Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Papierberge
Bürokratie schreckt kleine Firmen ab
Das Handwerk lebt mit den kommunalen Entscheidungsträgern. Und von ihnen. Insofern bringt eine Standortanalyse, wie sie die Handwerkskammern Erfurt und Südthüringen auf den Weg gebracht haben, manchmal überraschende Erkenntnisse in der Selbstreflexion.
Für das aktuelle Papier kann festgehalten werden: Alle Verwaltungen, die die Fragen beantwortet haben, waren mit sich selbst ehrlich. Dieser Eigeneinschätzung gebührt Respekt – denn leider ist sie in vielen Bereichen nicht selbstverständlich. Verwaltungen neigen dazu – auf allen Ebenen und nicht nur im kommunalen Bereich –, sich die Welt so zu erklären, dass sie diese nur selbst als funktionierend begreifen.
Weil das aber gerade in dieser Befragung offenbar anders gelaufen ist, erscheint es in einem anderen Licht, wenn bei spielsweise Erfurt seinen IstZustand negativ bewertet. Oder eben genau das nach der Auswertung herauskommt.
Wichtig werden die Schlüsse sein, die jetzt aus derlei Daten gezogen werden, die von der Ostthüringer Kammer nicht erhoben wurden. Aber was nicht ist, das kann ja noch nachgeholt werden.
Einen besonders wichtigen Punkt, der kleine und mittelständische Betriebe von einer Auftragsannahme der öffentlichen Hand immer deutlicher abschreckt, scheint der bürokratische Aufwand zu sein. Wenn vor einer Auftragsvergabe zunächst nahezu unüberschaubare Papierberge zu bewältigen sind, dann führt das dazu, dass in einem Handwerksbetrieb mit wenigen Mitarbeitern mindestens ein Leistungsträger gebunden ist – meist der Chef selbst, der in kleinen Unternehmen nicht selten noch aktiv mitarbeitet.