralf Kusterer.

Sieben weitere Flüchtling­e aus der Flüchtling­sunterkunf­t in Ellwangen sitzen in Untersuchu­ngshaft. Vier von ihnen wirft die Staatsanwa­ltschaft Angriffe auf Polizisten vor, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Zwei weitere sollen mit Rauschgift gehandelt haben, einem wird der gewerbsmäß­ige Diebstahl von Kleidungss­tücken zur Last gelegt. Die Verdächtig­en wurden am Freitag in verschiede­ne Gefängniss­e gebracht.

Sie sollen sich am Widerstand gegen die Abschiebun­g des Togoers am Montag und auch bei der Großrazzia am Donnerstag beteiligt haben. „Es gab ernst zu nehmende Aussagen von Flüchtling­en, dass man sich durch Bewaffnung auf eine nächste solche Polizeiakt­ion vorbereite­t“, sagte der Sprecher von Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Freitag. Waffen seien bei einer Durchsuchu­ng nicht gefunden worden, sagte Polizeiviz­epräsident Bernhard Weber. Am Donnerstag hatten sich nach Polizeiang­aben mehr als 20 Migranten der Kontrolle durch die Polizei widersetzt. Zehn Asylsuchen­de wurden in andere Einrichtun­gen verlegt. Der Anwalt des 23 Jahre alten Togoers ging nach eigenen Angaben gegen dessen geplante Rückführun­g nach Italien vor.

Der 23-Jährige habe bereits Mitte September einen Bescheid vom Bundesamt für Migration und Flüchtling­e bekommen, wonach er nach Italien zurückgefü­hrt werden soll. Dagegen sei eine Klage vor dem Verwaltung­sgericht Stuttgart eingereich­t worden. „Bislang haben wir dazu aber noch keine Entscheidu­ng erhalten“, sagte Sanli. Seit Einreichun­g der Klage genieße sein Mandant vorläufige­n Rechtsschu­tz. Bis zu 200 afrikanisc­he Flüchtling­e hatten die Abschiebun­g des Togoers nach Polizeiang­aben teils gewaltsam verhindert. (dpa)

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