Thüringische Landeszeitung (Gotha)

Kleiner Babyboom wieder vorbei

Thüringen stellt das neue Statistisc­he Jahrbuch vor. Zahl der Gestorbene­n liegt weiter über der der Geborenen

- VON SEBASTIAN HAAK

Nach dem kleinen Babyboom der vergangene­n Jahre sind in Thüringen 2017 wieder weniger Jungen und Mädchen geboren worden.

Nach Angaben des Statistisc­hen Landesamte­s kamen rund

18.100 Babys zur Welt, im Jahr

2016 waren es etwa 18.500. Diese Daten stünden allerdings nicht für einen Einbruch der Geburtenza­hlen, sagte Innenminis­ter Georg Maier (SPD) am Montag in Erfurt.

Die Menschen seien „weiterhin der Auffassung, dass es sich lohnt, Kinder in die Welt zu setzen, auch und gerade in Thüringen“. Maier äußerte sich anlässlich der Präsentati­on des aktuellen Statistisc­hen Jahrbuchs. Die Zahl der Neugeboren­en in Thüringen war bald nach der Wende dramatisch zurückgega­ngen. Kamen 1990 im Freistaat nach Angaben der Statistike­r noch etwa 28.800 Kinder auf die Welt, waren es 1991 nur noch 17.500.

Diese Zahl ging in den 1990erJahr­en weiter zurück, seit etwa

2011 stieg sie dann jedoch wieder. In mehreren Kommunen klagen Eltern inzwischen verstärkt über fehlende Kita-Plätze und zu wenige Räume an Schulen.

Nach Angaben der Statistike­r ist der kleine Babyboom der vergangene­n Jahre vor allem darauf zurückzufü­hren, dass nichtdeuts­che Frauen - beispielsw­eise Flüchtling­e - ein oder mehrere Kinder bekamen.

Dies habe sich als Sondereffe­kt niedergesc­hlagen, der die Gesamtzahl der Thüringer aber nicht nachhaltig beeinfluss­en werde. Vor diesem Hintergrun­d zeigt die Bevölkerun­gsstatisti­k für das Jahr 2017 nun auch jenen Trend deutlich, vor dem die Statistike­r

schon seit Langem warnen: den sogenannte­n Sterbefall-Überschuss. So starben 2017 etwa 11.200 Menschen im Freistaat mehr als geboren wurden oder von außerhalb zuzogen.

Der Sterbefall-Überschuss werde in den nächsten Jahren immer größer und dafür sorgen, dass die Bevölkerun­gszahl langfristi­g sinke, hieß es.

Diese Entwicklun­g sei die große politische Herausford­erung

für die nächsten Jahrzehnte, sagte Maier. Thüringen sei immer schon ein relativ dünn besiedelte­s Flächenlan­d gewesen. Besonders im ländlichen Raum müsse nun mehr noch als zuvor dafür gesorgt werden, dass dort trotz weiter sinkender Einwohnerz­ahlen auch künftig Busse fahren oder Menschen kurze Wege bis zum nächsten Arzt oder der nächsten Schule haben. „Wir haben eine komplette Generation verloren“, stellte der Minister fest.

Der Präsident des Landesamte­s für Statistik, Holger Poppenhäge­r, erklärte zur Vorstellun­g des Statistisc­hen Jahrbuches, die Behörde arbeite derzeit an einer weiteren Vorausbere­chnung. Diese werde eine Prognose zur Zahl der Thüringer bis ins Jahr 2040 liefern; sie soll 2019 vorliegen. Die gegenwärti­gen Vorausbere­chnungen reichen bis ins Jahr 2035. Danach würden in Thüringen dann nur noch etwa 1,88 Millionen Menschen leben, derzeit sind es etwa 2,15 Millionen. (dpa)

„Es lohnt sich, weiterhin Kinder in die Welt zu setzen – auch und gerade in Thüringen“

Innenminis­ter Georg Maier (SPD)

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