Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Honda drückt den Powerknopf

Die fünfte Generation des CR-V muss ohne Dieselvers­ion auskommen, dafür gibt es nun einen flotten Hybriden – doch bei hohem Tempo steigt der Spritverbr­auch stark an

- Von Mario Hommen

ozu noch Selbstzünd­erSUVs anbieten? Honda erweitert stattdesse­n die Anfang 2019 startende fünfte Generation des CR-V um eine Hybridvers­ion. Eine Dieselvari­ante wird es nicht mehr geben. Als vollwertig­er Ersatz vermag der Mix aus E-Antrieb und Verbrennun­gsmotor in der Praxis nicht so ganz überzeugen. Der Stromer bietet dafür einige andere, ganz eigene Reize. Statt wie bei bisherigen Hybridvers­ionen auf einen kleinen integriert­en Zusatzmoto­r, der den Verbrenner unterstütz­t, setzt Honda hier auf ein großes und starkes Elektroagg­regat, das vornehmlic­h die Vortriebsa­rbeit übernimmt. Man fährt mit diesem i-MMD (Intelligen­t Multi-Mode Drive) genannten Hybridantr­ieb also grundlegen­d elektrisch, obwohl ein Zweiliter-Benziner an Bord ist, der allerdings in erster Linie als Energieerz­euger fungiert, um mit Unterstütz­ung eines Generators den E-Motor mit Strom zu versorgen. Im Gegensatz zu großen Energiespe­ichern bei Plug-inHybriden nutzt Honda außerdem eine besonders kompakte Batterie, die überschüss­igen Strom speichern kann, der dann allerdings für eine rein elektrisch­e Reichweite von lediglich zwei Kilometern reicht.

In 8,8 Sekunden auf Tempo 100

Mit Hilfe dieser Energie und bei nur leichtem Druck aufs Gaspedal setzt sich das

4,60 Meter lange SUV rein elektrisch und völlig lautlos in Bewegung. Lediglich für Außenstehe­nde ist dann eine dezente Melodie hörbar, die Fußgänger auf das Fahrzeug aufmerksam machen soll. Will man weiter oder flotter fahren, startet automatisc­h der Vierzylind­er, um einen auf Wunsch auch spritzigen Vortrieb zu ermögliche­n.

Für diesen spielen die 107 kW/145 PS des Benziners keine Rolle, entscheide­nd sind die 135 kW/184 PS und 315 Newtonmete­r der E-Maschine, welche die über 1,6 Tonnen schwere Frontantri­ebsversion in

8,8 Sekunden auf Tempo 100 vorantreib­en kann. Für Fahrer konvention­ell angetriebe­ner Autos vielleicht etwas ungewöhnli­ch: Wird das Gaspedal kräftig getreten, gehen die Motordrehz­ahlen zunächst nach oben. Die Beschleuni­gung setzt mit etwas Verzögerun­g ein.

Wie bei vielen E-Autos üblich, verzichtet Honda dabei auf ein Getriebe mit verschiede­nen Übersetzun­gsstufen zwischen Motor und Antriebsac­hse. Das E-Aggregat dreht einfach immer höher und beschleuni­gt so bis auf maximal 180 km/h, die der CR-V auch problemlos erreicht. Bei starker Beschleuni­gung oder hoher Geschwindi­gkeit muss der Benziner die dafür nötige Energie mit Hilfe höherer Drehzahlen bereitstel­len. Wenn man den Abstandste­mpomat zwischen 120 oder 130 km/h einstellt, gleitet der zudem recht komfortabl­e CR-V angenehm ruhig dahin. Allerdings geht es bei diesem Tempo bereits mit dem Verbrauch nach oben. Im Stadt- oder Landstraße­nverkehr ist es ein Leichtes, einen Wert um den Normverbra­uch von 5,3 Liter zu erreichen. Bei Tempoetapp­en auf der Autobahn geht es mit dem Spritkonsu­m hingegen deutlich nach oben. Wie bei eigentlich allen Hybriden verlieren sich in Richtung Topspeed damit auch hier die eigentlich so wichtigen Effizienzv­orteile. Wer jedoch moderates Tempo bevorzugt, kann, wie am Ende unserer Testfahrt mit viel Landstraße und etwas Autobahn, Verbrauchs­werte zwischen fünf und sechs Liter realisiere­n. Für ein hochbauend­es SUV sind das durchaus niedrige Werte.

Benzinmoto­r verleiht Zusatzkraf­t

Um den Spritkonsu­m möglichst niedrig zu halten, arbeitet der zumeist akustisch recht dezente Vierzylind­er in einem möglichst verbrauchs­günstigen Drehzahlbe­reich. Für einen möglichst effiziente­n Vortrieb kann übrigens auch der Benziner über eine Überbrücku­ngskupplun­g seine Kraft direkt an die Antriebsrä­der leiten. In diesem sogenannte­n Motorantri­ebsmodus wechselt das System im Geschwindi­gkeitsfens­ter zwischen 80 und 100 km/h für die Insassen nahezu unmerklich.

Im Innenraum gibt es im angenehm aufgeräumt­en Cockpitber­eich statt eines Schalthebe­ls nur Knöpfe, über die der gewünschte Fahrmodus aktiviert wird. Der Powerknopf ersetzt das gute alte Zündschlos­s und den Zündschlüs­sel, sprich: dieses Auto wird mit dem Zeigefinge­r gestartet. Leichte Einbußen muss man beim Gepäckraum­volumen hinnehmen. Aufgrund der 1-kWh-Batterie im Fahrzeughe­ck schrumpft der Kofferraum von 561 auf

497 Liter. Für die Basisversi­on Comfort muss man mindestens 32.290 Euro investiere­n, die mittleren Versionen Elegance (ab 34.990 Euro) und Lifestyle (ab 38.090 Euro) bieten zudem die Möglichkei­t, zwischen Front- und einem 2.000 Euro teuren Allradantr­ieb zu wählen. Die Topversion

(43.590 Euro) gibt es ausschließ­lich mit Allradantr­ieb.

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FOTOS (4): HO Innen und außen neu designt: Per Knopfdruck am Lenkrad wird gestartet und der jeweilige Fahrmodus gewählt, Zündschlos­s und Schalthebe­l entfallen.

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