Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Daimler-Skandal und seine Folgen
238 000 Mercedes müssen in Deutschland in die Werkstatt. Die wichtigsten Antworten rund um den Rückruf
Nach VW steckt jetzt auch Daimler tief im Abgasskandal. Der Konzern muss mehrere hunderttausend Autos zurückrufen – die zweithöchste Zahl nach dem VW-Konzern. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Rückruf.
Worum geht es?
In mehreren Mercedes-Modellen mit Dieselmotor sind nach Ansicht des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) illegale Abschalteinrichtungen eingesetzt, weshalb die Autos mehr Stickoxide ausstoßen als erlaubt. Daimler muss deshalb 238 000 Autos in Deutschland zurückrufen und die Software der Motoren aktualisieren. In Europa sind 774.000 Fahrzeuge betroffen.
Welche Fahrzeuge sind betroffen?
Es geht um Fahrzeuge, die die Norm Euro 6 erfüllen, die seit
2014 gilt. Die beanstandete Software steckt in Dieselmotoren der Modelle C 220d und GLC
220d.
Wann geht es los? Wann genau umgerüstet wird, ist noch unklar. Zunächst muss das KBA den Rückruf anordnen. Am Montag hieß es „unverzüglich“, was im Laufe der Woche bedeutet. Der Autohersteller muss dem Kraftfahrtbundesamt dann erklären, wie er den Mangel beseitigen will. Die Behörde muss dem zustimmen. Dann werden die Halter betroffener Fahrzeuge benachrichtigt.
Was wird gemacht?
Um die illegale Abschalteinrichtung zu beseitigen, wird die Software, die den Motor steuert, aktualisiert. Daimler schreibt jeden Kunden an und bittet ihn, einen Werkstatttermin zu vereinbaren. „Der Halter eines von einem Rückruf betroffenen Fahrzeugs sollte immer umgehend
nach Erhalt der Information seinen nächstgelegenen Servicepartner kontaktieren, um einen Termin für die Überprüfung seines Fahrzeugs zu vereinbaren“, heißt es bei Daimler. Sollte der Kunde nicht reagieren, wird er erinnert.
Was passiert, wenn ein Halter den Rückruf ignoriert?
Sollte ein Halter das Update verweigern, kann die zuständige Behörde in letzter Konsequenz die Zulassung für das Fahrzeug entziehen.
Wie lange dauert die Reparatur?
Daimler zufolge wird das Update voraussichtlich etwa eine Stunde dauern. „Es ist für den Kunden selbstverständlich kostenlos.“ Schwer zu sagen, solange nicht klar ist, wie das Update aussieht. Daimler jedenfalls ist zuversichtlich: „Wir erwarten bei Leistung, zertifiziertem Verbrauch, Geräuschverhalten und Zuverlässigkeit keine relevanten Veränderungen durch das Software-Update.“ Ja.
Fährt mein Auto nach dem Update genauso wie vorher? Wenn mein Auto betroffen ist — darf ich bis zum Update damit fahren?
„Es ist eine Imagebelastung für Daimler. Nachhaltig wird es der Marke wahrscheinlich nicht schaden“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch-Gladbach. „Hier muss man schauen, wie sich der Fall weiter entwickelt. Die Kunden vergessen relativ schnell.“Schlecht für Daimler sei, dass mit dem Skandal Ingenieurskapazitäten für Themen der Vergangenheit gebunden würden, anstatt diese für die Entwicklung der Zukunftsthemen einzusetzen.
Was fordern Verbraucherschützer?
Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, beklagt eine Salamitaktik der Politik gegenüber den Autoherstellern,
statt klare Konsequenzen zu ziehen. Er sieht vor allem den Bundesverkehrsminister in der Pflicht und fordert: „Ein Rückruf von Fahrzeugen muss mit einer Entschädigung, also einem Angebot der Wiedergutmachung einhergehen. Das gilt für alle Hersteller, die uns schmutzige für saubere Autos verkaufen!“
Wenn ich jetzt ein neues Fahrzeug kaufen will, welche DieselAutos sind noch sauber?
Als sauber gelten Fahrzeuge, die die neueste Norm Euro 6dTemp vom 1. September 2017 erfüllen. Der ADAC hat unter
https://bit.ly/2seWMQO eine Liste mit verfügbaren Modellen veröffentlicht, die regelmäßig aktualisiert wird.