Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Dünne Kost am Nachmittag
Das war über weite Strecken doch eher ermüdend als spannend. Stoff für Geschichten boten die beiden Nachmittagspiele am Freitag nur in der Schlussphase, als Uruguay und der Iran spät zum Sieg kamen. Die restliche Spielzeit lieferte – irgendwie auch wenig verwunderlich – dünne Kost und warf einmal mehr die Frage über den Sinn und Unsinn aufgeblähter Weltmeisterschaften auf.
Eines vorweg: die Teilnahme in Russland sei jeder Mannschaft gegönnt – unabhängig von Weltranglistenposition oder Schwierigkeit der Qualifikation. Für den neutralen Beobachter, der nicht mit seinem Team mitfiebert, bieten die meisten Vorstellungen gerade in der Vorrunde aber wenig Grund zur Begeisterung.
Überraschend ist das nicht. Wer wie die Fifa eine WM immer weiter aufbläht, verliert automatisch an Qualität. 1966 gab es in England 16 Teilnehmer, 1990 waren es 24 Nationen, die in Italien starteten. Inzwischen wetteifern schon 32 Mannschaften um den Titel. Und es wird noch größer – oder sollte man sagen: schlimmer? Bei der WM 2026 soll das Feld auf 48 Teams vergrößert werden. Man fragt sich besorgt, welche Nation dann nicht dabei ist.
Dass auch die „Kleinen“beim größten Spektakel mitspielen wollen, ist verständlich. Doch macht dessen künstliche Aufblähung tatsächlich einen anderen Sinn als ein paar größere Einnahmen?
Anscheinend schon. Denn interessanterweise kommen bei den Abstimmungen darüber große Mehrheiten zu Stande. Widerspruch selbst von größeren Verbänden gibt es kaum. Wo es etwas zu verdienen gibt, wird sich gerne angepasst. Die „Rechnung“zahlt der Zuschauer, der sich – bevor es spannend wird – am Fernseher oder im Stadion durch die quälenden Vorrunde kämpfen muss. Von ein paar spannenden Minuten abgesehen... Weitere Kommentare finden Sie unter www.tlz.de/meinung