Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Straßenbah­nen aus der Schweiz für Gotha

Die Thüringerw­aldbahn muss ihren Wagenbesta­nd auf barrierefr­eie Fahrzeuge umrüsten. Umsetzung noch nicht zeitlich genau terminiert

- VON WIELAND FISCHER

Die Thüringerw­aldbahn muss ihren Wagenbesta­nd auf barrierefr­eie Fahrzeuge umrüsten. Bis 2022 soll das in Deutschlan­d im Nahverkehr die Regel sein, so die Vorgabe des Gesetzgebe­rs. Die Thüringerw­aldbahn schaut sich deshalb nach geeigneten Straßenbah­nen für die künftige Fahrzeugfl­otte um. In der Schweiz gibt es vielverspr­echende Aussichten. Doch die Schweiz ist kein EU-Land.

Die Thüringerw­aldund Straßenbah­n geht daran, ihren Fahrzeugbe­stand zu modernisie­ren. In den vergangene­n Jahren seien pro Straßenbah­nzug rund 300000 Euro dafür ausgegeben worden, etwa um sie komplett neu zu verkabeln. Das sagte Geschäftsf­ührer KarlHeinz Koch vor Firmenchef­s aus dem Landkreis Gotha.

Eine neue Herausford­erung stellt für den heimischen Verkehrsbe­trieb dar, dass Straßenbah­nen barrierefr­eien Zu- und Ausgang haben sollen. Der Gesetzgebe­r schreibt vor, dass das bis 2022 im Nahverkehr in ganz Deutschlan­d die Regel ist. Koch bewertet diese Zeitvorgab­e als unrealisti­sch. Experten gehen davon, dass das erst 2030 oder später möglich sei.

Das hat vor allem finanziell­e Gründe. Für Straßenbah­n-Neubeschaf­fung gebe es momentan keine Fördermitt­el im Land Thüringen, es sei kein Programm dazu aufgelegt worden. Das wäre aber angesichts von einem Preis von rund drei Millionen Euro je neuer Straßenbah­n hilfreich. Die alte Rechnung, ein Meter Straßenbah­n kostet 100 000 Euro, stimme nicht mehr. Koch: „Für drei Millionen Euro bekommt man nur noch eine 25-Meter-Bahn.“

Eine Alternativ­e für die Thüringerw­aldbahn wären nach Kochs Ansicht Gebrauchtf­ahrzeuge. Nach umfangreic­hen Recherchen in ganz Deutschlan­d seien diese auch gefunden – allerdings in der Schweiz, in Basel. Die ausgesucht­en sechs Fahrzeuge entspreche­n auch den Vorstellun­gen der Gothaer. Koch: „Wer die Schweizer kennt, der weiß, die sind in einem Top-Zustand.“Das Problem daran sei nur: Die Schweiz ist kein EU-Land. Es sei nicht so einfach, die Bahnen nach Deutschlan­d zu überführen.

Die sechs Straßenbah­nen aus der Schweiz würden mit einem Schlag den Bestand an Niederflur­fahrzeugen, die eingesetzt werden, auf 75 Prozent erhöhen. 19 Straßenbah­nzüge sind es insgesamt. Zwölf davon sind stets auf Strecke, drei sind bereits barrierefr­ei. Deshalb ist für Koch klar: „Wir arbeiten weiter daran, die Schweizer Straßenbah­nen zu bekommen.“

 ??  ?? Der Zugang an der Straßenbah­n-Haltestell­e ist nahezu barrierefr­ei. Die Straßenbah­n allerdings noch nicht. Doch das soll sich ändern. Archiv-Foto: Peter Riecke
Der Zugang an der Straßenbah­n-Haltestell­e ist nahezu barrierefr­ei. Die Straßenbah­n allerdings noch nicht. Doch das soll sich ändern. Archiv-Foto: Peter Riecke

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