Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Großes Geld mit kleinen Packungen
Immer mehr Hersteller setzen auf XXSPortionen. Umwelt und Verbraucherschützer warnen
Großer Genuss mit Mini-Häppchen – das versprechen immer mehr Anbieter und verkaufen ihre Produkte im XXSFormat. Was ist von der Miniaturisierung zu halten?
Nicht viel, sagen Experten. „Wir haben einen immer stärkeren Trend zu immer kleinen Größen. Und das führt zu immer größeren Abfallbergen“, erklärte Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe (DUH).
Je kleiner die Verpackung sei, desto ungünstiger werde das Verhältnis im Vergleich zum Inhalt. Kleine Dosen, Becher oder Tüten produzieren letztlich also mehr Müll als große Behältnisse. So produziere etwa eine Kaffeekapsel verglichen mit einer herkömmlichen 500-GrammPackung Filterkaffee 16-mal mehr Abfall: „Mini-Verpackungen sind ökologischer Unsinn.“Beispiel Getränkedose: CocaCola bietet seit einiger Zeit die aus der Werbung bekannte 0,15-Liter-Mini-Dose an. Gerade einmal zwei, drei Schluck – dann ist die Dose leer und reif für den Müll. „Die Dose ist aus Umweltsicht für Getränke die schlechteste Verpackung überhaupt“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.
Valet bezweifelt, dass die Mini-Portion Cola zum Durstlöscher taugen: „Es dürfte kaum bei einer Dose bleiben.“Auch mit einer 25-Gramm-Dosis Nutella kommt man nicht weit – und die 75-Gramm-Chipstüte ist schnell leer. Dass kleine Portionen Süßes oder Salziges also zum geringeren Verzehr anregen und damit zu einer geringeren Aufnahme von Zucker oder Fett führen, hält der Verbraucherschützer für fragwürdig.
Was also steckt hinter dem Minitrend? „Unser Ziel ist es, den Konsumenten unsere Getränke in den Verpackungen anzubieten, die sie wollen und die am besten zu ihrem Lebensstil passen“, heißt es etwa bei CocaCola Deutschland. Für den Umweltexperten Fischer steht dagegen fest: Es geht ums Geld. „Die Unternahmen haben Absatzprobleme und versuchen weniger, aber zu höheren Preisen zu verkaufen.“Kleine Portionen kämen den Verbraucher teuer zu stehen.
Einige Angebote aus der letzten Zeit belegen diese These. Wer zur 175-Gramm-Tüte Kartoffelchips greift, bezahlt beispielsweise 75 Cent pro 100 Gramm. Nimmt man stattdessen die kleine Portion mit 30 Gramm, kommt man auf 1,60 Euro pro 100 Gramm.
Noch größer ist der Unterschied bei Nutella. Hier kostet das 750-Gramm-Glas im Supermarkt rund 3,80 Euro. Das 25Gramm-Gläschen wird etwa zu Preisen zwischen 0,99 und 1,25 Euro angeboten. Dementsprechend eignet sich die Mini-Portion wohl eher als Gag-Geschenk oder zur Deko als zum täglichen Gebrauch.