Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Erfurter Geiselnehmer auf der Flucht
Verdächtiger verschleppt ExFreundin aus Wohnung und sticht Mann nieder
Die Erfurter Polizei ist mit einem Großaufgebot auf der Spur eines mutmaßlich gewalttätigen 41-Jährigen. Der Mann soll am frühen Donnerstagmorgen zunächst seine Ex-Freundin als Geisel genommen haben. Auf der Flucht stach er mit einem Messer auf einen unbeteiligten 24 Jahre alten Passanten ein; der junge Mann wurde operiert.
Die 34 Jahre alte Geisel konnte am Nachmittag von Einsatzkräften befreit werden. Von dem aus Litauen stammenden Täter fehlte am Abend noch jede Spur.
Von dem Großeinsatz betroffen waren auch Bahnreisende. Die Strecke Erfurt-Weimar war am frühen Morgen und nachmittags komplett gesperrt. Auch auf der ICE-Neubaustrecke zwischen Erfurt und Leipzig fuhren zeitweise keine Züge. Es kam zu erheblichen Beeinträchtigungen des Zugverkehrs im Westen, Norden und Osten von Erfurt, so ein Bahnsprecher.
Am Nachmittag bildeten sich zwischenzeitlich vor dem InfoSchalter im Erfurter Hauptbahnhof lange Warteschlangen.
Dem MDR zufolge wurden zudem mehrere Sparkassenfilialen geschlossen, um die Mitarbeiter zu schützen.
Bei brütender Hitze suchte die Polizei mit Hubschrauber und Spürhunden nach dem Mann, die Einsatzkräfte durchkämmten neben dem Wohngebiet der Frau vor allem die Umgebung des Hauptbahnhofs. Am Nachmittag kam dann die Mitteilung via Twitter, dass man die Frau aufgreifen konnte. Einer Sprecherin zufolge hatten die Einsatzkräfte die 34-Jährige und ihren Entführer in der Nähe des Erfurter Wasserturms gesichtet. Der 41-Jährige sei geflüchtet. Die Frau war den Angaben nach leicht verletzt und musste ärztlich behandelt werden.
Sie soll am frühen Morgen von dem 41-Jährigen gewaltsam aus ihrer Wohnung geholt worden sein.
Den Angaben nach war der Litauer gegen 4.30 Uhr über den Balkon in die etwa vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegende Wohnung eingestiegen.
Er habe sich ein Messer genommen, die Frau bedroht und sie aus der Wohnung gezerrt. Er flüchtete mit ihr zu Fuß.
Zum Tatzeitpunkt habe sich ein weiterer Mann in der Wohnung aufgehalten. In welcher Beziehung er zu der Frau steht, war zunächst unklar. Er blieb unverletzt. Hinweise auf ein Motiv für die Tat hatte die Polizei zunächst nicht. (dpa)