Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Saiten und Tasten in Eintracht
Viola Wallbrecht und Martin Frölich beim Gothaer Orgelzyklus in der Margarethenkirche
Der sommerliche Gothaer Orgelzyklus bescherte in seinem vierten Konzert am Mittwoch eine Wiederbegegnung mit Viola Wallbrecht (Violine) und Martin Frölich (Orgel). Dieses Mal hatten sie eine Reihe barocker, romantischer und aus der Moderne stammender Stücke ausgewählt. Entsprechend dem Namen ihres Duos „Colla parte“(„gemeinsam“) gestalteten sie einträchtig die einzelnen Stücke, wobei der Orgel in weiten Teilen eine eher begleitende Funktion im Sinne des „Continuo“zukam.
In der viersätzigen „Sonate Nr. 3 d-Moll“von Antonio Vivaldi (1678-1741) konnte sich die Violine in schönen Figuren bewegen. Selten setzte die zumeist zurückgenommene Orgel kräftigere Akzente, um dann sofort wieder zu ihrer Rolle als Begleiterin zurückzukehren.
Ähnliches geschah später in der ebenfalls in vier Sätzen angelegten „Sonata da Camera FDur“von Georg Friedrich Händel Der Violine von Viola Wallbrecht kam in den meisten Stücken die führende Rolle zu. Orgel spielte Martin Frölich. Foto: Horst Gröner
(1685-1759). Hier gefiel vor allem im letzten Satz „Allegro“, wie beide Instrumente sich in parallelen Linien bewegten. Starke Momente hatte die Violine – wie auch an anderen Stellen in dem Konzert – mit ihren warmen, sonoren Klängen in den
tieferen Lagen, während die Höhen manchmal etwas „spitz“klangen.
Die Romantik war zunächst durch Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) vertreten. In seinem „Thema mit Veränderungen“aus dem Opus 150 erklang die Violine sehr gefühlvoll, und auch die unterschiedlichen Stimmführungen der beiden Instrumente verfehlten nicht ihren reizvollen Eindruck.
Dass die Orgel auch anders konnte, zeigte sich im „Arioso und Rondo patetico“von Gustav Jensen (1843-1895). Nach einem kräftigen Akzent im vollen Orgeleinsatz übernahm aber wieder die Violine im „Arioso“die Führung, bis sich im lebhaften „Rondo“Wallbrecht und Frölich reichlich musikalisch entfalten konnten.
William Lloyd Webber (19141982) hatte in der Neuzeit mit dem „Benedictus“für Violine und Orgel ein gesangliches Werk geschaffen, das aber in seinem Tonfall Anklänge an eher traditionelle Musik brachte. Auch der 2012 entstandene Choral der beiden Künstler Viola Wallbrecht und Martin Frölich ließ sich etwa so einordnen, wobei hier die Orgel stellenweise einen gewichtigeren Part übernehmen konnte.
Zwischen einzelnen Musikstücken las Martin Frölich zum Nachdenken anregende Texte, darunter die lebensphilosophischen „10 Gebote der Gelassenheit“von Papst Johannes XXIII. Am Ende spendete die überschaubare Besucherschar lang anhaltenden Beifall. Dafür gab es als Zugabe noch einen stimmungsvollen Satz aus den „Sechs Phantasiestücken“von Margaretha Christina de Jong (geb. 1961).
Vielleicht hätte es bei aller Qualität der dargebotenen Musik den Zuhörern gut getan, wenn mehr Abwechslung im Programm zu hören gewesen wäre und beispielsweise die Orgel auch solistisch zum Zuge hätte kommen können. Aber möglicherweise wäre dem das fehlende „Gemeinsame“im Musizieren entgegengestanden, das sich das Duo ja mit seinem Namen zum Ziel gesetzt hat.
• Nächstes Konzert im Gothaer Orgelzyklus: Mittwoch,
. August, . Uhr, mit Susanne Polcuch (Gesang), Susanne Kelbert (Blockflöten) und Jens Goldhardt (Orgel)