Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Neue Spur im Fall Beckmann
Tod des neunjährigen Jungen Bernd Beckmann in Jena seit 25 Jahren nicht aufgeklärt – Soko Altfälle sucht anonymen Briefschreiber als Zeugen
Die Jenaer Polizei hat neue Hoffnung, den Fall des
1993 ums Leben gekommenen Jungen Bernd Beckmann aufklären zu können: Nach erneuter Auswertung der Akten konzentriert sich die Soko auf einen anonymen Brief vom Juli 1993 mit Hinweisen zu den Todesumständen des damals Neunjährigen aus Jena, wie es am Donnerstag hieß. Die Polizei bittet nun den Verfasser des Briefes, sich zu melden. Er werde als wichtiger Zeuge in dem Mordfall angesehen. Der Junge war am 6. Juli
1993 verschwunden, sein Leichnam wurde 12 Tage später am Saaleufer entdeckt. (red)
Die Polizei in Jena setzt bei ihren Mordermittlungen zu Bernd Beckmann auf einen DNA-Massentest. Damit hoffen die Kriminalisten die Identität eines Briefschreibers klären zu können, falls der sich nicht meldet. Der Junge war vor 25 Jahren in Jena getötet worden.
Der anonyme Brief stammt vom Juli 1993 und soll Angaben beinhalten, die vom Täter stammen könnten. Das seien „bedeutungsvolle Hinweise zu den Umständen, wie Bernd Beckmann zu Tode kam“, heißt es in einer gestern veröffentlichten Erklärung. Derzeit sucht die Polizei den Briefschreiber als Zeugen.
Sollte der sich nicht bis Ende des Monats bei der zuständigen Soko „Altfälle“in Jena melden, kündigen die Ermittler einen DNA-Massentest an. Zunächst sei der im Bereich Jena Lobeda geplant. Offenbar konnten Kriminaltechniker an der Briefmarke und am Klebestreifen des Kuverts Speichel und damit einen genetischen Fingerabdruck sichern, der nun zum Absender führen soll. Zugleich bittet die Soko um Hinweise, falls jemand den Verfasser des anonymen Briefes kennt. Vor 25 Jahren wurden 10000 Mark – heute
5000 Euro – für Hinweise ausgelobt, die helfen, den Mord an dem damals neunjährigen Jungen aufzuklären.
Bernd Beckmann war im Juli
1993 in Jena verschwunden und knapp zwei Wochen später in der Nähe des Saaleufers im Süden der Stadt von spielenden Kindern gefunden worden. Zeugen hatten ihn am Tag und am Abend seines Verschwindens noch mehrfach an verschiedenen Orten der Stadt gesehen. Die damaligen Ermittler überprüften auf der Suche nach seinem Mörder etwa 800 Personen. Ins Visier gerieten auch Uwe Böhnhardt und ein Kumpel von ihm. Im Mai des Vorjahres veranlasste die Soko am Saaleufer eine Tatortrekonstruktion.
Diesen März gelang der Soko „Altfälle“bereits die Aufklärung des Mordfalls Stephanie D. Vor 26 Jahren war das zehnjährige Mädchen am 24. August 1991 aus Weimar verschwunden und war zwei Tage später am Fuß der Autobahnbrücke Teufelstal bei Hermsdorf (Saale-HolzlandKreis) tot gefunden worden. Als Tatverdächtiger ermittelten zwei Kriminalistinnen nach intensivem Aktenstudium einen heute 64-jährigen Kraftfahrer aus dem Raum Berlin, der bereits damals wegen eines Sexualdelikts verurteilt worden war.
Auch im dritten, bisher nicht geklärte Kindermord aus der Region Jena, dem Fall Ramona K., ermittelt die Soko „Altfälle“. Das neunjährige Mädchen war im August 1996 in Jena-Winzerla auf dem Weg von der Schule nach Hause verschwunden. Ein halbes Jahr später fand ein Jäger unter anderem ihren Schulranzen in einem Waldstück bei Großburschla im Wartburgkreis. Tage später entdeckten Polizisten bei einer systematischen Suche die sterblichen Überreste des Mädchens in dem unzugänglichen Waldgebiet.
Die Soko Altfälle nahm im Oktober 2016 die Arbeit auf, nachdem bei einem weiteren Mordfall an einem Kind aus Bayern die DNA von Böhnhardt an einem Asservat sichergestellt worden war. Später stellte sich heraus, dass der gestorbene Rechtsterrorist nichts mit dem Mord an dem Mädchen zu tun hat. Aktuell ermitteln 20 Beamte in Jena die Altfälle. Vor der Aufklärung des Mordfalls Stephanie D. stand die Soko kurz vor ihrer Auflösung.
800 Personen bereits überprüft