Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Demonstration der Stärke
Die Rollstuhl-Basketballer der Thuringia Bulls entscheiden das Gipfeltreffen beim RSV Lahn-Dill mit 67:58 für sich
Mit dem 67:58-Erfolg beim bis dato ebenfalls unbesiegten RSV LahnDill wahrten die Rollstuhl-Basketballer der Thuringia Bulls ihre weiße Weste. Gleichzeitig demonstrierten sie beim Serienmeister der Vorjahre, wer nunmehr in Deutschland das sportliche Sagen hat.
Dabei lag hinter dem Titelverteidiger aus Elxleben eine ganz harte Woche. Eine schwere Erkrankung von Matt Scott zwang Trainer Michael Engel vor 1500 Zuschauern zum Umstellen. In die erste Fünf rückte André Bienek – und das Bullen-Spiel lief gewohnt reibungslos. Bei einer 9:2-Führung der Gäste war der Gastgeber früh zur Auszeit gezwungen, fand aber kein Rezept gegen die Thüringer. Die mitgereisten Bullen-Anhänger kamen auf ihre Kosten – und das erste Viertel endete 22:13.
Paralympics-Sieger Jake Williams übernahm von Beginn an das Zepter für Landsmann Scott und lenkte die Bullenherde mit großer Übersicht. Er übernahm die Verantwortung und traf die Entscheidungen. Sein Team gestattete dem Gegner insgesamt nur selten freie Würfe. Dank dieser Abwehrstärke kontrollierten die Bullen das Spielgeschehen bis zur Halbzeit (41:29). Lahn-Dill kam mit verändertem Line-Up in die zweite Hälfte und die Bullen waren ein wenig unaufmerksam. Rasch verkürzten die Gastgeber auf fünf Punkte und Engel mahnte seine Mannen zur konzentrierten Arbeit. Das Spiel ging fortan hin und her und zum letzten Viertel stand es 51:46 für die Elxlebener.
Das Spiel drohte zu kippen, allerdings zeigten die Bullen, dass sie mittlerweile zu einer großen Mannschaft gereift sind. In der Offensive spielten sie ihre Angriffe bis zur besten Wurfoption aus und im Umkehrspiel machten sie vor dem eigenen Korb die Reihen dicht. In den letzten fünf Minuten erlaubten die Bullen den Hessen nur schwere Würfe, die nur selten ihr Ziel fanden. Eine Minute vor Ende brachte Williams seine Mannschaft mit seinem zweiten Dreier endgültig auf die Siegerstraße und krönte sich zum „Spieler des Spiels“: 26 Punkte, elf Assists und acht Rebounds standen für ihn zu Buche. Damit gewannen die Bullen die letzten vier Spiele in Folge gegen den großen Konkurrenten. Und der inoffizielle Titel der „Rollstuhlbasketball-Hauptstadt“wandert vorübergehend in ein kleines Dorf vor den Toren Erfurt. Die Bundesliga-Tabellenführung ohne Niederlage in acht Spielen gab es als Sahnehäubchen noch oben drauf. (ll)