Thüringische Landeszeitung (Gotha)
VfL Wolfsburg: Neues Wir-Gefühl in Teistungen
Im thüringischen Idyll waren die Niedersachsen im Trainingslager und bereiteten sich auf den Abstiegskampf vor. Nun geht es zu RB Leipzig
Bruno Labbadia gibt seit dem . Spieltag beim VfL Wolfsburg die Richtung vor. Foto: imago
Rutschen-Spaß in einer 3000 Quadratmeter große Bäderwelt? Zum Entspannen eine Ayurveda-Anwendung im Wellnessbereich, um „Körper und Seele in Einklang“zu bringen? Das Victor’s Residenz Hotel in Teistungen, in dem sich der VfL Wolfsburg auf den Showdown im Abstiegskampf vorbereitete, bot noch viel mehr Luxus zur Entspannung nach den Trainingseinheiten. Oder beließ es Bruno Labbadia bei einfachen motivierenden Grillabenden am Lagerfeuer, um das WirGefühl beim Tabellen-16. zu stärken? So wie es der Trainer 2015 vor dem Last-Minute-Klassenerhalt im berühmtem Malente mit dem Hamburger SV gemacht hatte? Das wissen nur die Wolfsburger und das Personal des Hotels. Denn: Der 52-Jährige verriet nichts, selbst die obligatorische und eigentlich von der DFL vorgeschriebene Spieltags-Pressekonferenz wurde abgesagt. Der Verein befand sich diesbezüglich im Austausch mit der DFL und erläuterte der Liga die besondere Situation.
Nach nur einem Sieg aus den letzten zwölf Bundesliga-Spielen hat der VfL offenbar seine Souveränität eingebüßt. Die Angst regiert, jetzt gehe es „um nichts anderes als das nackte Überleben“, schrieben die Wolfsburger Nachrichten. Dafür schmiedete Labbadia seinen „Notfallplan im Niemandsland. Sinn der Sache ist, dass wir Ruhe haben und konzentriert und fokussiert arbeiten können. Wir wollen auf und auch außerhalb des Platzes viel Zeit miteinander verbringen“, hatte Labbadia vor der Abreise am Mittwoch in die thüringische 2500-Seelen-Gemeinde Teistungen gesagt. „Wir haben einen Plan, was wir machen werden.“
Auf der Anlage des FC Wacker Teistungen sollte bis Freitag aus einer Ansammlung von durchaus begabten Fußballern im Schnelldurchlauf ein Team werden, um das Horrorszenario Zweite Liga abzuwenden – ohne Hokuspokus. „Wir werden nicht über brennende Scherben laufen oder so etwas“, hatte Labbadia angekündigt.
Auch beim nächsten Gegner herrscht Tristesse: Leipzig gegen Wolfsburg (Samstag, 15.30 Uhr/ Sky) ist ein Duell der Enttäuschten. Nähme man nur die letzten drei Spieltage, wäre Leipzig 16. einen Rang vor Wolfsburg.
Doch der größere Druck liege bei Wolfsburg, sagt Timo Werner. „Wir haben mit Wolfsburg einen Gegner, der in einer deutlich härteren Krise ist. Da geht es um die Existenz“, so der RBStürmer im Kicker: „Im Vergleich dazu haben wir eine Luxuskrise. Denn wir können uns noch für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren.“
Wolfsburg droht der Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz. „Wenn jetzt nicht alle Alarmglocken läuten, dann habe ich keine Ahnung“, sagte U21-Europameister Maximilian Arnold. Zumindest die Ahnung vom Schreckenszenario sollte das Trainingslager in Teistungen vermittelt haben. (fs/sid)