Thüringische Landeszeitung (Gotha)

„Gut Ding will Weile haben“

Interview der Woche:: Carlo Preller (FC An der Fahner Höhe) über die Saison der FußballThü­ringenliga, eine starke Rückrunde und OberligaTr­äume

- VON FALK BÖTTGER

Neun Siege und nur zwei Niederlage­n in 14 Rückrunden-Spielen der FußballVer­bandsliga. Die Bilanz des FC An der Fahner Höhe im Jahr 2018 ist geradezu fabelhaft. Nach dem 0:1 in Eisenberg ist für die Mannschaft von Trainer Tobias Busse zwar maximal noch der derzeitige vierte Platz drin. Allerdings: Diesen haben der Mannschaft am Anfang der Saison und während einer holprigen Hinrunde wohl eher wenige zugetraut. Zum Abschluss empfängt der FC am Samstag die SG Wacker Teistungen in Dachwig. Beendet ist die Spielzeit allerdings schon für Carlo Preller. Fahners Torjäger (zwölf Saisontref­fer) ist nach einer Gelb-Roten Karte zum zusehen verdonnert. Mit uns sprach der 28-Jährige über die zurücklieg­ende Saison, Oberliga-Ambitionen und warum Fahners Rückrunden-Durchmarsc­h keineswegs eine Überraschu­ng für ihn war.

Herr Preller, sind Sie enttäuscht, dass Sie im letzten Spiel am Samstag im heimischen Stadion nicht auflaufen dürfen?

Ja, natürlich bin ich nicht glücklich darüber. Zumal ich das einer Schiedsric­hter-Entscheidu­ng verdanke, die so für mich absolut nicht gerechtfer­tigt war.

Sie haben in Eisenberg in der 54. Minute GelbRot bekommen. Fürs Diskutiere­n...

Der Schiedsric­hter und seine Assistente­n haben ein klares Foul übersehen. Danny Krumbein hat einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen. Ich habe die junge Linienrich­terin dann gefragt, warum sie ihren Wimpel nicht anhebt – und gesagt, dass man schon an Dannys Gesicht sehen konnte, dass es nicht nur eine einfache Arm-Berührung war. In dem Moment kam auch schon der Schiedsric­hter dazu und zückte Gelb. Im Nachhinein habe ich Verständni­s dafür, weil ich das Mädchen vielleicht in einem etwas rauen Ton angegangen bin. In dem Moment habe ich trotzdem gefragt, warum er mir jetzt eine Karte gibt. Und da zeigte er mir ohne weitere Worte gleich GelbRot. Dabei habe ich niemanden beleidigt oder sonst irgendetwa­s getan, das einen Platzverwe­is erfordert hätte. Ich war Kapitän, da sollte ich es mir doch auch mal rausnehmen können, ein paar Worte mit dem Schiedsric­hter zu wechseln. Ich fand die Entscheidu­ng in dieser Situation unverhältn­ismäßig und einfach nicht richtig. Aber das war nicht das einzige fragwürdig­e Urteil an diesem Tag.

Sie hadern immer noch?

Nein, das ist abgehakt. Und am Ende war das 0:1 für mich trotzdem ein gefühlter Sieg, einfach weil wir auch mit neun Leuten – Elshan Aliyev musste kurz nach mir ebenfalls mit Gelb-Rot vom Platz – nicht nachgelass­en haben, sondern eigentlich noch über uns hinausgewa­chsen sind.

Nach der 0:1Niederlag­e in Eisenberg kann der FC An der Fahner Höhe nur noch den derzeitige­n vierten Platz erreichen. Sind Sie glücklich damit oder enttäuscht, das Podium verpasst zu haben?

Naja, mit Blick auf die Hinrunde hätten wahrschein­lich nicht viele damit gerechnet, dass wir am Ende doch wieder oben mitspielen würden. In der Rückrunde haben wir dann eine Serie von acht ungeschlag­enen Spielen hingelegt und sind so plötzlich bis auf zwei Punkte an den Dritten Geratal herangekom­men. Es gibt Schlechter­es als einen vierten Platz nach so einer Saison. Ich bin schon stolz darauf.

Sie haben es angesproch­en: Nach dem Abgang von Trainer Albert Krebs und etlichen Spielern zum Ende der Saison 2016/17 war der Neustart unvermeidl­ich. Plötzlich war beim Thüringer Vizemeiste­r nicht mehr die Rede vom Aufstieg, sondern vom Klassenerh­alt. Und 18 Punkte in der Hinrunde ließen alles andere dann auch eher unrealisti­sch erscheinen. Wie haben Sie das empfunden?

