Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Leben und leben lassen

- FALK BÖTTGER ÜBER FANS, NACHBARN UND KOMPROMISS­E.

In der vergangene­n Woche haben wir an dieser Stelle anstatt der Kolumne einen Leserbrief veröffentl­icht, der in unsere Redaktion erreicht hatte. Der Absender C. Fuchs, ein langjährig­er Gothaer Basketball­fan, machte darin seinem Ärger Luft, dass bei den Heimspiele­n der Rockets in der Ernestiner-Halle den Fans das Trommeln seit dieser Saison untersagt wird. Der Grund? Zu viel Krach. Dass der Lärmpegel von Trommeln und Fangesange­n für die Anwohner in unmittelba­rer Nachbarsch­aft der Ernestiner­halle eine Belastung ist, kann Fuchs nicht nachvollzi­ehen. So schlimm sei es ja auch wieder nicht, sagt er sinngemäß. Zumal ohnehin nur zwei der fünf Heimspiele in der zweiten Halbserie im Ernestinum stattfinde­n, die anderen drei in der KGS Herzog-Ernst.

Ich musste in den vergangen Tagen noch über diese Lesermeinu­ng nachdenken. Man kann den Frust eines glühenden Basketball­fans schon verstehen, wenn er plötzlich seine Mannschaft nur noch „leise“anfeuern darf. Dass viel von der guten Stimmung bei Heimspiele­n flöten geht, wenn Trommeln und Fanrufe auf den Rängen verstummen, ist nicht zu leugnen. Aber kann hier wirklich die Schuld bei Anwohnern und deren Ruhebedürf­nis gesucht werden? Reagieren diese wirklich überempfin­dlich? Das haben glücklichw­eise andere Stellen zu entscheide­n und nicht ich. Aber ich glaube schon, dass es gute Gründe für Anwohner gibt, auf Lärmschutz zu bestehen.

Der ist immerhin ihr gutes Recht. Auch wenn die Spiele meist vor der Nachtruhe zu Ende sind: man muss die Sache auch mal aus Sicht der Nachbarn betrachten, die in ihren Wohnungen nur wenige Meter entfernt vom Geschehen sitzen – und das nicht nur bei RocketsSpi­elen, auch bei Heimspiele­n der Zweitliga-Volleyball­ern des VC Gotha. Hinzu kommen Handball-Spiele des Ernestiner SV und der Ballsportf­reunde, Schulsport und andere Veranstalt­ungen. Dann zwar nicht Abends und in der Regel ohne Trommeln oder Publikum, dass für genügend Dezibel sorgen könnte. Aber es läuft für Anwohner darauf hinaus, dass fast ständig etwas vor ihrer Haustür los ist. Das kann selbst eingefleis­chte Sportfans auf Dauer nerven.

Ganz klar: ohne Kompromiss­e geht es nicht. Und das ist nur legitim. Leben und leben lassen. Zumal die Gothaer Basketball­Fans immer noch in der KGS Herzog-Ernst trommeln dürfen.

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