Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Sind Kühe mit Horn glücklicher?
Ein Schweizer Bauer kämpft dafür, dass Rinder ihr Gehörn behalten dürfen. Am Sonntag gibt es eine Volksabstimmung
Sängerin Avril Lavigne (34, „Complicated“) hat sich mit ihrem ersten Album nach ihrer schweren Borreliose-Erkrankung mehr Zeit gelassen. „Das tut der Musik auf jeden Fall gut“, sagte Lavigne. Bei den Aufnahmen der ersten beiden Songs stand Lavignes Ex-Mann, Nickelback-Frontmann Chad Kroeger, als Produzent im Studio. „Ich war damals noch nicht wirklich bereit zu arbeiten und zu singen, und er hat mich dabei unterstützt. Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft“, sagte Lavigne über ihn. (dpa)
Kühe, die vor einer Bergkulisse auf saftig grünen Almwiesen grasen, sind in der Schweiz eine Art Kulturgut. Die ganze Wirklichkeit bilden sie nicht ab. Auch wenn 80 Prozent der 1,5 Millionen Kühe in der Eidgenossenschaft mindestens rund 40 Tage im Jahr auf die Weide dürfen – die meiste Zeit verbringen sie in Ställen. Damit sie sich dort auf beengtem Raum nicht gegenseitig verletzen, werden sie enthornt – mit einem heißen Stab brennt der Tierarzt den betäubten Kälbern das Horn weg.
Für den Schweizer Bauern Armin Capaul ist dieser Vorgang eine „Verstümmelung“. Mit den Hörnern verlören die Tiere auch ihre Würde. „Wer bin ich, dass ich mir das Recht nehme, meine Kühe zu beklauen?“, fragt der Mann, der mit seinem Rauschebart und seiner Strickmütze so aussieht, als habe ihn die Tourismusbehörde als Heidis Alm-Öhi engagiert. Seit Jahren kämpft er gegen die Enthornung – mit 100.000 Unterschiften ist es ihm nun gelungen, eine Volksabstimmung zu erzwingen. Ein Verbot hält er für noch nicht realistisch. Aber: Am Sonntag entscheiden die Schweizer, ob Bauern, die ihren Kühen und Ziegen die Hörner lassen, Subventionen erhalten. „Ich will Kühen und Geißen eine Stimme geben“, sagt er. Denn er ist sicher: Die Tiere würden ein Leben mit Hörnern wählen. Die Regierung ist nicht begeistert, fürchtet explodierende Kosten. Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann widerspricht Capauls Erfahrungen, die Enthornung bedeute für die Kälber große Schmerzen. „Ich habe Enthornungen mit eigenen Augen gesehen und nie den Eindruck gehabt, dass sie leiden.“Das Problem bei den Operationen: Zwar besteht das Horn wie Fingernägel aus abgestorbenen Zellen. Jedoch sei die Hornhülle verwachsen mit einem vitalen Gewebezapfen, der ebenfalls entfernt werden müsse, erklärt Siegfried Moder, Präsident des Bundesverbands der Tierärzte in Frankfurt/Main. „Das Horn dient der Verteidigung und Rangordnung“, so Moder weiter. „Deswegen ist bei Stallhaltung die Verletzungsgefahr groß.“Gerade erst habe er von dem Fall einer Kuh gehört, die von einer Artgenossin aufgeschlitzt wurde. „So etwas kann ja nicht im Sinne der Tierschützer sein.“ Auch können die spitzen Hörner eine tödliche Gefahr sein für die Bauern, die mit den Tieren arbeiten. Kühe sind kräftige Nutztiere, keine Kuscheltiere: Moder weiß von jährlich rund 2800 Fällen in Deutschland, in denen Bauern verletzt werden. Als Lösung sieht er die zunehmende Züchtung bereits hornloser Kühe. Für die Bio-Molkerei Demeter ist das keine Alternative. Sie ist laut Eigenaussage der einzige Verband in Deutschland, der sowohl Hornloszucht als auch Enthornung ausschließt – während 90 Prozent der Kühe in Deutschland „oben ohne“trügen. „Hörner haben eine wichtige soziale Funktion und geben innere Ruhe“, so eine Sprecherin. Bestünde mehr Platz für die Kühe und mehr Aufmerksamkeit vonseiten der Bauern, sei die Haltung „mit“auch in Laufställen möglich. Bauer Capaul watscht seine Gegner auf seine eigene Art ab: „Was da losgelassen wird, um die Leute zu verunsichern, schleckt keine Ziege weg.“
Horn hat soziale Funktion