Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Jenaer Technik auf dem Mars
Infrarot-Messgerät aus Thüringen an Bord von Nasa-Marsmission – Landung wird heute erwartet
JENA. Eine Marssonde mit Jenaer Sensoren an Bord soll heute Abend um 20.54 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf dem Roten Planeten landen. Die Nasa will mit der Sonde „Insight“Daten über die seismische Aktivität im Inneren des Mars sammeln. Das Leibniz-Institut für Photonische Technologie aus Jena lieferte dafür Thermosensoren, die Wärmestrahlung auf ein Zehntelgrad genau messen. (red)
Sie sind nur wenige Millimeter groß, knopfförmig mit drei kleinen Beinchen – und spielen eine wichtige Rolle bei der Erforschung des Universums. Mit seinen winzigen Infrarot-Strahlungsmesser hat das Jenaer Leibniz-Institut für Photonische Technologien einen Exportschlager entwickelt. Heute um 20.54 Uhr unserer Zeit soll der Sensor als Teil der Nasa-Mars-Mission „InSight“auf dem Roten Planeten landen. Wenn alles klappt, dann liefern die Jenaer Knöpfe Temperaturdaten von der MarsOberfläche, auf Zehntelgrad genau.
Mit der „InSight“-Mission will die Nasa mehr über das Mars-Innere erfahren – den Wärmefluss, die Schwankungen der Polachse, Erdbeben. Im Mai startete die
360 Kilogramm schwere Sonde an Bord einer Atlas-V-401-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida – vollgestopft mit Hochtechnologie aus aller Welt.
Jetzt, ein halbes Jahr später und 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, wird sich zeigen, ob „InSight“sicher landet, seine Solarpaneele entfaltet und die Arbeit aufnimmt. Landen soll „InSight“in der Ebene Elysium Planitia nördlich des Mars-Äquators, eine Region, die weitgehend eben und frei von größeren Steinen und Felsen ist. Bis November 2020 soll die Sonde Daten liefern.
Der deutsche Beitrag zu der Mission, das HP3-Paket zur Erforschung der Wärmeströme auf dem Mars, zu dem auch die Jenaer Sensoren gehören, entstand unter Federführung des Deutschen Zentrums für Luftund Raumfahrt (DLR).
Die Sensoren des Experimentierkastens soll entscheidende Informationen auch über andere erdähnliche Planeten des Sonnensystems liefern, erläutert Tilman Spohn, der Projektleiter beim DLR. Während sich Teile des HP3-Kastens („Heat Flow and Physical Properties Package“– Paket zur Messung von Warmefluss und physischen Eigenschaften) tief in den Marsboden rammen sollen, um dort die Hitze zu messen, bleibt ein Radiometer mit den Jenaer Sensoren an der Oberfläche.
Die Temperaturdaten sollen Aufschluss über die Wärmeflüsse im Inneren des Mars und über die Art des Gesteins liefern, aus dem er besteht. Die Wissenschaftler interessiert, ob der Mars aus dem gleichen Material entstanden ist, wie die Erde oder der Mond. Und sie wollen verstehen, warum sich der Rote Planet in den vergangenen 4,5 Milliarden Jahren anders entwickelt hat als die Erde.
Für der Jenaer Leibniz-Institut ist es bereits die zweite Marsmission. Auch im „Curiosity“-Rover der Nasa, der im August 2012 auf dem Mars landete, sind Sensoren verbaut, die auf dem Jenaer Beutenberg entwickelt und gebaut wurden. Erst im Oktober dieses Jahres kamen Sensoren aus Jena in der „Mascot“-Sonde zum Einsatz. Sie landete auf dem Asteroiden Ryugu. Kurze Zeit später startete mit „BepiColombo“Europas erste Mission zum Merkur – ebenfalls mit spezialangefertigten Thermosensoren aus Jena an Bord. (red/ms)