Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Landwirtschaft rückt in den Fokus
Anja Siegesmund und Dirk Adams ziehen als Grüne-Spitzenkandidaten in den Landtagswahlkampf
Im Fall einer erneuten Regierungsbeteiligung wollen die Thüringer Grünen dafür kämpfen, das Ressort für Landwirtschaft und Mobilität zu übernehmen. „Wir brauchen vor allem die Möglichkeit, Verantwortung zu tragen – für Landwirtschaft, Forst und Mobilität“, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) bei einer Landesdelegiertenkonferenz ihrer Partei in Jena.
Die Politikerin wurde zusammen mit Fraktionschef Dirk Adams von den Delegierten zur Spitzenkandidatin gewählt.
Siegesmund erhielt 81,7 Prozent der Stimmen. Damit ist sie auf dem ersten Listenplatz der Grünen. Adams holte rund 82,5 Prozent und kam auf Listenplatz zwei. Bei den Grünen im Land sind die ungeraden Listenplätze immer zunächst für Frauen reserviert. Männer können sich auf diese Plätze nur dann bewerben, wenn es keine Kandidatinnen gibt. Die Landtagsabgeordnete Astrid Rothe-Beinlich belegte Platz drei. Die Ergebnisse beziehen sich auf die elektronische Stimmabgabe.
Bei ihrem Parteitag grenzten sich die Grünen von der Agrarpolitik von Ministerin Birgit Keller (Linke) ab. Bereits am Freitag hatte Grünen-Landessprecher Denis Peisker die Politik der Landwirtschafts- und Infrastrukturministerin angegriffen. „Die Landwirtschaftspolitik waren vier verschenkte Jahre in Thüringen“, hatte Peisker den Delegierten zugerufen und dafür Applaus bekommen.
Anja Siegesmund sagte am Rande der Delegiertenkonferenz, Ziel müsse es sein, den Anteil des Ökolandbaus auf 10 Prozent zu erhöhen. „Außerdem muss Schluss mit Tierquälerei sein“, sagte Siegesmund.
Die bisherige Tierwohlstrategie gehe nicht weit genug. Ihrer Meinung nach müssten Umweltschutz und Landwirtschaft zusammen gedacht werden. Spitzenkandidat Adams sagte, viele Bauern würden sich fragen, ob sie von ihrem Beruf noch leben können. „Wir werden dafür kämpfen, dass sich in Thüringen Landwirtschaft wieder lohnt“, sagte Adams.
Die Grünen waren bei der vergangenen Landtagswahl 2014 mit rund 5,7 Prozent nur knapp ins Parlament gekommen. In einer Insa-Umfrage von Anfang November kamen die Grünen im Freistaat auf rund 12 Prozent. Der Bundesvorsitzende Robert Habeck hatte am Freitag die Landtagswahlen in den ostdeutschen Ländern nächstes Jahr mit einem politischen Stimmungswechsel in Deutschland verknüpft. „Ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass wir diese Wahlen zusammen gewinnen oder verlieren“, hatte Habeck am Freitag vor den Delegierten in Jena gesagt. Wenn es in Thüringen und den anderen ostdeutschen Ländern „gute Wahlen“gebe, „dann dreht sich die politische Stimmung in Deutschland“, sagte der Bundesvorsitzende. (dpa)