Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Hamilton gewinnt auch das Finale
Formel-1-Weltmeister kommt in Abu Dhabi vor Vettel ins Ziel. Die beiden Kontrahenten loben sich danach gegenseitig
Wenn es um nichts mehr geht, kann ein munteres Formel-1-Rennen dabei heraus kommen. Der Große Preis von Abu Dhabi überraschte auch mit einem zwischenzeitlichen Regenschauer, aber ansonsten war das Wüstenrennen zum Saisonschluss die perfekte Generalprobe für die Saison 2019, vielleicht dann nur in anderer Reihenfolge. Weltmeister Lewis Hamilton fuhr seinen elften Saisonsieg ein, vor dem Vize Sebastian Vettel und dem Möchtegern-Champion Max Verstappen. SilberRot-Blau, das bleiben die beherrschenden Farben der Königsklasse.
Alonso verabschiedet sich mit Donuts
Hollywood-Star Will Smith schwenkte die Zielflagge für seinen Kumpel Hamilton. Seite an Seite machten der Brite und sein Gegenspieler Vettel mit rauchenden Reifen ein paar Drehungen, auch der scheidende Fernando Alonso durfte bei den sogenannten Donuts mitmachen. Wer stahl da wem die Show? Es war das meistfotografierte Finish der jüngeren Geschichte. Dann standen sich Hamilton und Vettel Auge in Auge gegenüber, beide zufrieden grinsend, darüber dass nach 21 anstrengenden Rennen der Zweikampf für ein Vierteljahr vorbei war. Der Erste machte dem Zweiten Komplimente: „Sebastian und ich haben oft genug Rad an Rad gekämpft. Das geht schon seit der Formel 3 so. Er ist ein ehrlicher, hart arbeitender Rennfahrer, er viel Druck gemacht. Wir mussten alles geben in diesem Titelkampf, er auch. Ich bin wirklich dankbar für diesen Kampf.“
Vettel gab entspannt zurück: „Er ist der Champion, er hat es verdient. Es war ein hartes Jahr, ich habe alles versucht, auch diesmal wieder bis zur letzten Runde. Ich hätte übers Jahr hinweg gern mehr Rad an Rad gekämpft.“Dann schaltete der Ferrari-Pilot in den Angriffsmodus: „Wir werden versuchen, noch stärker zurückzukommen.“
Ein paar Kuriositäten brachte der letzte WM-Lauf mit sich: Nico Hülkenberg beendete ein durchwachsenes Jahr bei Renault schon früh, ihm wurde ein kleiner Rempler von Romain Grosjean zum spektakulären Verhängnis – sein Auto hing schon in der ersten Runde nach ein paar Überschlägen seitwärts in den Leitplanken, aus dem Heck kamen ein paar Feuerstöße, aber der Pilot aus Emmerich konnte sich wegen des Überrollbügels Halo nicht selbst befreien. Aber er funkte aus der Überkopfposition, dass alles okay sei.
Auch beim Neustart zog Lewis Hamilton weg, stoppte früh, blieb trotz Uraltreifen mit Leichtigkeit vorn. Ein neuerlicher, letzter Beweis für die Form von Siegfahrer und Siegerpfeil. Munterer ging es bei den Verfolgern los, die sich den Mercedes-Adjudanten Valterri Bottas schnappten. Verstappen rumpelte sich geschickt aufs Podium, das war seine übliche Stilprobe, sein Handicap aber war, dass sein Motor anfangs selbstständig in den Ruhemodus geschaltet hatte. Als wollte sich Renault noch ein letztes Mal für all die Beschimpfungen rächen… Vettels neuer Nebenmann Charles Leclerc kam auf einen achtbaren siebten Rang, während der scheidende Kimi Räikkönen früh ohne Power ausrollte. Ein hakelnder Ferrari-Boxenstopp beim Heppenheimer kann keinen überraschen, wohl aber Regen bei einem Wüstenrennen. Aber auch das blieb nur ein amüsantes Zwischenspiel, die Saison wurde routinemäßig zu Ende gebracht – dazu gehörte, dass Fernando Alonso in seinem allerletzten Grand Prix die Punkteränge knapp verpasste und noch eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafen aufgebrummt bekam: Ironischerweise wegen Verlassens der Strecke. „Du bist ein Champion“, sagte der Teamchef Zak Brown. Alonso versprach später: „Ich werde immer ein Fan der Formel 1 bleiben.“