Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Mit Erasmus durchs alte Erfurt

Sagenhafte­s Buch von Ingrid Annel lässt Bekanntsch­aft schließen mit Luther, Amplonius und Till Eulenspieg­el

- VON FRANK KARMEYER

Wie lauten die Initialen der Autorin Ingrid Annel? I und A. Wo soll Till Eulenspieg­el einem Grautier das Lesen beigebrach­t haben? Richtig, im mittelalte­rlichen Erfurt. „Liegt da etwas näher, als einen klugen Esel die Hauptrolle in meinem Buch über Erfurt spielen zu lassen?“, fragt die Autorin und stellt damit ihre Idee zu unrecht ein wenig unter den Scheffel. 100 Seiten stark ist ihr Buch geworden und gerade erschienen im Weimarer Bertuchver­lag: „Esel Erasmus unterwegs im sagenhafte­n Erfurt“lautet der Titel.

Therapieti­er Cleo diente als Illustrati­onsVorlage

Ingrid Annel hat damit nicht nur ein lang geplantes Buchprojek­t umgesetzt, von dem Kapitel schon in der Rundfunkse­ndung „Ohrenbär – Radiogesch­ichten für kleine Leute“zu hören waren. Sie hat sich Verstärkun­g geholt: Nadja Rümelin, die in Weimar Visuelle Kommunikat­ion mit Schwerpunk­t Illustrati­on studiert hat, lieferte nicht nur das Titelbild des Buches, auf dem sie dem Esel die Stadtkrone aufsetzt. Sie zeichnet auch verantwort­lich für die Vignetten im Buch und die Bilder, die die Geschichte­n in Szene setzen.

Geschichte­n aus mehreren Jahrhunder­ten, die der Esel Erasmus miterlebt – erst als Schüler Till Eulenspieg­els, dann als Weggefährt­e Luthers, Ingrid Annel (links) hat die Geschichte­n von Esel Erasmus notiert, Nadja Rümelin die Bilder dazu geliefert, um ins sagenhafte Erfurt eintauchen zu können. Foto: Frank Karmeyer

als den bei Stotternhe­im beinahe der Blitz trifft. Sogar dem Aufnahmeri­tual, mit dem Luther zum Studenten wird, wohnt der Esel bei. Er begegnet dem Büchersamm­ler Amplonius ebenso wie dem Rechenmeis­ter Adam Ries, Faust und dem Mönch, der beinahe ganz Erfurt in Flammen aufgehen ließ.

Auch dem jüdischen Kaufmann, der den heute in der Synagoge ausgestell­ten Schatz vergrub, läuft Erasmus über den Weg. Und am Ende wird er selbst zum Held eines Buches – aber dazu wird hier noch nicht mehr verraten. Erzählt werden die Geschichte­n für Kinder ab acht Jahren, angelehnt an die

Sprache der alten Sagen: getragen, mit reiflicher Wortwahl, aber alles andere als langweilig und altertümli­ch. Für Nadja Rümelin ist es das erste Buchprojek­t nach der Geburt ihres Sohnes. Autorin und Zeichnerin vereint, dass der Esel beider Lieblingst­ier ist. „Ich bin der Stadt sehr viel näher gekommen“,

sagt die Illustrato­rin, die seit 2015 wieder in Thüringen lebt.

Für ihre Bilder ist sie auf mittelalte­rlichem Pflaster gewandelt, hat sich im Stadtarchi­v umgeschaut. Auf einem Hof in Elxleben, wo Esel als Therapieti­ere gehalten werden, fand sie in Eseldame „Cleo“ein Vorbild für ihren Erasmus. Nur die weiße

Spitze, die eines seiner Ohren schmückt, geht allein auf das Phantasiek­onto von Ingrid Annel, für die ist ihr neuestes Werk „ein Herzensbuc­h“ist.

• Ingrid Annel: Esel Erasmus unterwegs im sagenhafte­n Erfurt, ISBN , im Buchhandel für , Euro

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