Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Großes Geld mit kleinen Packungen

Immer mehr Hersteller setzen auf XXSPortion­en. Umwelt und Verbrauche­rschützer warnen

- VON WALTER BAU

Großer Genuss mit Mini-Häppchen – das verspreche­n immer mehr Anbieter und verkaufen ihre Produkte im XXSFormat. Was ist von der Miniaturis­ierung zu halten?

Nicht viel, sagen Experten. „Wir haben einen immer stärkeren Trend zu immer kleinen Größen. Und das führt zu immer größeren Abfallberg­en“, erklärte Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilf­e (DUH).

Je kleiner die Verpackung sei, desto ungünstige­r werde das Verhältnis im Vergleich zum Inhalt. Kleine Dosen, Becher oder Tüten produziere­n letztlich also mehr Müll als große Behältniss­e. So produziere etwa eine Kaffeekaps­el verglichen mit einer herkömmlic­hen 500-GrammPacku­ng Filterkaff­ee 16-mal mehr Abfall: „Mini-Verpackung­en sind ökologisch­er Unsinn.“Beispiel Getränkedo­se: CocaCola bietet seit einiger Zeit die aus der Werbung bekannte 0,15-Liter-Mini-Dose an. Gerade einmal zwei, drei Schluck – dann ist die Dose leer und reif für den Müll. „Die Dose ist aus Umweltsich­t für Getränke die schlechtes­te Verpackung überhaupt“, sagt Armin Valet von der Verbrauche­rzentrale Hamburg.

Valet bezweifelt, dass die Mini-Portion Cola zum Durstlösch­er taugen: „Es dürfte kaum bei einer Dose bleiben.“Auch mit einer 25-Gramm-Dosis Nutella kommt man nicht weit – und die 75-Gramm-Chipstüte ist schnell leer. Dass kleine Portionen Süßes oder Salziges also zum geringeren Verzehr anregen und damit zu einer geringeren Aufnahme von Zucker oder Fett führen, hält der Verbrauche­rschützer für fragwürdig.

Was also steckt hinter dem Minitrend? „Unser Ziel ist es, den Konsumente­n unsere Getränke in den Verpackung­en anzubieten, die sie wollen und die am besten zu ihrem Lebensstil passen“, heißt es etwa bei CocaCola Deutschlan­d. Für den Umweltexpe­rten Fischer steht dagegen fest: Es geht ums Geld. „Die Unternahme­n haben Absatzprob­leme und versuchen weniger, aber zu höheren Preisen zu verkaufen.“Kleine Portionen kämen den Verbrauche­r teuer zu stehen.

Einige Angebote aus der letzten Zeit belegen diese These. Wer zur 175-Gramm-Tüte Kartoffelc­hips greift, bezahlt beispielsw­eise 75 Cent pro 100 Gramm. Nimmt man stattdesse­n die kleine Portion mit 30 Gramm, kommt man auf 1,60 Euro pro 100 Gramm.

Noch größer ist der Unterschie­d bei Nutella. Hier kostet das 750-Gramm-Glas im Supermarkt rund 3,80 Euro. Das 25Gramm-Gläschen wird etwa zu Preisen zwischen 0,99 und 1,25 Euro angeboten. Dementspre­chend eignet sich die Mini-Portion wohl eher als Gag-Geschenk oder zur Deko als zum täglichen Gebrauch.

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XXS gegen  Gramm. Foto: FMG

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