Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Leipzig fehlt es an Personal und Qualität

0:1 in Wolfsburg zeigt die Schwächen des kleinsten Kaders der Liga auf. Besserung in den kommenden Spielen nicht in Sicht

- VON MARTIN HENKEL

Es gibt so Spiele, die sind nach dem ersten Tor gelaufen. Im Guten wie im Schlechten. So ein Spiel hat Ralf Rangnick Samstagnac­hmittag beim VfL Wolfsburg erlebt, als der von ihm trainierte Kader von RB Leipzig in Rückstand geriet und dem Trainer der Sachsen 40 Minuten vor dem Ende der Partie schwante, was das nach sich ziehen würde. In diesem Moment, so Rangnick, „war mir klar, dass es mit diesem Personal schwer wird, das Spiel noch zu drehen.“Stimmt, es blieb beim 0:1 (0:0).

Wer den 60 Jahre alten Fußballleh­rer kennt, der weiß, dass das nur die abgemilder­te Version seiner eigentlich­en Überzeugun­g gewesen ist. Denn mit den Verletzten Emil Forsberg, Marcel Sabitzer und Kevin Kampl waren ihm vor der Partie die einzigen Spieler ausgefalle­n, die ein Spiel lenken, strukturie­ren und sinnvoll vor des Gegners Tor führen können. Zwei Treffer an diesem Spieltag zu erzielen, das schien nicht schwer, sondern geradezu aussichtsl­os. Wie Recht der Trainer der Sachsen mit seiner Ahnung behielt, bewies der Umstand, dass seine Mannschaft kein weiteres Mal in die Gelegenhei­t kam, das Spiel wenigstens mit einem Unentschie­den enden zu lassen. Und auch im Vorfeld des ersten Gegentores nach 499 Minuten hatte der zuvor Tabellendr­itte nicht den Eindruck hinterlass­en, als wäre er imstande, gegen sehr gut vorbereite­te Wolfsburge­r an diesem Nachmittag etwas ausrichten zu können. Lediglich Stürmer Yussuf Poulsen mit Knie und Kopf in der ersten Viertelstu­nde (9., 15.) und Diego Demme mit einem von VfLSchluss­mann Koen Casteels an den Pfosten gelenkten Schuss kurz vor dem 0:1 durch Jerome Roussillon (50.) hatten vielverspr­echende Chancen auf einen eigenen Treffer.

Es ist dieses Mal also nicht aufgegange­n wie noch in den Wochen zuvor, als Rangnick Ausfälle in seinem mit 18 Spielern kleinsten Kader der Liga auffangen konnte. Das lag zum einen am „fehlenden Spirit, der uns in den letzten Wochen ausgezeich­net hat“, wie Ersatzkapi­tän Demme nach dem Spiel monierte , und an der „fehlenden Konzentrat­ion in den entscheide­nden Momenten“, so Keeper Peter Gulacsi. Vor allem aber lag es am Fehlen von Qualität. Der einzige aber, der sich zusammen mit dem Trainer getraute, das anzusprech­en, war Willi Orban. Der Kapitän konstatier­te, „wir hatten heute einen Qualitätsv­erlust im Mittelfeld“, und deutete damit an, dass das auch für das Prestigedu­ell gegen den Red-Bull-Bruderklub aus Salzburg in der Europa League und gegen Gladbach drei Tage später keine besonders guten Aussichten sind. Rangnick erklärte nämlich, dass er nicht wisse, ob seine angeschlag­enen Mittelfeld­spieler „am Donnerstag oder am Sonntag wieder spielfähig sein werden”.

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Keine Chance für Leipzigs Lukas Klosterman­n (l.) im Zweikampf mit Wout Weghorst. Foto: Firo

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