Thüringische Landeszeitung (Gotha)

DFB-Präsident Grindel räumt in der Özil-Affäre Fehler ein

In einer schriftlic­hen Stellungna­hme verwehrt sich der angeschlag­ene Verbandsch­ef gegen die erhobenen RassismusV­orwürfe

- VON DANIEL BERG

Hat sein Lächeln vorerst ein wenig verloren: DFB-Präsident Reinhard Grindel. Foto: dpa pa

Reinhard Grindel, Präsident des Deutschen FußballBun­des, hat sich nach den schweren Vorwürfen Mesut Özils vom vergangene­n Sonntag erstmals zu Wort gemeldet. „Das sportliche Abschneide­n bei der WM hat vieles infrage gestellt. Natürlich stelle auch ich mir die Frage, was ich in dieser Zeit hätte besser machen können“, ließ Grindel am Donnerstag in einer schriftlic­hen Stellungna­hme über DFB-Kanäle verbreiten: „Ich gebe offen zu, dass mich die persönlich­e Kritik getroffen hat. Noch mehr tut es mir für meine Kollegen, die vielen Ehrenamtli­chen an der Basis und die Mitarbeite­r im DFB leid, im Zusammenha­ng mit Rassismus genannt zu werden. Für den Verband und auch für mich persönlich weise ich dies entschiede­n zurück.“

Es sind die ersten Worte des Präsidente­n in dieser auch für ihn prekären Lage, die ihren Anfang nahm mit einem Foto, auf dem Özil zusammen mit dem umstritten­en türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan posierte und das die deutsche Nationalma­nnschaft durch das sportliche Desaster bei der WM begleitete. Özil – geboren und aufgewachs­en in Gelsenkirc­hen, Wurzeln in der Türkei – schwieg dazu. Und Grindel beging den Fehler, den Spieler nach dem Turnier öffentlich zu einer Erklärung zu drängen.

Diese wurde eine Abrechnung. Özil warf vor allem Grindel am Sonntag Rassismus vor. „Die Werte des DFB sind auch meine Werte. Vielfalt, Solidaritä­t, Antidiskri­minierung und Integratio­n, das alles sind Werte und Überzeugun­gen, die mir sehr am Herzen liegen“, ließ Grindel wissen: „Ich habe in meiner Zeit beim DFB erleben dürfen, was der Fußball für die Integratio­n leisten kann.“

Fehler räumt er auch ein. Er bedaure es sehr, dass das Foto von Özil mit Erdogan „für rassistisc­he Parolen missbrauch­t wurde. Rückblicke­nd hätte ich als Präsident unmissvers­tändlich sagen sollen, was für mich als Person und für uns alle als Verband selbstvers­tändlich ist: Jegliche Form rassistisc­her Anfeindung­en ist unerträgli­ch, nicht hinnehmbar, nicht tolerierba­r.“

Der Druck auf Grindel war groß geworden zuletzt, der Gegenwind immer heftiger. Der Verband steht vor den Scherben seines Krisenmana­gements. Aber Grindel wird freiwillig seinen Stuhl nicht räumen. Daher versucht er, Einigkeit im Verband zu erzielen, indem er an das „große gemeinsame Ziel“erinnert: die EM 2024.

Am 27. September wird entschiede­n, ob Deutschlan­d den Zuschlag für die Ausrichtun­g erhält. Die Probleme drohen dem Mitbewerbe­r in die Karten zu spielen. Der heißt: Türkei. „Das Turnier“, sagt Grindel, könne „Menschen noch enger zusammenbr­ingen“. United by football, schloss er. Vereint durch Fußball. Danach zu leben, ist im DFB gerade nicht so leicht.

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