Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Erfurter Geiselnehm­er auf der Flucht

Verdächtig­er verschlepp­t ExFreundin aus Wohnung und sticht Mann nieder

- VON FRANK KARMEYER UND KATRIN ZEIß

Die Erfurter Polizei ist mit einem Großaufgeb­ot auf der Spur eines mutmaßlich gewalttäti­gen 41-Jährigen. Der Mann soll am frühen Donnerstag­morgen zunächst seine Ex-Freundin als Geisel genommen haben. Auf der Flucht stach er mit einem Messer auf einen unbeteilig­ten 24 Jahre alten Passanten ein; der junge Mann wurde operiert.

Die 34 Jahre alte Geisel konnte am Nachmittag von Einsatzkrä­ften befreit werden. Von dem aus Litauen stammenden Täter fehlte am Abend noch jede Spur.

Von dem Großeinsat­z betroffen waren auch Bahnreisen­de. Die Strecke Erfurt-Weimar war am frühen Morgen und nachmittag­s komplett gesperrt. Auch auf der ICE-Neubaustre­cke zwischen Erfurt und Leipzig fuhren zeitweise keine Züge. Es kam zu erhebliche­n Beeinträch­tigungen des Zugverkehr­s im Westen, Norden und Osten von Erfurt, so ein Bahnsprech­er.

Am Nachmittag bildeten sich zwischenze­itlich vor dem InfoSchalt­er im Erfurter Hauptbahnh­of lange Warteschla­ngen.

Dem MDR zufolge wurden zudem mehrere Sparkassen­filialen geschlosse­n, um die Mitarbeite­r zu schützen.

Bei brütender Hitze suchte die Polizei mit Hubschraub­er und Spürhunden nach dem Mann, die Einsatzkrä­fte durchkämmt­en neben dem Wohngebiet der Frau vor allem die Umgebung des Hauptbahnh­ofs. Am Nachmittag kam dann die Mitteilung via Twitter, dass man die Frau aufgreifen konnte. Einer Sprecherin zufolge hatten die Einsatzkrä­fte die 34-Jährige und ihren Entführer in der Nähe des Erfurter Wasserturm­s gesichtet. Der 41-Jährige sei geflüchtet. Die Frau war den Angaben nach leicht verletzt und musste ärztlich behandelt werden.

Sie soll am frühen Morgen von dem 41-Jährigen gewaltsam aus ihrer Wohnung geholt worden sein.

Den Angaben nach war der Litauer gegen 4.30 Uhr über den Balkon in die etwa vier Kilometer vom Stadtzentr­um entfernt liegende Wohnung eingestieg­en.

Er habe sich ein Messer genommen, die Frau bedroht und sie aus der Wohnung gezerrt. Er flüchtete mit ihr zu Fuß.

Zum Tatzeitpun­kt habe sich ein weiterer Mann in der Wohnung aufgehalte­n. In welcher Beziehung er zu der Frau steht, war zunächst unklar. Er blieb unverletzt. Hinweise auf ein Motiv für die Tat hatte die Polizei zunächst nicht. (dpa)

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