Thüringische Landeszeitung (Gotha)

John Degenkolb startet bei der Apres-Tour in seiner Geburtssta­dt

Lucas Schädlich erinnert sich an gemeinsame Rennjahre. Geraer auf der gestrigen TourEtappe Siebenter

- VON ANDREAS RABEL UND DOMINIK LOTH

Die Apres-Tour Gera am 4. August hat wieder eine Doppelspit­ze. Erstmals wird Marcel Kittel beim Renntag in Geras Innenstadt in die Pedale treten und gestern gab mit John Degenkolb ein zweiter Top-Radsportle­r seine Zusage für das Profirenne­n. Bereits bei der Premiere der Apres-Tour 2015 war der 29-Jährige in seiner Geburtssta­dt am Start, wurde von André Greipel im Zielspurt knapp geschlagen. „Das ist eine Riesenfreu­de, dass John nach Gera kommt“, sagt Lucas Schädlich, der beim Veranstalt­er S-Event für die Verpflicht­ung der Renner verantwort­lich ist. Es sei nicht so gewesen, dass die Geraer erst gestern auf die Idee gekommen seien, den Renner vom Team Trek-Segafredo zu verpflicht­en, aber man wollte natürlich auch keinen unnötigen Druck aufbauen. „Ich wusste, dass ‚Dege‘ gern wieder nach Gera kommen würde. Wir haben die Tage bei der Tour telefonier­t, gestern 11.37 Uhr aus dem Teambus hat er seine Zusage gegeben.“

Degenkolb schon bei der Premiere 2015 in Gera

Schädlich und Degenkolb kennen sich aus der Zeit beim Thüringer Energietea­m, gern erinnert sich der ein Jahr ältere Schädlich an das Berliner Sechstager­ennen, als sie als Zweiermann­schaft ihre Runden drehten. „Wir haben uns nicht aus den Augen verloren, auch als John zu den Profis gegangen ist, dafür ist er viel zu sehr mit Gera verbunden, weiß, was er hier hatte – wie gut die Ausbildung war.“Und dass aus ihm mal ein Großer werden könnte, sei ihm spätestens 2010 bei den deutschen U23-Meistersch­aften in Erfurt aufgegange­n. „Wir waren als Energie Team in der Favoritenr­olle Auf der neunten Etappe hat es endlich mit John Degenkolbs erstem Tour-Etappensie­g geklappt.

– alle haben auf uns geschaut.“Am Start raunte ihm Degenkolb ins Ohr: „Das Ding heute gewinn‘ ich.“Er erzählte ihm, dass er die Strecke schon mehrfach abgefahren sei und wisse, dass auf der letzten Passage nach der Arnstädter Hohle fast immer Rückenwind ist, da müsse er vorn sein, dann kann es klappen, weil die Verfolger nicht so schnell rankommen. Gesagt. Getan. John Degenkolb wurde deutscher Meister und Lucas Schädlich dachte bei sei sich: Worüber der Junge sich in jungen Jahren schon Gedanken macht. Und auch als Profi fasste John Degenkolb schnell tritt, unvergesse­n seine Siege bei Paris –

Roubaix und Mailand – San Remo 2015. Doch am 23. Januar 2016 wurde er bei einer Trainingsf­ahrt nahe dem spanischen Calpe bei einem Unfall verletzt – eine Touristin war mit dem Auto in die Trainingsg­ruppe gefahren. Es begann eine Leidenszei­t, erst mussten die Wunden heilen, der Weg zurück war steinig, die TopErgebni­sse blieben aus. „Da musste er erleben, wie schnell man heutzutage abgeschrie­ben wird, wie aus Jubel fix Kritik wird.“Um so mehr habe Schädlich gefreut, dass Degenkolb nach sechs zweiten Plätzen die diesjährig­e Tour-Etappe nach Roubaix gewann. Drei Jahre nach seinem Sieg beim Kopfsteinp­flaster

konnte der Geraer in Roubaix wieder jubeln. „Es ist so schwer, das irgendwie in Worte zu fassen“, sagte er den Tränen nah.

Die letzte Sprintetap­pe vor dem Finale am Sonntag in Paris hat sich gestern derweil Arnaud Démare nicht nehmen lassen. Der Franzose sicherte sich im glühend heißen Pau den Tagessieg im Ziel der 18. Etappe im Massenspur­t vor seinem Landsmann Christophe Laporte und dem Norweger Alexander Kristoff. Degenkolb, der mit seinem zweiten Etappensie­g spekuliert hatte, musste nach 171 Kilometern mit Rang sieben zufrieden sein. Der Brite Geraint Thomas verteidigt­e sein Gelbes Trikot souverän. „Ich hatte heute keine Chance, vorne mit reinzugehe­n. Es war ein total hektisches Finale, und wir haben uns irgendwie verloren. Das kann passieren – schade“, reagierte der Geraer auf seine verpasste Chance. Démare, der seinen ersten diesjährig­en Tagessieg feierte, profitiert­e vom stark ausgedünnt­en Feld der Sprinter-Elite um Kittel, Greipel, Gaviria und Groenewege­n, die bei der 105. Tour schon früh die Segel streichen musste. Der auf der Alpen-Etappe nach La Rosière wegen Zeitübersc­hreitung ausgeschie­dene Marcel Kittel hatte im vorigen Jahr die Etappe in Pau gewonnen.

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Foto: David Stockman, dpa

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