Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Junckers Erfolg
Es hat seinen guten Grund, dass die Bundesregierung die Abrüstung im Handelskrieg zwischen Amerika und der EU besonders lautstark lobt. Noch vor wenigen Tagen sah es so aus, als würde USPräsident Donald Trump in vier oder sechs Wochen Autoimporte aus Europa mit horrenden Strafzöllen belegen – das hätte Deutschland besonders hart getroffen. Dass diese Autozölle nun vom Tisch sind, ist der größte greifbare Erfolg des Treffens zwischen Trump und EUKommissionspräsident JeanClaude Juncker. Es ist gut, dass im Handelskrieg nun eine Atempause eingelegt wird. Man redet endlich wieder miteinander – und teilt wieder große Ziele zum Abbau von Handelshemmnissen und einer Reform des globalen Handelssystems.
Trump steht in den USA wegen des von ihm provozierten Zollkonflikts zunehmend in der Kritik. Die Verlierer eines Handelskrieges, von den Bauern bis zu großen Autoherstellern, melden sich immer lauter zu Wort. Zugleich verfolgen die Amerikaner verblüfft, wie Europa rund um den Globus im Eiltempo neue Handelsabkommen schließt und die USA zum Außenseiter zu werden drohen.
Juncker hat die Chance geschickt ergriffen und den Handelskrieger gezähmt, indem er ihm mit vagen Zusagen zum Import von amerikanischen Sojabohnen und Flüssiggas einen Triumph bei seinen Anhängern gönnte. Doch hat die EU auch ein großes Zugeständnis gemacht: Juncker gab die Forderung auf, dass erst die Strafzölle auf europäischen Stahl zurückgenommen werden müssten, bevor über neue Abkommen verhandelt werden könnte. Bislang hieß es, man rede nicht mit der Pistole am Kopf – jetzt plötzlich stört sie nicht mehr. Von einem Durchbruch im Handelskonflikt kann vor diesem Hintergrund nicht die Rede sein. Nur die Eskalation ist abgewendet.