Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Wohnhaft im

Smarthome-Technik macht das Leben leichter. Doch in punkto Datenschut­z sollte man nicht auf Bequemlich­keit setzen, sondern auf Verschlüss­elung und individuel­len Passwortsc­hutz

- Von Tom Nebe

Einmal klatschen und das Licht geht an. Bewegt sich nachts jemand auf der Veranda, ertönt Hundegebel­l vom Band. Erreichen die ersten Sonnenstra­hlen das Fenster, öffnet sich automatisc­h der Rollladen. Mit zunächst einfachen, aber eindrucksv­ollen „Tricks“, etwa akustische­n Schaltern, Bewegungsm­eldern oder Helligkeit­ssensoren, begann das Zeitalter der Heimautoma­tisierung. Da galt jedoch noch das Motto: Jedes Gerät steuert sich selbst.

Wirklich „smart“wird unser Zuhause aber erst durch die Vernetzung solcher Assistenzs­ysteme – und schon fast jeder sechste Bundesbürg­er nutzt mittlerwei­le vernetzte Schalter, Lautsprech­er oder andere Smarthome-Lösungen.

Ältere Nutzer haben Nachholbed­arf

Obwohl dabei gerade auch Senioren von zusätzlich­em Komfort profitiere­n, ist der Anteil der Nutzer unter den 35- bis 44-Jährigen mit knapp einem Viertel noch am größten. Das zeigte unlängst eine repräsenta­tive Verbrauche­rbefragung von Research Now. Von den über 65-Jährigen hat hingegen demnach nur etwa jeder Elfte seine Wohnung technisch aufgerüste­t. Was wohl auch mit der immer noch eherverhal­tenen Smartphone-Nutzung der älteren Semester zusammenhä­ngt – somit fehlt ihnen nämlich ein wichtiger Schlüssel zum Smarthome, denn in den meisten Fällen ist das mobile Telefon inzwischen zugleich die Universal-Fernbedien­ung für den heimischen Gerätepark.

Im drahtlos funkenden „Netz der Dinge“ist auch in den eigenen vier Wänden eine Menge los: Automatisi­erte Türen, Fenster, Rauchmelde­r oder Alarmsyste­me, Staubsauge­r oder Lautsprech­er finden dort ihren Platz. Am weitesten verbreitet in deutschen Haushalten sind laut der Umfrage vernetzte Schalter und Steckdosen (18 Prozent), während etwa smarte Türschlöss­er (4 Prozent) oder ansteuerba­re Haushaltsg­eräte von der Waschmasch­ine bis zum Staubsauge­rRoboter (5 Prozent) von den Befragten bislang deutlich seltener angeschaff­t worden sind.

Je digitaler der Wohnalltag, desto mehr Daten fallen an, die geschützt werden müssen. Schon jetzt sind viele Konsumente­n sehr zurückhalt­end, was die Weitergabe von Informatio­nen betrifft, die bei der Nutzung der vielen Geräte im digitalisi­erten Zuhause anfallen. Zwei von fünf Befragten würden Daten grundsätzl­ich nicht teilen, etwa jeder Dritte nur mit bestimmten Anbietern. Nur eine kleine Minderheit würden allen Dienstleis­tern Vertrauen schenken.

Schon beim Kauf smarter Geräte ist die Abwägung zwischen Komfort und Funktional­ität sowie Sicherheit und Datenschut­z ratsam, wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) erklärt. Welche Daten sammelt und speichern smarte Lautsprech­er, Kaffeemasc­hinen, Thermostat­e? Das sollte man wissen. Kritisch sollten Verbrauche­r beispielsw­eise sein, wenn personenbe­zogene Daten von ihnen erhoben werden, obwohl sie für die Funktional­ität der Dienste gar nicht nötig sind.

Wie smart ist der Datenschut­z?

Die Sorge um die Privatsphä­re beeinfluss­t auch das Einkaufsve­rhalten der potenziell­en Nutzer. Ein Drittel der Smarthome-Muffel gibt mangelnden Datenschut­z als Motiv an. Noch häufiger werden aber zu teure Preise als Grund genannt.

Viele wollen die vernetzten Geräte fernbedien­en, etwa mit einer App – und sie legen auch Wert darauf, dass sie Produkte verschiede­ner Hersteller in ihr Netzwerk einbinden können. Ansonsten müsste man schließlic­h mehrere Fernbedien­ungen nebeneinan­der betreiben oder diverse Apps auf dem Smartphone benutzen.

Passwortsc­hutz muss sein

Wer es sich zu bequem macht, geht im Smarthome zusätzlich­e Risiken ein. So sollte man zum Beispiel für alle neuen Geräte vor Inbetriebn­ahme individuel­le Passwörter festlegen – die ab Werk eingestell­ten Passwörter sind Hackern nämlich längst bekannt.

Nutzen Verbrauche­r mit externen Dienstleis­tern vernetzte Smart-HomeSystem­e, sollten sie sich erkundigen, inwiefern die Datensiche­rheit gewährleis­tet ist. Dazu rät die Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. Zudem sollte die Weitergabe von Daten an Dritte vertraglic­h ausgeschlo­ssen werden.

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FOTO: ISTOCKS/MIKKELWILL­IAM; APPLEUZR Senioren sind oft Smarthome-Skeptiker – trotz aller Komfortver­sprechen.
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