Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Nur 3:3 gegen Düsseldorf: Bayern wirken lust- und ratlos

Münchener wollen „alles auf den Prüfstand stellen“. Kovac ist nur noch ein Trainer auf Zeit. Dienstag gegen Lissabon

- VON MARIAN LASKE

Wie schlimm es um den FC Bayern steht, wird vor allem an den Worten von Friedhelm Funkel deutlich. Entspannt stand der Trainer von Fortuna Düsseldorf am Samstagabe­nd in der Münchener Arena, er schwärmte von seiner Mannschaft, bevor er dann aber noch ein wenig über die Defizite des Rekordmeis­ters sinnierte.

Früher, meinte Funkel, hätte Manuel Neuer wohl wenigstens ein Gegentor verhindert. Außerdem, wie Jerome Boateng verteidigt hätte, „das war schon dramatisch“. Überhaupt: Normalerwe­ise müsse man sich mit den Bayern gar nicht beschäftig­en. „Aber diesmal haben wir unseren Spielern schon aufgezeigt, wo ihre Schwächen liegen.“Der FC Bayern Ende 2018 sorgt also noch nicht mal mehr bei dem kleinen Aufsteiger aus Düsseldorf für schlottern­de Knie. Im Gegenteil.

Viertes Heimspiel in Serie ohne Sieg

Dieser Aufsteiger muckte immer noch auf, als die Bayern in der zweiten Halbzeit durch Tore von Niklas Süle (17.) und Thomas Müller (20., 58.) schon mit 3:1 davongezog­en waren. Regelmäßig stibitzte sich der schnelle Dodi Lukebakio im Rücken der behäbigen Bayern-Verteidigu­ng davon, erzielte so alle drei Düsseldorf­er Treffer (44., 77., 90.+3) – also auch das denkwürdig­e 3:3 in der Nachspielz­eit. Wodurch die Bayern auch das vierte Heimspiel in Folge nicht gewinnen konnten. Schon lange spricht niemand mehr von den „Duselbayer­n“, die früher selbst spät ihre Tore schossen. Der Rückstand auf Spitzenrei­ter Borussia Dortmund beträgt bereits neun Punkte. Der fünfte Tabellenpl­atz nagt am Selbstbewu­sstsein. Der amtierende Meister wirkt lustlos, ist uninspirie­rt, fehlerbeha­ftet. Nur scheinen sie beim FC Bayern nicht so richtig zu wissen, woran das liegt.

Die einfachste Antwort, natürlich: an Trainer Niko Kovac. Erst im Sommer wechselte er an die Säbener Straße, nun deutet sich sein Abschied an. Nur auf mehrmalige Nachfrage wollte ihm Präsident Uli Hoeneß eine Jobgaranti­e bis zum ChampionsL­eague-Spiel am Dienstag (21 Uhr/Sky) gegen Benfica Lissabon ausspreche­n. Erst mal müsse man alles analysiere­n, alles auf den Prüfstand stellen, meinte Hoeneß. „Wir haben teilweise dilettanti­sche Fehler gemacht, so etwas habe ich nur in Slapstick-Filmen gesehen“. Die gesamte Situation sei nicht zu akzeptiere­n, sagte der Präsident.

Es fehlte vor allem an der Absicherun­g, um den schnellen Lukebakio einzufange­n. „Dabei haben wir vor dem Spiel besprochen, dass wir nicht auf Abseits spielen dürfen“, erklärte Kovac. Genau dies versuchte Boateng aber beim zweiten Gegentor. Beim dritten Gegentreff­er hüpfte er zudem unter dem Ball her. „So darf man in der Bundesliga nicht verteidige­n“, sagte der Bayern-Trainer und ergänzte: „Ich bin richtig, richtig sauer.“Allerdings wirkte sein Blick dabei so leer, als wisse er auch nicht weiter. An der Balance zwischen Offensive und Defensive mangelt es jedenfalls schon seit vielen Partien.

Der Kader wirkt zu alt, zu satt, zu klein. Zudem hört man aus dem Umfeld von Unstimmigk­eiten, Reibereien und Neid. Dienstag erwarten die Bosse in der Champions League trotzdem eine Reaktion. Am Freitag veranstalt­et der Verein dann seine Jahreshaup­tversammlu­ng. Es bleibt abzuwarten, ob den unruhigen Fans dort weiterhin der Trainer Kovac oder bereits ein Nachfolger präsentier­t werden soll. Immerhin ist Zinedine Zidane derzeit vereinslos.

 ??  ?? Das Drama der Bayern in Bildern: Die Gesichter der Spieler (oben) und das von Trainer Niko Kovac (rechts) sprechen für sich. Unten: Das Entsetzen nach dem späten : durch Dodi Lukebakio (r.). Fotos: Firo, Getty, Imago
Das Drama der Bayern in Bildern: Die Gesichter der Spieler (oben) und das von Trainer Niko Kovac (rechts) sprechen für sich. Unten: Das Entsetzen nach dem späten : durch Dodi Lukebakio (r.). Fotos: Firo, Getty, Imago
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