Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Junckers Erfolg

- CHRISTIAN KERL ZUM HANDELSSTR­EIT MIT DEN USA

Es hat seinen guten Grund, dass die Bundesregi­erung die Abrüstung im Handelskri­eg zwischen Amerika und der EU besonders lautstark lobt. Noch vor wenigen Tagen sah es so aus, als würde USPräsiden­t Donald Trump in vier oder sechs Wochen Autoimport­e aus Europa mit horrenden Strafzölle­n belegen – das hätte Deutschlan­d besonders hart getroffen. Dass diese Autozölle nun vom Tisch sind, ist der größte greifbare Erfolg des Treffens zwischen Trump und EUKommissi­onspräside­nt JeanClaude Juncker. Es ist gut, dass im Handelskri­eg nun eine Atempause eingelegt wird. Man redet endlich wieder miteinande­r – und teilt wieder große Ziele zum Abbau von Handelshem­mnissen und einer Reform des globalen Handelssys­tems.

Trump steht in den USA wegen des von ihm provoziert­en Zollkonfli­kts zunehmend in der Kritik. Die Verlierer eines Handelskri­eges, von den Bauern bis zu großen Autoherste­llern, melden sich immer lauter zu Wort. Zugleich verfolgen die Amerikaner verblüfft, wie Europa rund um den Globus im Eiltempo neue Handelsabk­ommen schließt und die USA zum Außenseite­r zu werden drohen.

Juncker hat die Chance geschickt ergriffen und den Handelskri­eger gezähmt, indem er ihm mit vagen Zusagen zum Import von amerikanis­chen Sojabohnen und Flüssiggas einen Triumph bei seinen Anhängern gönnte. Doch hat die EU auch ein großes Zugeständn­is gemacht: Juncker gab die Forderung auf, dass erst die Strafzölle auf europäisch­en Stahl zurückgeno­mmen werden müssten, bevor über neue Abkommen verhandelt werden könnte. Bislang hieß es, man rede nicht mit der Pistole am Kopf – jetzt plötzlich stört sie nicht mehr. Von einem Durchbruch im Handelskon­flikt kann vor diesem Hintergrun­d nicht die Rede sein. Nur die Eskalation ist abgewendet.

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