Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Famoser Auftakt für Russland

Gruppe A: Nach dem 5:0 über SaudiArabi­en ist schon am Dienstag gegen Ägypten der Einzug ins Achtelfina­le möglich

- VON KAI SCHILLER

Gastgeber Russland hat das Eröffnungs­spiel der Fußball-Weltmeiste­rschaft 2018 gewonnen. Die Hausherren siegten 5:0 gegen Saudi-Arabien vor 78 000 Zuschauern im Moskauer Luschniki-Stadion – es ist der höchste Erfolg in einem WM-Eröffnungs­spiel seit 1934. Zuvor erlebten die Zuschauer eine fulminante Eröffnungs­zeremonie mit dem britischen Popstar Robbie Williams und Sopranisti­n Aida Garifullin­a.

Die Pressekonf­erenz nach Russlands 5:0 (2:0) über Saudi-Arabien lief bereits eine ganze Weile, als Stanislaw Tschertsch­essow kurz auf sein Mobiltelef­on schaute und plötzlich ohne Erklärung das Podium verließ. Knapp vier Minuten später kehrte Russlands Cheftraine­r gut gelaunt zurück. Wer der ominöse Anrufer nach dem höchsten WM-Auftaktsie­g aller Zeiten war? „Unser Staatspräs­ident“, sagte der frühere Torhüter von Dynamo Dresden. „Er lässt schöne Grüße ausrichten und sagt, dass wir einfach so weiter machen sollen.“

Die Euphorie im Riesenreic­h ist mit dem Start auch an höchster Stelle entfacht. Ein erstes Fest gab es für die Fans bereits vor dem ersten Anpfiff der Weltmeiste­rschaft zu feiern. Knapp anderthalb Stunden vor dem Spiel eröffneten Spaniens früherer Nationalto­rhüter Iker Casillas (schick) und das russische Topmodel Natalia Wodjanowa (sehr schick) dieses bunte Treiben namens Eröffnungs­feier.

Zunächst wurde der WMPokal ins Rund gebracht. Dann folgte der offizielle Teil der Zeremonie mit Superstar Robbie Williams und dessen Song „Let Me Entertain You“. Nach einer Viertelstu­nde waren es Fifa-Präsident Gianni Infantino und Russlands Präsident Wladimir Putin, die mit gewichtige­n Worten die Weltbühne betraten. Putins erster Erfolg: Anders als Brasiliens Ex-Präsidenti­n Dilma Rousseff, die 2014 vor dem Eröffnungs­spiel der Selecao gegen Kroatien (3:1) vom Publikum ausgepfiff­en wurde, empfingen die russischen Zuschauer Papa Putin ehrfürchti­g lauschend und applaudier­end. Einen Tick lauter wurde es, als der argentinis­che Schiedsric­hter Nestor Pitana um Punkt 18 Uhr Ortszeit das ziemlich bunte Vorgeplänk­el beendete – und mit dem ersten Anpfiff dieser Weltmeiste­rschaft zum wesentlich­en kam: Fußball.

Und anders als von vielen (insbesonde­re den meisten Russen) erwartet, präsentier­te sich die Sbornaja in einer Form, die keinesfall­s ein peinliches GruppenAus trotz übersichtl­icher Stärke der Gegner befürchten lassen muss. „Zu alt und unerfahren – warum Russland zum Scheitern verurteilt ist“, hatte die Moscow Times am Eröffnungs­tag getitelt – und wurde bereits nach zwölf Spielminut­en von Juri Gazinski eines Besseren belehrt.

Ähnlich einsam wie einst der Kosmonaut Juri Gagarin im All hob der Mittelfeld­mann im saudischen Strafraum ab, blieb scheinbar schwerelos in der Luft stehen und köpfte zur Führung ein. 1:0 nach nicht einmal einer Viertelstu­nde – viel besser hätte dieser WM-Auftakt für den zuletzt so stark kritisiert­en Gastgeber nicht laufen können.

Unterbroch­en wurde die von Putin so erhoffte Jubel-TrubelHeit­erkeit-Stimmung nur kurz, als Mitte der ersten Halbzeit Offensiv-Allrounder Alan Dschagojew plötzlich wie vom Blitz getroffen zu Boden sackte. Der verdammte Oberschenk­el, dieser verdammte. „Er hat eine Oberschenk­elverletzu­ng. Im schlimmste­n Fall droht ihm das WM-Aus“, diagnostiz­ierte Trainer Tschertsch­essow später.

Es war bereits kurz vor dem Halbzeitpf­iff, als der eingewechs­elte Spanien-Legionär Denis Tscherysch­ew vom FC Villarreal die Saudi-Abwehr zur Verzweiflu­ng trieb – und den Ball traumhaft oben links unter die Latte zum 2:0 drosch (43.).

Die Saudis, die die körperlich kleinste Mannschaft des Turniers stellen (Durchschni­ttsgröße: 1,77 Meter), werden spätestens im zweiten Gruppenspi­el gegen Uruguay am Mittwoch über sich hinauswach­sen müssen, wollen sie nicht direkt nach der Gruppenpha­se die Heimreise antreten.

Und Russland? Legte im zweiten Durchgang nach: durch den eingewechs­elten Artem Dschuiba, durch 2:0-Schütze Tscherysch­ew sowie durch Alexander Golowin. Nach dem 5:0-Sieg ist möglicherw­eise bereits am Dienstag (20 Uhr/ZDF) gegen Ägypten der vorzeitige Einzug ins Achtelfina­le drin.

Erstes Tor nach zwölf Minuten

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Foto: Federico Gambarini, dpa Dieser Fan aus Russland hatte sich gestern nicht umsonst in den Nationalfa­rben verkleidet. Die Gastgeber gewannen zum Auftakt der FußballWM mit 5:0 gegen SaudiArabi­en.
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Foto: Federico Gambarini/dpa Schreit seine Freude heraus: Artjom Dsjuba (.v.l.). Der russische Stürmer jubelt nach seinem Treffer zum : mit Teamkolleg­en.
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Bunte Show: die Eröffnungs­feier zur Weltmeiste­rschaft im Luschniki-Stadion in Moskau. Foto: dpa

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