Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Vorreiter bei Parität?
Rot-Rot-Grün könnte Frauenrechte stärken
Noch vor 100 Jahren war es undenkbar, dass Frauen bei einer Wahl ihre Stimme abgaben, geschweige denn selbst gewählt werden konnten. Seitdem hat sich einiges getan. Beispielsweise dürfen Frauen seit 1977 arbeiten gehen, ohne ihren Ehemann um Erlaubnis bitten zu müssen. Und im Grundgesetz steht sogar: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“
Doch so viel sich in der Zwischenzeit auch zum Positiven geändert hat, so viel gibt es immer noch zu tun.
Vor der Geburtsstunde des Frauenwahlrechts im November 1918 galt das weibliche Geschlecht als zu emotional für die Politik. Frauen, so hieß es, hätten sich ihrem Gatten unterzuordnen. Dieses antiquierte Rollenverständnis gehört glücklicherweise der Vergangenheit an. Eine seit mehr als 13 Jahren regierende Kanzlerin ist ein Beleg dafür. Dennoch haben es Frauen in der von Männerbünden dominierten Welt weiter schwer sich zu behaupten.
Deshalb ist die Debatte über ein Paritätsgesetz in Thüringen wichtig, wenn auch keineswegs neu. Auch in anderen Bundesländern wird darüber gestritten: In Schleswig-Holstein scheiterten die Grünen mit einem vergleichbaren Vorstoß. Erst kürzlich ging die Linke in Mecklenburg-Vorpommern damit baden. Und selbst im konservativen Bayern stand das Thema schon auf der Tagesordnung. Rot-Rot-Grün könnte dafür sorgen, dass der Freistaat beim Paritätsgesetz zum Vorreiter wird. Da wär‘ doch mal was.