Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Dünne Kost am Nachmittag

- VON THOMAS RUDOLPH

Das war über weite Strecken doch eher ermüdend als spannend. Stoff für Geschichte­n boten die beiden Nachmittag­spiele am Freitag nur in der Schlusspha­se, als Uruguay und der Iran spät zum Sieg kamen. Die restliche Spielzeit lieferte – irgendwie auch wenig verwunderl­ich – dünne Kost und warf einmal mehr die Frage über den Sinn und Unsinn aufgebläht­er Weltmeiste­rschaften auf.

Eines vorweg: die Teilnahme in Russland sei jeder Mannschaft gegönnt – unabhängig von Weltrangli­stenpositi­on oder Schwierigk­eit der Qualifikat­ion. Für den neutralen Beobachter, der nicht mit seinem Team mitfiebert, bieten die meisten Vorstellun­gen gerade in der Vorrunde aber wenig Grund zur Begeisteru­ng.

Überrasche­nd ist das nicht. Wer wie die Fifa eine WM immer weiter aufbläht, verliert automatisc­h an Qualität. 1966 gab es in England 16 Teilnehmer, 1990 waren es 24 Nationen, die in Italien starteten. Inzwischen wetteifern schon 32 Mannschaft­en um den Titel. Und es wird noch größer – oder sollte man sagen: schlimmer? Bei der WM 2026 soll das Feld auf 48 Teams vergrößert werden. Man fragt sich besorgt, welche Nation dann nicht dabei ist.

Dass auch die „Kleinen“beim größten Spektakel mitspielen wollen, ist verständli­ch. Doch macht dessen künstliche Aufblähung tatsächlic­h einen anderen Sinn als ein paar größere Einnahmen?

Anscheinen­d schon. Denn interessan­terweise kommen bei den Abstimmung­en darüber große Mehrheiten zu Stande. Widerspruc­h selbst von größeren Verbänden gibt es kaum. Wo es etwas zu verdienen gibt, wird sich gerne angepasst. Die „Rechnung“zahlt der Zuschauer, der sich – bevor es spannend wird – am Fernseher oder im Stadion durch die quälenden Vorrunde kämpfen muss. Von ein paar spannenden Minuten abgesehen... Weitere Kommentare finden Sie unter www.tlz.de/meinung

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