Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Leipzig fehlt es an Personal und Qualität
0:1 in Wolfsburg zeigt die Schwächen des kleinsten Kaders der Liga auf. Besserung in den kommenden Spielen nicht in Sicht
Es gibt so Spiele, die sind nach dem ersten Tor gelaufen. Im Guten wie im Schlechten. So ein Spiel hat Ralf Rangnick Samstagnachmittag beim VfL Wolfsburg erlebt, als der von ihm trainierte Kader von RB Leipzig in Rückstand geriet und dem Trainer der Sachsen 40 Minuten vor dem Ende der Partie schwante, was das nach sich ziehen würde. In diesem Moment, so Rangnick, „war mir klar, dass es mit diesem Personal schwer wird, das Spiel noch zu drehen.“Stimmt, es blieb beim 0:1 (0:0).
Wer den 60 Jahre alten Fußballlehrer kennt, der weiß, dass das nur die abgemilderte Version seiner eigentlichen Überzeugung gewesen ist. Denn mit den Verletzten Emil Forsberg, Marcel Sabitzer und Kevin Kampl waren ihm vor der Partie die einzigen Spieler ausgefallen, die ein Spiel lenken, strukturieren und sinnvoll vor des Gegners Tor führen können. Zwei Treffer an diesem Spieltag zu erzielen, das schien nicht schwer, sondern geradezu aussichtslos. Wie Recht der Trainer der Sachsen mit seiner Ahnung behielt, bewies der Umstand, dass seine Mannschaft kein weiteres Mal in die Gelegenheit kam, das Spiel wenigstens mit einem Unentschieden enden zu lassen. Und auch im Vorfeld des ersten Gegentores nach 499 Minuten hatte der zuvor Tabellendritte nicht den Eindruck hinterlassen, als wäre er imstande, gegen sehr gut vorbereitete Wolfsburger an diesem Nachmittag etwas ausrichten zu können. Lediglich Stürmer Yussuf Poulsen mit Knie und Kopf in der ersten Viertelstunde (9., 15.) und Diego Demme mit einem von VfLSchlussmann Koen Casteels an den Pfosten gelenkten Schuss kurz vor dem 0:1 durch Jerome Roussillon (50.) hatten vielversprechende Chancen auf einen eigenen Treffer.
Es ist dieses Mal also nicht aufgegangen wie noch in den Wochen zuvor, als Rangnick Ausfälle in seinem mit 18 Spielern kleinsten Kader der Liga auffangen konnte. Das lag zum einen am „fehlenden Spirit, der uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat“, wie Ersatzkapitän Demme nach dem Spiel monierte , und an der „fehlenden Konzentration in den entscheidenden Momenten“, so Keeper Peter Gulacsi. Vor allem aber lag es am Fehlen von Qualität. Der einzige aber, der sich zusammen mit dem Trainer getraute, das anzusprechen, war Willi Orban. Der Kapitän konstatierte, „wir hatten heute einen Qualitätsverlust im Mittelfeld“, und deutete damit an, dass das auch für das Prestigeduell gegen den Red-Bull-Bruderklub aus Salzburg in der Europa League und gegen Gladbach drei Tage später keine besonders guten Aussichten sind. Rangnick erklärte nämlich, dass er nicht wisse, ob seine angeschlagenen Mittelfeldspieler „am Donnerstag oder am Sonntag wieder spielfähig sein werden”.