Thüringische Landeszeitung (Gotha)
DFB-Präsident Grindel räumt in der Özil-Affäre Fehler ein
In einer schriftlichen Stellungnahme verwehrt sich der angeschlagene Verbandschef gegen die erhobenen RassismusVorwürfe
Hat sein Lächeln vorerst ein wenig verloren: DFB-Präsident Reinhard Grindel. Foto: dpa pa
Reinhard Grindel, Präsident des Deutschen FußballBundes, hat sich nach den schweren Vorwürfen Mesut Özils vom vergangenen Sonntag erstmals zu Wort gemeldet. „Das sportliche Abschneiden bei der WM hat vieles infrage gestellt. Natürlich stelle auch ich mir die Frage, was ich in dieser Zeit hätte besser machen können“, ließ Grindel am Donnerstag in einer schriftlichen Stellungnahme über DFB-Kanäle verbreiten: „Ich gebe offen zu, dass mich die persönliche Kritik getroffen hat. Noch mehr tut es mir für meine Kollegen, die vielen Ehrenamtlichen an der Basis und die Mitarbeiter im DFB leid, im Zusammenhang mit Rassismus genannt zu werden. Für den Verband und auch für mich persönlich weise ich dies entschieden zurück.“
Es sind die ersten Worte des Präsidenten in dieser auch für ihn prekären Lage, die ihren Anfang nahm mit einem Foto, auf dem Özil zusammen mit dem umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan posierte und das die deutsche Nationalmannschaft durch das sportliche Desaster bei der WM begleitete. Özil – geboren und aufgewachsen in Gelsenkirchen, Wurzeln in der Türkei – schwieg dazu. Und Grindel beging den Fehler, den Spieler nach dem Turnier öffentlich zu einer Erklärung zu drängen.
Diese wurde eine Abrechnung. Özil warf vor allem Grindel am Sonntag Rassismus vor. „Die Werte des DFB sind auch meine Werte. Vielfalt, Solidarität, Antidiskriminierung und Integration, das alles sind Werte und Überzeugungen, die mir sehr am Herzen liegen“, ließ Grindel wissen: „Ich habe in meiner Zeit beim DFB erleben dürfen, was der Fußball für die Integration leisten kann.“
Fehler räumt er auch ein. Er bedaure es sehr, dass das Foto von Özil mit Erdogan „für rassistische Parolen missbraucht wurde. Rückblickend hätte ich als Präsident unmissverständlich sagen sollen, was für mich als Person und für uns alle als Verband selbstverständlich ist: Jegliche Form rassistischer Anfeindungen ist unerträglich, nicht hinnehmbar, nicht tolerierbar.“
Der Druck auf Grindel war groß geworden zuletzt, der Gegenwind immer heftiger. Der Verband steht vor den Scherben seines Krisenmanagements. Aber Grindel wird freiwillig seinen Stuhl nicht räumen. Daher versucht er, Einigkeit im Verband zu erzielen, indem er an das „große gemeinsame Ziel“erinnert: die EM 2024.
Am 27. September wird entschieden, ob Deutschland den Zuschlag für die Ausrichtung erhält. Die Probleme drohen dem Mitbewerber in die Karten zu spielen. Der heißt: Türkei. „Das Turnier“, sagt Grindel, könne „Menschen noch enger zusammenbringen“. United by football, schloss er. Vereint durch Fußball. Danach zu leben, ist im DFB gerade nicht so leicht.