Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Eine Geste der Solidarität
Es sind schon komische Zeiten, in denen wir leben. Mitgefühl und Anteilnahme nehmen immer weiter ab, eine differenzierte Betrachtung von Problemen ist nicht mehr gefragt. Einfache Antworten sind es, nach denen viele Menschen suchen.
Gerade der Fußball ist aktuell ein Beispiel für diesen Wandel, der mit dem immer stärker werdenden Populismus in der Politik begann, längst aber die ganze Gesellschaft erfasst hat. So wird der Rücktritt eines Nationalspielers zum Politikum, das eine ganze Nation spalten zu können scheint. Dabei dürfen wir die StarSpieler nicht als Einzelpersonen betrachten. Sie sind weltweite Marken geworden, auch abseits ihrer Vereine oder Nationalteams, die global agieren.
Eine Marke, die erheblichen Schaden erlitten hat, ja, vielleicht irreparabel ruiniert wurde, ist die von Loris Karius. Durch die Patzer des LiverpoolKeepers im ChampionsLeagueFinale ist der Marketingwert des Deutschen im Keller. Und trotz aller TreueSchwüre steht er bei den „Reds“spätestens mit der Verpflichtung des Brasilianers Alisson auf dem Abstellgleis. Karius lässt sich trotz seines unbestrittenen Talents einfach nicht mehr vermarkten.
Einer, der längst zu einer international anerkannten TorwartMarke geworden ist, heißt Iker Casillas, mit Spanien Welt und zweimal Europameister. Und die KeeperLegende in Diensten des FC Porto hat für Karius etwas getan, was mittlerweile Seltenheitswert im harten FußballGeschäft hat. Er hat an seiner eigenen Marke gekratzt, in dem er einen Zusammenschnitt mit seinen schlimmsten Patzern ins Internet stellte. Die Botschaft ist klar: Selbst die Besten machen Fehler. Lasst den Karius endlich in Ruhe.
Eine Geste der Solidarität, die einem großen Respekt abringt. Es ist schön, dass es noch Stars gibt, die nicht wie globale Unternehmen denken, sondern wie Menschen mit Mitgefühl.
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