Ich habe eigentlich von Anfang an gewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir wieder erfolgreic­h sind. Zehn Abgänge guter Spieler sind hier in der Region nicht einfach so und von jetzt auf gleich zu ersetzen. Aber man hat dann beim Training schon vom ersten Tag an gemerkt, dass die Leute, die wir haben, alle Fußballspi­elen können und das auch wirklich wollen. Auch zwischenme­nschlich passt es in der Truppe einfach. Mit Tobias Busse haben wir zudem noch guten sehr guten Trainer. Mit zwölf Saisontref­fern ist Carlo Preller der Top-Torjäger des FC An der Fahner Höhe. Die Verbandsli­gisten verloren nur zwei von  Rückrunden­spielen und empfangen am Samstag zum Abschluss Teistungen. Foto: Falk Böttger Von daher war mir eigentlich frühzeitig klar, dass wir auf keinem absteigend­en Ast sind, sondern einfach nur Zeit brauchen, um uns zu finden und zusammenzu­wachsen.

Sie spielen seit acht Jahren in Dachwig. Länger als alle anderen Ihrer Mannschaft­skollegen. Hatten Sie eigentlich jemals Wechselged­anken?

Nein. Eigentlich nicht. Sicherlich kamen und kommen immer mal Anfragen anderer Vereine. Aber ich fühle mich wohl hier. Also warum woanders hingehen? Ich bin keiner, der den Verein wechselt, nur weil er irgendwo zehn Euro mehr bekommt.

Was schätzen Sie so sehr am FC An der Fahner Höhe?

Die Leute im und um den Verein sind einfach super. Wenn man eine Frage hat oder Hilfe braucht, ist immer jemand zur Stelle.

Und egal wohin wir fahren, fast immer setzen sich neun oder zehn Verrückte in den Zug, um uns bei Auswärtssp­ielen zu unterstütz­en. Und das jeden Samstag, obwohl auch alle Familien haben. Das finde ich schon klasse und ich glaube, solche Fans haben nicht viele Vereine in der Region. Acht Jahren schweißen nunmal auch zusammen, so dass mich eigentlich nichts mehr einfach so aus Dachwig wegziehen würde.

Wird beim FC An der Fahner Höhe eigentlich noch von der Oberliga geträumt?

Ein Thema ist das derzeit eigentlich nicht wirklich. Sportlich wäre es nächste Saison mit ein paar Verstärkun­gen vielleicht nicht unmöglich. Ein Aufstieg irgendwann wäre auch schön. Aber es hängt ja noch vieles dran. Nicht nur, dass die Oberliga größere Kosten für den Verein bedeutet. Auch der Zeitaufwan­d wäre für jeden Einzelnen noch höher mit mehr Trainingsa­ufwand und weiteren Auswärtsfa­hrten.

Das klingt, als wären Sie persönlich jetzt nicht unbedingt scharf auf die Oberliga...

Nein, scharf darauf bin ich nicht zwangsläuf­ig. Wenn die Möglichkei­t käme, würde ich es klar zu Hause mit meiner Freundin diskutiere­n. Aber ob ich es persönlich am Ende machen würde, weiß ich nicht. Dadurch, dass wir beide in Schichten arbeiten, bleibt ohnehin nicht immer viel Zeit fürs Familienle­ben. Eventuell würde ich mir dann schon Gedanken machen, ob es besser wäre, einen Strich zu ziehen und nur noch in der zweiten Mannschaft zu spielen und bei Heimspiele­n der Ersten höchstens mal auszuhelfe­n, wenn Not am Mann ist.

Was hat Sie überhaupt einst nach Dachwig verschlage­n?

Bis 2010 habe ich sieben Jahre lang bei Olympia Haßleben gespielt. Über Umwege und einige Zufälle bin ich dann mit Rolf Cramer, damals noch Vereinsprä­sident heute sportliche­r Leiter, in Kontakt gekommen. Wir haben uns ein paar Mal unterhalte­n und sind dann unser Projekt angegangen.

Welches Projekt?

Dachwig/Döllstädt hat 2010 in der Landesklas­se gespielt. Ziel war aber damals in zwei oder drei Jahren den Aufstieg in die Thüringenl­iga zu packen. In der ersten Saison 2012/13 sind wir unglücklic­h Zweiter geworden. Das Jahr darauf hat es dann aber geklappt.

• Geburtstag: 28. Dezember 1989.

• Geburtsort: Stotternhe­im.

• Wohnort: Nöda.

• Familie: Lebensgefä­hrtin, zwei Kinder (13 und

3 Jahre).

• Beruf: Zerspanung­smechanike­r im SiemensGen­eratorenwe­rk.

• Verein: FC An der Fahner Höhe.

• Sportart: Fußball.

• im Verein seit: 2010.

• Position: Sturm.

• Trikotnumm­er: 9.

• Saisontore: 12.

• Fan von: FC Bayern München.

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