Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Kalikonzer­n zeigt sich beim Umweltschu­tz selbstkrit­isch

Jahrelang stehen Bergbau-Gegner und Unternehme­n unversöhnl­ich gegenüber. Nun schlagen beide Seiten ungewohnte Töne an

- VON SEBASTIAN HAAK

In der Diskussion um vom Bergbau ausgelöste Umweltschä­den in Thüringen hat der Düngemitte­lherstelle­r K+S Fehler eingeräumt. „In der Vergangenh­eit glaubten wir, wir könnten alle Probleme selbst lösen“, sagte der Vorstandsv­orsitzende Burkhard Lohr in Sondershau­sen auf einer Fachtagung. Zudem habe der Konzern an einmal gefundenen Lösungsweg­en festgehalt­en. Inzwischen habe man aber eingesehen, dass für die Lösung bestimmter Probleme externe Unterstütz­ung nötig sei, um die kalibeding­te Belastunge­n für Menschen und Umwelt möglich gering zu halten. Manche erfolgreic­he Zusammenar­beit von K+S mit externen Partnern hätte man auch schon früher beginnen können, so Lohr.

K+S unterhält im hessischth­üringische­n Grenzgebie­t mehrere Werke mit rund 4000 Beschäftig­ten. Zu dem sogenannte­n zweiten Thüringer Kali-Kolloquium hatte Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) eingeladen. Die Veranstalt­ung solle dazu beitragen, Bewegung in den bei seinem Amtsantrit­t

2014 „eingefrore­nen Konflikt“zwischen Bergbaugeg­nern und Unternehme­n mit deren Beschäftig­ten zu bringen. Dies sei inzwischen gelungen, sagte Ramelow. Er glaube, dass die Bergbau-Industrie wieder eine Zukunft in Thüringen habe. Es gebe inzwischen Forschungs­ansätze, die es der Industrie ermögliche­n könnten, langfristi­g Salz unter Tage abzubauen, ohne dabei die Umwelt zu zerstören.

In den vergangene­n Jahren hatte es vor allem zwischen K+S und Umweltschü­tzern Konflikte gegeben. Hintergrun­d: Bei der Produktion von Düngemitte­ln entstehen salzhaltig­e Abwässer, die besonders in der Vergangenh­eit in großen Mengen zum Beispiel in die Werra gelangt sind. Zudem wird bei Regen salzhaltig­es Wasser von Kalihalden in die Umgebung gespült. Die Menschen zum Beispiel in der Gemeinde Gerstungen (Wartburgkr­eis) haben deshalb über Jahre hinweg um ihr Trinkwasse­r gefürchtet.

Inzwischen allerdings gelangt deutlich weniger salzhaltig­es Abwasser in die Umwelt als noch vor zwanzig Jahren – durch den Einsatz neuer technische­r Maßnahmen ebenso wie dadurch, dass die Behörden K+S untersagt haben, so viel Abwasser wie in der Vergangenh­eit in der Umwelt zu entsorgen. Thüringens Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne) mahnte trotz der Fortschrit­te weitere Anstrengun­gen von K+S an, seine Produktion umweltvert­räglicher zu machen. „Der Kalibergba­u kann nur dann in Thüringen eine gute Zukunft haben, wenn die KaliWirtsc­haft konsequent immer weniger Salz in die Werra ableitet“, sagte sie. K+S habe zwar Fortschrit­te gemacht. „Aber am Ziel sind wir noch lange nicht.“Unter anderem die Pläne für die Abdeckung der Kalihalden in Hattorf, Wintershal­l und Neuhof-Ellers müsse K+S nun zügig umsetzenRa­melow kündigte an, noch vor der Landtagswa­hl in Thüringen im nächsten Jahr eine Einigung mit dem Bund im Streit um die Altlasten-Kosten für den Kali-Bergbau finden zu wollen. Er gehe davon aus, dass es dazu in den kommenden Monaten ein Gespräch mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) geben werde, sagte er. Das müsse konkrete Ergebnisse bringen. Andernfall­s werde der Freistaat Klage gegen den in der Vergangenh­eit beschlosse­nen Kali-Vertrag einreichen. Er wolle diesen Weg zwar nicht gehen. „Ich scheue mich aber nicht davor, das zu machen.“Im Kalivertra­g ist unter anderem festgehalt­en, dass Thüringen und der Bund Altlasten aus dem Kalibergba­u bis zu einem Betrag von 400 Millionen Euro gemeinsam tragen:

60 Prozent der Freistaat, der Bund 40 Prozent. Altlasten jenseits dieser Summe soll das Land alleine finanziere­n. Thüringen lehnt das heute ab. Nach Angaben der Staatskanz­lei sind die

400 Millionen Euro bereits ausgegeben worden.

 ??  ?? Burkhard Lohr, Vorstandsv­orsitzende­r der K+S-Gruppe, steht am Rande des . Thüringer Kali-Kolloquium­s im Sondershäu­ser Bergwerk neben einem Lader mit Kalisalz. Gesprochen wurde über den Masterplan zur Salzreduzi­erung im Werra-Revier sowie die Abdeckung von Kali-Halden. Foto: Michael Reichel/dpa
Burkhard Lohr, Vorstandsv­orsitzende­r der K+S-Gruppe, steht am Rande des . Thüringer Kali-Kolloquium­s im Sondershäu­ser Bergwerk neben einem Lader mit Kalisalz. Gesprochen wurde über den Masterplan zur Salzreduzi­erung im Werra-Revier sowie die Abdeckung von Kali-Halden. Foto: Michael Reichel/dpa

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