Thüringische Landeszeitung (Gotha)
Kleiner Babyboom wieder vorbei
Thüringen stellt das neue Statistische Jahrbuch vor. Zahl der Gestorbenen liegt weiter über der der Geborenen
Nach dem kleinen Babyboom der vergangenen Jahre sind in Thüringen 2017 wieder weniger Jungen und Mädchen geboren worden.
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes kamen rund
18.100 Babys zur Welt, im Jahr
2016 waren es etwa 18.500. Diese Daten stünden allerdings nicht für einen Einbruch der Geburtenzahlen, sagte Innenminister Georg Maier (SPD) am Montag in Erfurt.
Die Menschen seien „weiterhin der Auffassung, dass es sich lohnt, Kinder in die Welt zu setzen, auch und gerade in Thüringen“. Maier äußerte sich anlässlich der Präsentation des aktuellen Statistischen Jahrbuchs. Die Zahl der Neugeborenen in Thüringen war bald nach der Wende dramatisch zurückgegangen. Kamen 1990 im Freistaat nach Angaben der Statistiker noch etwa 28.800 Kinder auf die Welt, waren es 1991 nur noch 17.500.
Diese Zahl ging in den 1990erJahren weiter zurück, seit etwa
2011 stieg sie dann jedoch wieder. In mehreren Kommunen klagen Eltern inzwischen verstärkt über fehlende Kita-Plätze und zu wenige Räume an Schulen.
Nach Angaben der Statistiker ist der kleine Babyboom der vergangenen Jahre vor allem darauf zurückzuführen, dass nichtdeutsche Frauen - beispielsweise Flüchtlinge - ein oder mehrere Kinder bekamen.
Dies habe sich als Sondereffekt niedergeschlagen, der die Gesamtzahl der Thüringer aber nicht nachhaltig beeinflussen werde. Vor diesem Hintergrund zeigt die Bevölkerungsstatistik für das Jahr 2017 nun auch jenen Trend deutlich, vor dem die Statistiker
schon seit Langem warnen: den sogenannten Sterbefall-Überschuss. So starben 2017 etwa 11.200 Menschen im Freistaat mehr als geboren wurden oder von außerhalb zuzogen.
Der Sterbefall-Überschuss werde in den nächsten Jahren immer größer und dafür sorgen, dass die Bevölkerungszahl langfristig sinke, hieß es.
Diese Entwicklung sei die große politische Herausforderung
für die nächsten Jahrzehnte, sagte Maier. Thüringen sei immer schon ein relativ dünn besiedeltes Flächenland gewesen. Besonders im ländlichen Raum müsse nun mehr noch als zuvor dafür gesorgt werden, dass dort trotz weiter sinkender Einwohnerzahlen auch künftig Busse fahren oder Menschen kurze Wege bis zum nächsten Arzt oder der nächsten Schule haben. „Wir haben eine komplette Generation verloren“, stellte der Minister fest.
Der Präsident des Landesamtes für Statistik, Holger Poppenhäger, erklärte zur Vorstellung des Statistischen Jahrbuches, die Behörde arbeite derzeit an einer weiteren Vorausberechnung. Diese werde eine Prognose zur Zahl der Thüringer bis ins Jahr 2040 liefern; sie soll 2019 vorliegen. Die gegenwärtigen Vorausberechnungen reichen bis ins Jahr 2035. Danach würden in Thüringen dann nur noch etwa 1,88 Millionen Menschen leben, derzeit sind es etwa 2,15 Millionen. (dpa)
„Es lohnt sich, weiterhin Kinder in die Welt zu setzen – auch und gerade in Thüringen“
Innenminister Georg Maier (SPD)