Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Auf der Seidenstraße
Tobias John und Matthias Schneemann starten ihre 15 000KilometerRadtour nach Vietnam
Die Räder stehen schon bereit. Gepäckprobe. Rund 25 Kilogramm müssen am Fahrrad gleichmäßig verteilt werden. „Wasserflaschen kommen da noch dazu“, sagt Matthias Schneemann und schiebt den Fahrradhelm aus dem Gesicht hoch in die Stirn.
Am 1. August geht es los. Start ist Heiligenstadt, das Ziel heißt Ho-Chi-Minh-Stadt, das frühere Saigon. Er und Tobias John haben sich für ein Jahr von ihren Arbeitgebern freistellen lassen.
Denn sie wollen etwas tun, was nicht jeder tut: Auf der ungefähren Route der alten Seidenstraße, des legendären Handelsweges aus dem alten China nach Europa, per Fahrrad mehr als 15 000 Kilometer hinter sich bringen. Veranschlagt haben sie für die Tour etwa acht Monate. „Vier Monate Puffer“, sagt Tobias John. Man wisse ja nie, was passiert. Auch Erholungsphasen müssen zwischendurch sein, wenn eine Region gefällt, dann könne man dort auch ein paar Tage länger bleiben. Oder wenn es mit einem Visum mal länger
dauern sollte, bleibt zeitlicher Rahmen während des Wartens auf das Papier.
Doch warum Saigon, warum Asien? „Ich glaube, wir müssen das Pferd hier jetzt ein bisschen von hinten aufzäumen“, meint Tobias John. Vor genau zehn Jahren haben er, Matthias Schneemann, Waldemar Schleicher und noch ein Freund eine ähnliche Fahrradtour unternommen. Allerdings kürzer und in Europa. 112 Tage, genau 16 Wochen, waren sie damals unterwegs, sind bis Portugal gefahren, dann über Südfrankreich
und Norditalien bis Ungarn und dann nach Hause. „Da setzen wir jetzt an, aber eben in die andere Richtung“, erklärt John. Ein neuer Kulturkreis, raus aus Europa – das gehe eben nur in Richtung Osten.
Matthias Schneemann hat bis vor kurzem in Ho-Chi-MinhStadt gearbeitet. „Wir haben es als Endpunkt der Tour festgelegt und dann geschaut, wie wir hinkommen.“Er und Tobias John wissen genau, dass es diese Reise in sich haben wird. Sie führe durch nicht nur kulturell interessante Gebiete, sondern stelle hohe Anforderungen an die Radfahrer. Es geht durch Wüsten, teils Salzwüsten, es geht ins Gebirge, durch Ausläufer des Himalayas. Später kommt Dschungel hinzu. „Wir müssen in China auch um die Taklamakan-Wüste herum, das wäre lebensgefährlich“, sagt Tobias John. Auch Tibet wollen und müssen sie sogar umgehen. „Leider.“Aber für Tibet ein Visum zu bekommen, sei schwierig. Darum geht es auch nicht direkt durch den Himalaya, sondern nur über Ausläufer. „Die Seidenstraße“, so erklärt John, „ist eigentlich ein Netzwerk von Routen. Wir orientieren uns an der nördlichen.“
So verrückt die ganze Sache auch klinge, man gehe auf keinen Fall blauäugig an die Sache heran. „Wir haben uns lange mit unserem Vorhaben beschäftigt, auch Alternativrouten gesucht. Also Plan B und C. Aber wir orientieren uns erst einmal an Plan A.“Iran und Indien hat er beispielsweise schon besucht.
Für ihn liegt der Reiz darin, Gebiete zu erleben, die nahezu unberührt von Tourismus liegen. Es werden wohl 17 Länder sein, Deutschland mitgezählt.
Waldemar Schleicher fährt einige Etappen mit. Er filmt. So wie Tobias John und Matthias Schneemann auch mit der Kamera umgehen müssen. Ein Youtube-Kanal ist geplant.
Abenteuerliche Tour durch 17 Länder