Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Zahlenspiele
Zum vermeintlichen Stellenabbau an Schulen
Was der CDU-Landtagsabgeordnete Christian Tischner jetzt aufs Tapet bringt, überrascht nicht wirklich: Schon kurz vor Schuljahresbeginn hat beispielsweise der Thüringer Lehrerverband
(tlv) Alarm geschlagen. Denn aus seiner Sicht war die Situation an Thüringens Schulen sogar noch schlechter als ein Jahr zuvor. Zwei Drittel der Schulen, die sich im August an einer nicht-repräsentativen tlvBlitzumfrage beteiligt hatten, beklagten demnach eine viel zu kurze Personaldecke.
Doch zumindest kam der tlv nicht umhin, anzuerkennen, was das Land im Kampf gegen Lehrermangel schon alles unternommen hat: von der Verbeamtung bis hin zur unterjährigen Einstellung. Gerade Letzteres wird mit dafür sorgen, dass auch bis Ende des Jahres noch neue Lehrer hinzukommen – und sich Lücken in den Kollegien schließen. Mangelte es nicht an geeigneten Bewerbern, hätten schon seit Schuljahresbeginn mehr Lehrer vor den Klassen gestanden.
Die Politiker haben die Zahlen nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern, möchte man in Anlehnung an Karl Marx sagen. Natürlich klafft beim Personal noch eine Lücke zwischen Soll und Ist – das bestreitet das Holter-Ministerium auch gar nicht. Aber es lässt sich nicht leugnen, dass seit 1990 in keiner Legislaturperiode so viele Lehrer eingestellt wurden wie unter Rot-Rot-Grün.
Allerdings darf der nun nicht mehr ganz so neue Bildungsminister jetzt nicht den Fehler machen, mit dem neuen Besoldungsgesetz klammheimlich höhere Ausgaben auf der einen Seite mit Kürzungen auf der anderen kompensieren zu wollen. Denn das geht nicht auf.