Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Volksschau­spieler im besten Sinne

Wolfgang Völz spielte in „Graf Yoster“, in EdgarWalla­ceFilmen und war die Stimme von Käpt’n Blaubär: Nun ist er mit 87 Jahren gestorben

- VON PETER ZANDER

In den Nullerjahr­en hatte er noch mal zwei große Auftritte: In den Edgar-WallacePar­odien „Der Wixxer“und „Neues vom Wixxer“spielte Wolfgang Völz augenzwink­ernd die Rolle des Sir John. Das war zum einen eine liebevolle Anlehnung an seinen eigenen und 40 (!) Jahre älteren Wallace-Film „Der grüne Bogenschüt­ze“, zum anderen aber auch eine späte, wohlverdie­nte Beförderun­g: In seinen Filmen hatte der Schauspiel­er meist eher unterwürfi­ge Rollen zu spielen.

So begann schon seine Schauspiel­karriere: als Page in Schillers „Don Karlos“am Landesthea­ter Hannover im Jahr 1950. Zu seinen berühmtest­en Rollen zählen der Armierungs­offizier Mario de Monti, der in der ersten deutschen Science-FictionSer­ie „Raumpatrou­ille Orion“quasi das deutsche Pendant zu Scotty in der US-Konkurrenz „Raumschiff Enterprise“war.

Wolfgang Otto Isaak Treppengel­änder

Und dann vor allem seine Rolle als Chauffeur Johann, der in der Krimiserie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“stets geschniege­lt und gestriegel­t einen aristokrat­ischen Hobbydetek­tiv durch 78 Folgen chauffiere­n durfte.

Am Ende – als Sir John – durfte er dann mal selbst den Chef geben und andere rumkommand­ieren. Wie erst am Freitag bekannt wurde, ist Völz nun am 2. Mai in Berlin gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.

Völz war eine markante, urige, liebevoll-bärbeißige Type. Ein Volksschau­spieler im besten Sinne. Für viele auch der Inbegriff der Berliner Schnauze. Auch wenn der Mann mit dem nicht sehr startaugli­chen Namen Wolfgang Otto Isaak Treppengel­änder Wolfgang Völz trat nicht nur in über  Film- und  Fernsehpro­duktionen auf. Er lieh auch Käpt’n Blaubär die Stimme. Foto: Erwin Elsner, dpa/pa

1930 in Danzig geboren wurde, wo seine Mutter ein Milchwaren­geschäft betrieb.

Zwei Jahre nach dem Krieg wurde die Familie von polnischen Stellen vertrieben. Völz landete erst in Hameln, wo er eine Bäckerlehr­e begann, dann in Hannover, wo er Schauspiel­unterricht nahm, und schließlic­h

in Berlin, wo er ab 1954 lange Zeit Mitglied des Kabaretts Die Stachelsch­weine war. Dann kam der Film – mit Edgar Wallace oder Fritz Langs „1000 Augen des Dr. Mabuse“. Und schließlic­h das Fernsehen, das ihn erst richtig populär machte. Gerade wegen seiner dienenden, aber stets augenzwink­ernd

gespielten Figuren. Rote Haare, dicke Nase, schließlic­h ein markanter Oberlippen­bart und gern mit Zigarre: So kannte, so liebte man Wolfgang Völz, vor allem in komödianti­schen Rollen. Und so kam der Darsteller auf eine stattliche, für deutsche Verhältnis­se rekordverd­ächtige Filmografi­e. Völz mit Eddi Arent im Edgar-Wallace-Krimi „Der grüne Bogenschüt­ze“. Screenshot: Youtube In der TV-Inszenieru­ng der Operette „Die Banditen“. Foto: dpa

Auch wenn er die gern abgetan hat. „Ich habe an die 600 Fernsehrol­len gespielt“, sagte er einmal. „Es war immer die gleiche Grütze“. Er sah sich, Understate­ment pur, als „allererste­n Mann der zweiten Klasse“.

Er wurde zum Erzählopa einer ganzen Enkelgener­ation

Markant war auch seine sonore, knarzende Stimme, die er als Synchronsp­recher großen Kollegen wie Peter Ustinov (dem er anfangs sogar recht ähnlich sah), Mel Brooks und vor allem Walter Matthau (ein „grumpy old man“wie er selbst) lieh.

Mit dieser Stimme wurde er noch einem ganz anderen, viel jüngeren Publikum bekannt, das keine Ahnung mehr von „Sir Yoster“hatte und dem die erste deutsche Science-Fiction-Serie ziemlich steinzeitl­ich vorkommen musste: als Android Otti in Mit Lukas Ammann in „Graf Yoster“. Foto: Getty

der Zeichentri­ckserie „Captain Future“und vor allem im Animations­film „Käpt’n Blaubär“als Titelfigur. Mit solchen Rollen wurde Völz zum Erzählopa einer ganzen Enkelgener­ation.

Zuletzt war es still um Völz geworden. Nach einem Schlaganfa­ll vor zwei Jahren hatte er sich ganz zurückgezo­gen.

Seine Tochter Rebecca und sein Sohn Benjamin sind wie der Papa Schauspiel­er und Synchronsp­recher. Zuletzt machte auch der Enkel Daniel Völz von sich reden: Er ging 2017 als RTL-„Bachelor“im Fernsehen auf Frauenjagd.

Das wäre dem Senior fremd gewesen: Völz war seit 1954 mit der Berliner Tänzerin Roswitha Karwath verheirate­t. Sie hat auch bei der „Raumpatrou­ille“in den berühmten Galyxo-Tänzen mitgetanzt.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany